Proteste gegen Regierung Peru: Tausende Touristen werden evakuiert
In der peruanischen Stadt Cusco sind wegen der Proteste Tausende Touristen gestrandet. Nun können sie ausgeflogen werden.
Perus Tourismusministerium lässt nach zunehmend gewaltsamen Protesten Tausende gestrandete Touristen aus der Stadt Cusco wegbringen, die Ausgangspunkt für Touren zur berühmten Inka-Ruinenstadt Machu Picchu ist. "Ich bin in Cusco, um die Evakuierung zu überwachen, nachdem der Flughafen heute wieder geöffnet wurde", zitierte die peruanische Nachrichtenagentur Andina Tourismusminister Luis Fernando Helguero am Freitagabend (Ortszeit).
Hintergrund der Proteste ist die Absetzung des linken Präsidenten Pedro Castillo vor eineinhalb Wochen. Bis zu 4.500 gestrandete Touristen und andere Personen, die in die Hauptstadt Lima mussten, seien bereits ausgeflogen worden, so Helguero weiter.
Situation der Touristen in Machu Picchu schwieriger
"Ich denke, dass am Samstag, spätestens am Sonntag, alle gestrandeten Touristen abreisen werden." Die Situation der Touristen in Machu Picchu sei schwieriger, sagte Helguero, auch weil die Zugstrecke beschädigt sei. Eine große Touristengruppe etwa habe 29 Kilometer zur nächsten Stadt gehen müssen.
Die Ruinenstätte Machu Picchu gehört zu den wichtigsten Touristenattraktionen Südamerikas und zählt seit 1983 zum Unesco-Weltkulturerbe. Die Stadt wurde im 15. Jahrhundert von den Inkas errichtet und empfängt Tausende Besucher am Tag. Der Hauptzugang erfolgt von Cusco aus. Der Zugverkehr nach Machu Picchu war am Dienstag wegen der Proteste aus Sicherheitsgründen ausgesetzt worden. Auch der Betrieb des Flughafens wurde eingestellt.
Boluarte lehnt Rücktritt ab
In der Region im Süden des Andenlandes, die als Hochburg von Ex-Präsident Castillo und seiner Anhänger gilt, kam es in den vergangenen Tagen zu Straßenblockaden und teilweise gewaltsamen Protestaktionen sowie Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Aber auch in Lima und anderen Städten forderten Tausende Menschen den Rücktritt von Castillos Nachfolgerin Dina Boluarte, die Schließung des Parlaments, baldige Neuwahlen und die Freilassung des Ex-Präsidenten aus der U-Haft.
Die erst vor anderthalb Wochen ins Amt gekommene Boluarte lehnt ihren Rücktritt allerdings ab. In einer Fernsehansprache kündigte Boluarte am Samstag an, "entschlossen" im Amt zu bleiben. An das Parlament appellierte sie erneut, vorgezogene Neuwahlen anzusetzen. Eine entsprechende Gesetzesvorlage war allerdings im konservativ geprägten Kongress gescheitert.
Zwei Minister treten zurück
Das Parlament hatte Castillo vor rund einer Woche abgesetzt. Zuvor hatte er versucht, das Parlament entgegen verfassungsrechtlicher Bestimmungen aufzulösen, um einem Amtsenthebungsverfahren zuvorzukommen. Wegen der Unruhen reichten zwei Minister von Boluartes Regierung ihren Rücktritt ein. "Heute Morgen habe ich mein Rücktrittsgesuch eingereicht. Der Tod von Landsleuten ist mit nichts zu rechtfertigen", twitterte Bildungsministerin Patricia Correa.
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Die Regierung hat einen 30-tägigen Notstand ausgerufen, der es Soldaten erlaubt, der Polizei bei der Wahrung der öffentlichen Sicherheit zu helfen und durch den Bürgerrechte eingeschränkt werden. Mindestens 17 Menschen kamen bei Zusammenstößen ums Leben, wie das Büro der Ombudsfrau mitteilte.
Castillo war im Juli 2021 als politischer Außenseiter an die Staatsspitze gewählt worden. Seitdem befand sich der Linkspolitiker in einem ständigen Machtkampf mit dem konservativ dominierten Kongress, der ihn schließlich wegen "moralischer Unfähigkeit" entmachtete. Nach Castillos Absetzung wurde mit Boluarte seine bisherige Stellvertreterin als neue Präsidentin vereidigt.
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP, Reuters