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Umweltkatastrophe befürchtet: Brand auf Autofrachter in der Nordsee weiter außer Kontrolle


Wattenmeer in Gefahr
Wochenlanges Feuer auf Autofrachter befürchtet

Von dpa, t-online, cry

Aktualisiert am 27.07.2023Lesedauer: 3 Min.
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Brennender Frachter: Luftaufnahmen zeigen das Schiff in der Nordsee. (Quelle: t-online)
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Ein Frachtschiff mit Tausenden Autos steht weiter vor der Insel Ameland in Flammen. Spezialisten haben am Morgen einen erneuten Bergungsversuch gestartet, doch die Lage ist kompliziert.

In der Nordsee wird der Kampf gegen das Feuer auf einem Frachtschiff mit mehr als 3.000 Autos fortgesetzt. Nach mehr als 24 Stunden war der Brand am Donnerstagmorgen noch immer nicht unter Kontrolle. Spezialisten und die Wasserbehörde überlegen nun, wie man das etwa 200 Meter lange Schiff bergen kann. Sollte der Frachter sinken, droht eine Umweltkatastrophe in dem Naturschutzgebiet.

Falls das Öl an Bord ins Wasser gerät, könnten das Wattenmeer sowie die Nordseeküsten in Holland und Deutschland verseucht werden. Laut Meeresbiologe Thilo Maack von der Umweltorganisation Greenpeace würde das Öl ins Watt eindringen und dort über Jahre hinweg verbleiben. Die Bedrohung des Ökosystems geht allerdings nicht nur von dem Schiffstreibstoff aus.

Auch könnte bei Kontakt zwischen Wasser und den Autobatterien Säure entstehen, die der Umwelt ebenso schwer zusetzen dürften wie austretende Schwermetalle. Explizite Gefahr besteht hierdurch auch für die deutschen Wattenmeerinseln Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge.

Bundesumweltministerin äußert "große Sorge"

"Mich erfüllt das mit großer Sorge", sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) am Morgen im Deutschlandfunk zur gegenwärtigen Lage. Sie lobte den Einsatz der niederländischen und deutschen Havariekommandos und warnte vor einer möglichen Tragödie in der Nordsee.

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"Wir wissen, dass 1.600 Tonnen Schweröl an Bord sind, dass 200 Tonnen Marinediesel an Bord sind und natürlich auch noch die Autos. Sollte es wirklich zu einer Havarie kommen, dann könnte es zu einer Umweltkatastrophe kommen", so Lemke. "Deutschland wird alles zur Verfügung stellen, was helfen kann", schrieb die Grünen-Politikerin am Donnerstag bei Twitter. Ihre Gedanken seien bei den Crewmitgliedern und den Einsatzkräften, die versuchten, eine Katastrophe zu verhindern.

Niederländische Minister: Treibstoff würde wohl ins offene Meer strömen

Im Falle einer Ölpest geht der niederländische Infrastrukturminister Mark Habers davon aus, dass der Treibstoff nicht in Richtung der Küsten laufen wird. Wenn Öl aus dem Frachter ausströmen sollte, würde sich der Richtung Norden in die offene See verbreiten, teilte Harbers, dem Parlament in Den Haag am Donnerstag mit. Er beruft sich dabei auf die Vorhersagen für Wind und Strömung.

"Die heutigen und für die kommenden Tage vorhersehbaren Wind- und Wellenrichtungen sind so, dass eine mögliche Verschmutzung sich Richtung Norden verbreiten würde und also nicht zu den Wattenmeerinseln", teilte der Minister mit. Inseln, Küstenorte und Umweltschutzorganisationen befürchten eine Umweltkatastrophe, sollte der Frachter "Fremantle Highway" sinken.

Nach Angaben des Ministers lag der Frachter zunächst nahe der stark befahrenen Fahrrinne und einer wichtigen Gasleitung, als in der Nacht zu Mittwoch das Feuer ausbrach. Das Schiff sei mit einem Notkabel an einen Schlepper gekoppelt und wurde an eine andere Position gelegt. Diese Position könne gehalten werden. Es befinde sich nun etwa 16 Kilometer nördlich der Insel Terschelling, sagte ein Sprecher der Küstenwache der Deutschen Presse-Agentur. Es liege zurzeit stabil.

Autobatterie als mutmaßlicher Brandherd

Die Küstenwache fürchtet, dass das Feuer noch Tage oder sogar Wochen lodern könnte. Ein direktes Löschen ist nach Angaben der Küstenwache gefährlich. Denn das Löschwasser könnte das Schiff zum Kentern bringen. Die Ursache des Feuers ist bislang unklar. Vermutet wird jedoch, dass die Batterie mindestens eines E-Autos an Bord den Brand ausgelöst haben könnte.

Das Schiff habe 3.783 Autos geladen, teilte ein Sprecher der japanischen Reederei Kawasaki Kisen Kaisha der Deutschen Presse-Agentur in Tokio mit. Die niederländische Küstenwache hatte zuvor von 2.857 Autos gesprochen, davon 25 E-Autos. Das Schiff wurde von beiden Seiten mit Hilfe von Löschbooten gekühlt. Die Küstenwache rechnet damit, dass das Schiff noch tagelang brennt.

Die "Fremantle Highway" war auf dem Weg von Bremerhaven nach Singapur, als in der Nacht zum Mittwoch etwa 27 Kilometer vor der Küste der Wattenmeerinsel Ameland der Brand ausbrach. Die Besatzung musste das Schiff verlassen. Ein Mann starb, 22 weitere Personen wurden leicht verletzt.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • sz.de: "Autofrachter brennt in der Nordsee - Lage laut Küstenwache stabil"
  • deutschlandfunk.de: "Zum Schutz der Wälder – Interview mit Steffi Lemke, B90/ Die Grünen"
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