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Brennender Frachter in Nordsee vor Ameland: Warum wird er nicht gelöscht?


Brennender Frachter in der Nordsee
Unlöschbar

Von t-online
Aktualisiert am 27.07.2023Lesedauer: 4 Min.
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Brennender Frachter: Luftaufnahmen zeigen das Schiff in der Nordsee. (Quelle: t-online)

Seit Dienstag brennt ein Autofrachter in der Nordsee. Die niederländische Küstenwache geht nun von drei möglichen Szenarien aus.

In der niederländischen Nordsee steht ein Frachter mit fast 3.800 Autos an Bord in Flammen. Am Dienstag kurz vor Mitternacht meldete die Besatzung der "Fremantle Highway" der zuständigen niederländischen Küstenwache, dass an Bord ein Feuer ausgebrochen sei. Die gesamte Besatzung musste das Schiff verlassen, ein Mann kam bei der Evakuierung ums Leben.

Auch am Donnerstag ist die Situation weiter angespannt. Die Flammen wüten nach wie vor in dem Frachter, der über Nacht den Angaben der Küstenwache zufolge leicht nach Westen abgedriftet ist und sich nun etwa 16 Kilometer nördlich der Insel Terschelling befindet.

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Nicht nur Umweltschützer befürchten eine Katastrophe, sollte das Schiff sinken oder brechen. Wenn Öl und Autos ins Wasser geraten, könnte das die Küsten sowie das unter Schutz stehende Wattenmeer verseuchen. Es wäre auch eine Bedrohung für die deutschen Wattenmeerinseln. Hier lesen Sie mehr dazu. Als eine der ökologisch wertvollsten Regionen der Erde ist das Wattenmeer Unesco-Weltnaturerbe.

"Der einzigartige Nationalpark Wattenmeer ist ernsthaft in Gefahr", sagte Umweltministerin Steffie Lemke (Grüne) am Donnerstag. Deutschland werde "alles zur Verfügung stellen, was helfen kann", so die Ministerin. Doch warum kann das Feuer nicht einfach gelöscht werden?

Küstenwache: "Das haben wir bewusst nicht gemacht"

Der Schiffssicherheitsexperte Lars Tober weist auf die besonderen Schwierigkeiten des Löschvorgangs hin. Der Brand sei so schwer zu löschen, weil man nicht von innen herankomme. "Das ist ja eine große Hülle, in der es innen brennt", sagte er am Donnerstag im "ZDF-Morgenmagazin". "Ich kann nur von außen Wasser draufgeben, ich komme also nicht rein, ich habe keine Öffnung, wo ich irgendwo sinnvoll Löschmittel einsetzen kann", so Tober von der Gesellschaft für Sicherheitstechnik und Schiffssicherheit Ostsee.

Auch Edwin Granneman von der niederländischen Küstenwache betonte: "Es gibt weder auf dem Schiff selbst noch vom Wasser aus Löschmöglichkeiten", sagte er dem öffentlich-rechtlichen Sender der Niederlande, NOS, am Mittwoch. Warum nicht einfach mit viel Wasser löschen? "Das haben wir bewusst nicht gemacht", so Granneman. "Sobald man das ganze Wasser in das Schiff spritzt, kann das Auswirkungen auf die Stabilität haben. Das Schiff kann dann kippen."

Laut dem Sprecher der Küstenwache gebe es mittlerweile drei unterschiedliche Szenarien, wie es mit der "Fremantle Highway" weitergehen könnte: Das Schiff könnte sinken, abgeschleppt werden – oder man könnte es ausbrennen lassen.

Szenario 1: Frachter könnte sinken

Das 199 Meter lange Schiff könnte sinken. Auch wenn der Frachter vorerst stabil sei, stelle man sich auf diese Möglichkeit ein, so die Küstenwache. Der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN) zufolge könnte das etwa passieren, weil das Schiff durch die große Hitze instabil werde.

Auch Ministerin Lemke sagte am Donnerstagmorgen, es sei nicht völlig auszuschließen, dass es zu einer Katastrophe kommen könnte. "Es ist gut, dass wir gerade vor Kurzem gemeinsam mit den niederländischen Behörden eine Katastrophenübung durchgeführt haben", sagte die Ministerin im Deutschlandfunk.

Szenario 2: Küstenwache könnte Frachter abschleppen

Eine andere Möglichkeit besteht der niederländischen Küstenwache zufolge darin, das Schiff abzuschleppen. Sollte das möglich sein, setzt das Schiff dann womöglich sogar auf einer Sandbank auf, und das könnte ein Kentern vermeiden. Allerdings geht das nur unter einer Voraussetzung: Bevor der Frachter bewegt werden kann, muss zunächst die Temperatur an Bord sinken. "Um eine gute Schleppverbindung herzustellen, müssen tatsächlich Menschen an Bord des Schiffes sein", sagte Granneman NOS. "Ob das unter den aktuellen Umständen möglich ist, bleibt abzuwarten."

Bislang können wegen der hohen Temperatur auf dem Schiff und der starken Rauchentwicklung keine Bergungskräfte an Bord. Deshalb kühlten die Einsatzkräfte am Mittwoch die Seiten des Schiffes, indem sie Meerwasser darauf spritzen – in der Hoffnung, dadurch die Temperatur senken zu können. Experten auf dem niederländischen Rettungsschlepper "Guardian", welcher sich unter anderem in der Nähe der "Fremantle Highway" aufhält, überwachen demnach die Temperatur.

Inzwischen haben die Rettungskräfte die Kühlung des brennenden Frachters allerdings vorerst gestoppt. Die Gefahr sei zu groß, dass zu viel Meerwasser ins Schiff gelange, teilte die Küstenwache mit. Dadurch könne der Frachter "Fremantle Highway" instabil werden. An den Kühlarbeiten war auch ein deutsches Löschboot beteiligt.

Szenario 3: Schiff ausbrennen lassen

Die dritte Möglichkeit laut Granneman: das Schiff vollständig ausbrennen lassen und es dann bergen. Doch das könnte Wochen dauern. Hier lesen Sie mehr dazu.

Der Krisenstab der Küstenwache und mehrere Bergungsunternehmen treffen sich Medienberichten zufolge am Donnerstag, um die verschiedenen Szenarien zu besprechen. Die Experten an Bord des Notschleppers "Guardian" sammeln der niederländischen Küstenwache zufolge Informationen, um einen Bergungsplan auszuarbeiten.

In den vergangenen Jahren gab es mehrfach Brände an Bord von Autofrachtern. Im Februar 2022 hatte ein mit Luxuswagen des Volkswagen-Konzerns beladenes Schiff vor den Azoren Feuer gefangen. Nach rund zwei Wochen war die "Felicity Ace" mit rund 4.000 Autos an Bord bei einem Abschleppversuch im Atlantik gesunken.

Verwendete Quellen
  • kustwacht.nl: "Liveblog: Grote brand aan boord schip op de Noordzee" (niederländisch)
  • nos.nl: "Kustwacht: kan weken duren voor Fremantle Highway is uitgebrand" (niederländisch)
  • nos.nl: "Bijna 1000 auto's meer aan boord brandend vrachtschip, ligging stabiel" (niederländisch)
  • wiwo.de: "Warum die Löscharbeiten auf See so schwierig sind"
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters
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