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Russland: Putin bringt Ukraine-Propaganda auf die Leinwand – Film floppt


Kriegsmüde Bevölkerung
Putin-Propaganda floppt in russischen Kinos

Von t-online, cry

03.09.2023Lesedauer: 2 Min.
Premieren-Vorführung eines Weltraum-Spielfilms in Nowosibirsk (Archivbild): Die russische Bevölkerung geht gern ins Kino, doch den ersten lange Propaganda-Film zum Angriff auf die Ukraine will kaum jemand sehen.Vergrößern des Bildes
Kino in Nowosibirsk (Archivbild): Die russische Bevölkerung geht gern ins Kino, doch den ersten lange Propaganda-Film zum Angriff auf die Ukraine will kaum jemand sehen. (Quelle: IMAGO/Kirill Kukhmar)

In den Staatsmedien lässt der Kreml Falschinformationen über seinen Krieg gegen die Ukraine verbreiten. Auch die Filmindustrie bleibt nicht verschont, doch die Russen sind das Thema leid.

Seit knapp einem Monat trifft Popcorn auf russische Kriegspropaganda: Mit Fake News in Spielfilmlänge versucht Moskau die Bevölkerung bei der Stange zu halten. "The Witness", zu Deutsch "Der Zeuge", heißt das erste abendfüllende Drama über Russlands Überfall auf die Ukraine. Als Erstes hatte unter anderem der britische "Guardian" über den Film berichtet.

Die Geschichte folgt dem Protagonisten Daniel Cohen, der wenige Tage vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine reist. Als Violinist will er dort einige Konzerte spielen, wird jedoch mit Kriegsausbruch in Kämpfe in Kiew verwickelt. Man sieht, wie er, so die offizielle Zusammenfassung, "unmenschliche Verbrechen und blutige Provokationen durch ukrainische Nationalisten" mitbekommt, beobachtet aus seiner Perspektive, wie ukrainische Soldaten Hitler die Treue schwören und ein Kommandant eine Ausgabe von "Mein Kampf", dem volksverhetzenden Buch des einstigen deutschen Diktators, mit sich herumträgt.

Leere Säle, kaum Einnahmen

Nach diesen Eingangsszenen macht sich Cohen auf, die vermeintliche Wahrheit über den Konflikt herauszufinden. Als Zuschauer bekommt man auf dieser Mission die irrsinnige und doch eisern beibehaltene Angriffserklärung des Kreml serviert: Die Ukraine werde angeblich von Neonazis kontrolliert und müsse von Russland "entnazifiziert" werden. Während der rund 120 Minuten Laufzeit folgt dann eine Falschinformation auf die nächste. Doch kaum etwas davon scheint tatsächlich die Bevölkerung zu erreichen. Der Film ist ein Flop.

Seit "The Witness" am 17. August angelaufen ist, hat er in den ersten zwei Wochen weniger als 14 Millionen Rubel eingespielt, was nicht einmal 135.000 Euro entspricht. Dabei lagen die Produktionskosten des Propagandafilms bei rund 200 Millionen Rubel, umgerechnet knapp 2 Millionen Euro. Laut dem "Guardian" berichten Zuschauer aus ganz Russland von leeren Kinosälen. Es scheint daher fraglich, wie effektiv die immer noch zunehmend schärfere Kriegsrhetorik in dem Land tatsächlich ist.

Viele Russen wollen vom Krieg nichts wissen

"Die Russen werden überall mit Propaganda gefüttert – im staatlichen Fernsehen, auf der Straße, in Schulen und Universitäten", zitiert der "Guardian" Iwan Philippow, Kreativdirektor in der Produktionsfirma des aus Russland geflüchteten Filmproduzenten Alexander Rodnjanski. Es sei nicht überraschend, dass die Menschen nicht auch ihr eigenes Geld ausgeben wollen, um noch mehr vom Gleichen zu sehen, so Philippow.

Meinungsumfragen haben wiederholt gezeigt, dass viele Russinnen und Russen es vorziehen, den Krieg gegen die Ukraine nicht zu thematisieren. Laut einer Umfrage des Levada-Zentrums, dem einzigen unabhängigen Meinungsforschungsinstitut des Landes, aus dem August, informieren sich 40 Prozent der Bevölkerung nicht aktiv über die Ereignisse in der Ukraine. Nur 23 Prozent gaben an, den Verlauf der Kämpfe "aufmerksam" zu verfolgen.

"Viele wollen Filme sehen, die sie für einen Moment vergessen lassen, was wirklich vor sich geht, und die düsteren Nachrichten aus der Ukraine vergessen lassen", so Philippow. Das Letzte, was sie wollten, sei es, an den Krieg erinnert zu werden.

Verwendete Quellen
  • theguardian.com: "Kremlin’s propaganda film about Ukraine war plays to empty cinemas"
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