t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePanorama

Feuer auf Frachter mit fast 3000 Autos vor Ameland ausgebrochen – ein Toter


Ein Toter
Luftaufnahmen zeigen brennenden Autofrachter in Nordsee

Von dpa, t-online, csi

Aktualisiert am 26.07.2023Lesedauer: 4 Min.
Player wird geladen
Brennender Frachter: Luftaufnahmen zeigen das Schiff in der Nordsee. (Quelle: t-online)
News folgen

Ein E-Auto soll auf einem Frachter vor der niederländischen Wattenmeerinsel Ameland Feuer gefangen haben. Ein Mensch ist gestorben.

Vor der niederländischen Wattenmeerinsel Ameland ist Feuer auf einem Frachtschiff mit rund 3.000 Autos ausgebrochen. Ein Mensch sei ums Leben gekommen, teilte die Küstenwache am Mittwoch mit. Die genauen Umstände seines Todes sind noch unklar. Die übrigen 22 Mitglieder der Besatzung konnten demnach gerettet werden, einige seien verletzt worden. Rettungskräfte sind im Einsatz, um das Feuer zu löschen und ein Sinken des Schiffes zu verhindern. Die Bilder sehen Sie oben oder hier.

Ausgebrochen war das Feuer gegen Mitternacht auf der 199 Meter langen "Fremantle Highway", die unter der Flagge von Panama fährt. Und zwar bei den etwa 25 elektrischen Autos. Die Besatzung versuchte, den Brand einzudämmen. Doch der breitete sich so schnell aus, dass diese das etwa 200 Meter lange Schiff verlassen musste. Einige Menschen sprangen von Bord – rund 30 Meter in die Tiefe.

"Tun alles, um das zu verhindern"

Bei einem möglichen Sinken des Schiffes könnten Treibstoff, Öl und die etwa 3.000 Autos ins Wasser und auf den Meeresboden gelangen. "Wir tun alles, um das zu verhindern", sagte ein Sprecher der Wasserbehörde dem Radiosender NOS. Aber die Rettungskräfte bereiteten sich "auf alle Szenarien" vor.

Die Küstenwache bezeichnet die Lage am Mittwochabend als stabil. Spezialisten eines Bergungsunternehmens seien mit einem Hubschrauber über das brennende Schiff geflogen, teilt die Küstenwache am Abend mit. Die Experten auch von der zuständigen Wasserbehörde würden nun gemeinsam ein Vorgehen absprechen. Die Küstenwache rechnet damit, dass es noch Tage brennen könnte.

Nach Angaben der japanischen Reederei Kawasaki Kisen Kaisha habe man bisher keine Kenntnisse darüber, dass Öl aus dem Schiff ausgetreten sei. Das teilte das Unternehmen mit Sitz in Tokio am Mittwoch mit. Der Familie des Toten sprach die Reederei ihr aufrichtiges Beileid aus.

Das Schiff war den Angaben nach auf dem Weg von Deutschland nach Singapur. Es handle sich bei dem Frachter "Fremantle Highway" um ein gechartertes Schiff. Als Besitzer benannte der Reeder Luster Maritime S.A. Die Crew habe aus 21 indischen Staatsbürgern bestanden. Die niederländische Küstenwache sprach von 23 Crewmitgliedern.

Die Bergung sei schwierig, sagte der Sprecher der Küstenwache, Edwin Granneman. "Auf dem Schiff selbst wird auch nicht gelöscht und auch nicht von oben herab auf das Schiff", sagte der Sprecher. Denn bei zu viel Wasser auf dem Frachter, könne der instabil werden. "Das Schiff kann dann kentern." Daher kühlen Löschboote, darunter auch eins aus Deutschland, nun die Seitenkanten des Schiffes.

