Schweres Bootsunglück mit bis zu 500 Toten Ex-Politiker macht griechischer Küstenwache schwere Vorwürfe
Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Bis zu 500 Menschen starben nach einem Bootsunfall am Mittwoch vor der griechischen Küste. Ein Ex-Abgeordneter erhebt jetzt schwere Vorwürfe.
Nach dem Bootsunglück vor der griechischen Küste, bei dem am Mittwoch bis zu 500 Schutzsuchende vor der griechischen Küste starben, mehren sich die Ungereimtheiten. Im Fokus steht dabei mittlerweile auch die griechische Küstenwache.
Am Donnerstag gab Kriton Arsenis, ein ehemaliges Mitglied des europäischen Parlaments, ein Interview vor Medienvertretern. Darin erklärte er, er habe mit Überlebenden des Bootsunglücks gesprochen – und erhebt deshalb einen schweren Vorwurf gegen die griechische Küstenwache.
Schiff sei "plötzlich gekentert"
Arsenis erklärt, ihm hätten mehrere Überlebende vom Untergang des Schiffes erzählt. Demnach sei das völlig überfüllte Schiff gesunken, während es sich im Schlepptau eines Schiffs der griechischen Küstenwache befunden habe. "Das Boot der Geflüchteten war mit einem Seil am Schiff der Küstenwache befestigt", erklärt Arsenis im Interview mit Pressevertretern, das auf Twitter geteilt wurde. Plötzlich sei das Schiff gekentert.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
"Überlebende haben uns erzählt, die Küstenwache sei die ganze Zeit vor Ort gewesen. Auch als Menschen ertrunken sind", berichtet Arsenis. Die griechischen Behörden haben auf die Aussagen von Kriton Arsenis bisher nicht reagiert.
Griechenland an illegalen Pushbacks beteiligt
Der Politiker erklärt allerdings nicht, in welche Richtung das Boot der Geflüchteten gezogen wurde. Erik Marquardt, der für die Grünen im Europaparlament sitzt, stellt die Frage in den Raum, ob Griechenland das Boot von der eigenen Küste wegziehen wollte – in diesem Fall wäre das Unglück Teil eines illegalen Pushbacks.
Dabei werden Menschen, die in der EU ankommen, von Grenzbehörden zurück über die EU-Außengrenze oder aufs offene Meer geschickt. Sie sind im Kontext des Verbots der Kollektivausweisung in der Europäischen Menschenrechtskonvention illegal.
Im Mai veröffentlichte die "New York Times" erstmals Videos, die eine Beteiligung der griechischen Küstenwache an illegalen Pushbacks zeigen. Bis dahin hatte Griechenland eine Beteiligung an solchen Aktionen immer wieder bestritten.
- Twitterprofil @ErikMarquardt
- zdf.de: "Videos belegen Pushbacks in Griechenland"
- verfassungsblog.de: "Pushbacks sind illegal – und zwar immer"
- verfassungsblog.de: "Menschenrechtliche Grenzen für Pushbacks – und der weitergehende Schutz nach EU-Sekundärrecht"