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Nach Rekordandrang: Flüchtlinge werden von Lampedusa aufs Festland gebracht


Andrang auf Mittelmeerinsel
Lampedusa: Migranten werden aufs Festland gebracht

Von dpa, afp
15.09.2023Lesedauer: 3 Min.
Lampedusa ist am Limit: Die italienische Insel ist maßlos überfordert und rief den Notstand aus. (Quelle: Glomex)

Die Lage auf der Mittelmeerinsel spitzte sich aufgrund von immer mehr Bootsmigranten zu: Jetzt konnten viele von ihnen weiterreisen.

Nach der Ankunft Tausender Bootsmigranten seit Wochenbeginn hat sich am Freitag die Situation auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa laut Rotem Kreuz entspannt. Am Morgen verließen rund 700 Bootsmigranten die kleine Insel mit Fähren und Polizeischiffen in Richtung Sizilien und Festland, hieß es in einer Mitteilung des italienischen Roten Kreuzes.

Im Laufe des Tages sollen weitere 2.500 Menschen von der Insel gebracht werden. "Jetzt, nach den Transfers, ist die Lage ruhiger", sagte der Direktor der Hilfsorganisation, Rosario Valastro, in den sozialen Medien.

Die italienischen Behörden stellten unter anderem ein Patrouillenboot der Marine und Fähren bereit, um die Flüchtlinge nach Sizilien oder auf das Festland zu bringen. Männer, Frauen und Kinder standen in langen Schlangen, um in Busse und Kleintransporter in Richtung des Hafens von Lampedusa zu steigen.

Unfall mit Bus bei Rom

Bei einer Weiterfahrt mit einem Bus sind am Freitagmorgen nahe der Hauptstadt Rom zwei Menschen ums Leben gekommen. Der Bus prallte auf der Autobahn frontal mit einem anderen Fahrzeug zusammen, berichteten die Nachrichtenagenturen Ansa und Adnkronos unter Berufung auf die Verkehrspolizei. Bei den Toten handelt es sich den Angaben zufolge um die Fahrer der beiden Fahrzeuge. 25 Migranten wurden laut Ansa verletzt – einige von ihnen schwer.

Der Bus war demnach von dem sizilianischen Küstenort Porto Empedocle in Richtung der norditalienischen Region Piemont unterwegs, um die Menschen in Aufnahmezentren auf dem Festland zu bringen.

Seit Wochenbeginn haben mehrere Tausend Bootsmigranten die Insel zwischen Sizilien und Nordafrika erreicht. Allein am Dienstag kamen mehr als 5.000 Menschen an – so viele wie noch nie an einem einzigen Tag. Nach Angaben des Innenministeriums in Rom kamen zwischen Montag und Mittwoch 10.000 Menschen auf Lampedusa an.

Dies entspricht mehr als der Bevölkerung der Insel. Wegen der Nähe zur tunesischen Küstenstadt Sfax gehört Lampedusa seit Jahren zu den Brennpunkten der Migration nach Europa. Der Stadtrat der Insel rief angesichts der zugespitzten Lage am Mittwochabend den Notstand aus.

"Momente tiefer Menschlichkeit"

Zeitweise hielten sich in dem vom Roten Kreuz betriebenen Erstaufnahmelager rund 6.800 Menschen auf – in der Kommune Lampedusa, zu der auch die Nachbarinsel Linosa gehört, gibt es knapp 6.500 Einwohner (Stand Juli 2023). In dem Camp spitzte sich die Lage am Mittwoch und Donnerstag zu – hinter den Toren drängten sich die Menschen und bei der Essensverteilung kam es zu chaotischen Szenen. Das dortige Aufnahmezentrum ist für weniger als 400 Menschen ausgelegt. Hunderte Menschen, darunter auch sehr kleine Kinder, mussten angesichts fehlenden Platzes auf der Straße schlafen.

Nach den ersten Transfers am Freitagmorgen befinden sich nach Angaben des Roten Kreuzes derzeit rund 3.800 Menschen in dem sogenannten Hotspot. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) kamen 2023 bislang mehr als 2.000 Menschen bei dem Versuch ums Leben, von Nordafrika aus über das Mittelmeer die Küsten Europas zu erreichen. Seit Jahresbeginn sind fast 126.000 Migranten an Italiens Küsten angekommen – 65.000 waren es im Vorjahreszeitraum.

Auf Bildern und Videos war zu sehen, wie zahlreiche Menschen am Hafen warten, auf das Festland gebracht zu werden. Valastro betonte, seine Hilfsorganisation tue auf Lampedusa "alles, was es kann, und noch mehr". Er bedankte sich bei den Freiwilligen und Bewohnern der Insel für "Momente tiefer Menschlichkeit und Gastfreundschaft".

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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