Empfohlener externer Inhalt
X
X

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Behörden in Deutschland alarmiert

"Einer nach dem anderen sprang", sagte Kapitän Willard Molenaar vom Amelander Rettungsboot, das als erstes an der Unglücksstelle war. "Die waren echt in Not, sonst springt man nicht einfach so tief." Sieben Menschen retteten er und seine Crew aus der See. Die übrigen wurden mit Hubschraubern von Bord geholt und in mehrere Krankenhäuser gebracht.

Laut Informationen der "Bild"-Zeitung wurden sie nach Lauwersoog in den Niederlanden und zum Flughafen Groningen Eelde gebracht. 16 Besatzungsmitglieder litten demnach unter Atemproblemen. In Lebensgefahr schwebe aber niemand.

Lösch- und Bergungsschiffe waren schnell zur Stelle – auch aus Deutschland kam Hilfe. Ein Notfallschlepper war noch in der Nacht von Helgoland gestartet. Mittlerweile wurde das Schiff durch eine anderes aus Deutschland ersetzt. Doch das Feuer war nur schwer zu löschen. Vor allem die Lithium-Batterien der E-Autos erschwerten die Löscharbeiten, sagte der Sprecher der Küstenwache.

Loading...
Symbolbild für eingebettete Inhalte

Embed

Möglicherweise waren sie auch Ursache des Brandes. Erst kürzlich hatte der Industrieversicherer der Allianz (AGCS) vor erhöhtem Brandrisiko durch den Transport der Lithium-Ionen-Akkus auf Schiffen gewarnt. Hauptursachen für Brände, die von den Akkus ausgehen, seien Produktionsdefekte, beschädigte Batteriezellen oder Geräte sowie eine Überladung oder Kurzschlüsse, schreibt der Versicherer in seiner neuesten Schifffahrtsstudie.

Sie seien tückisch, weil sie schwer zu löschen seien und sich spontan wiederentzünden könnten. "Die meisten Schiffe verfügen weder über ausreichenden Schutz noch über ausreichende Frühwarn- oder Löschfähigkeiten, um solche Brände auf hoher See zu bekämpfen", sagte der Schifffahrtsexperte Justus Heinrich.

Auch das Unternehmen BLG Logistics, das für das Verladen der Autos zuständig war, konnte am Mittwochnachmittag noch keine genaueren Angaben zu den Hintergründen des Feuers machen. Es galten bei dem Verladen "strenge Sicherheitsvorschriften", teilte eine Unternehmenssprecherin schriftlich t-online mit. Neben den Autos verschiedenster Hersteller habe das Schiff weitere "High & Heavy-Güter" geladen. Um was es sich konkret handelte, ging aus der Mitteilung nicht hervor.

"Könnte eine Umweltkatastrophe bedeuten"

Umweltorganisationen und auch Bürgermeister umliegender Gebiete sind besorgt über mögliche Schäden durch Öl oder Müll. "Das könnte eine Umweltkatastrophe für die Nordsee und das Wattenmeer bedeuten", warnte ein Sprecher der Stiftung De Noordzee am Mittwoch. Ein Untergang des brennenden Autofrachters könnte aus Sicht des Bürgermeisters der deutschen Nordseeinsel Borkum schwere Umweltschäden zur Folge haben. "Das Schlimmste wäre, dass das Schiff sinkt und unkontrolliert Schadstoffe in das Meer gespült werden", sagte Jürgen Akkermann (parteilos) der Deutschen Presse-Agentur.

Einige denken nun auch zurück an die Katastrophe des Containerschiffs MSC Zoe 2019. Damals hatte das Schiff in der stürmischen Nordsee auf der Fahrt nach Bremerhaven 342 Container verloren. Die meisten zerbarsten beim Aufprall auf dem Wasser, in der Folge trieb tonnenweise Müll an die Strände

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • bild.de: "E-Auto brennt! Schiff-Inferno in der Nordsee"
  • kustwacht.nl: "Grote brand aan boord schip op de Noordzee" (niederländisch)
  • myshiptracking.com: "Fremantle Highway"
  • handelsblatt.com: "Großbrand auf Autofrachter vor niederländischer Insel Ameland"
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website