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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Jahreswechsel-Bilanz Böllerunfälle in Polen? "Diesen Mist kaufen wir nicht"
Illegale Polenböller haben beim Jahreswechsel in Deutschland wieder zu dramatischen Verletzungen geführt. Bei unserem Nachbarn fällt die Silvesterbilanz weniger schlimm aus.
Für einige Menschen in Deutschland hat das neue Jahr tragisch begonnen. Mindestens fünf Männer starben beim Hantieren mit Pyrotechnik, viele weitere Menschen mussten mit teils lebensbedrohlichen Verletzungen durch explodierende Feuerwerkskörper in Krankenhäusern behandelt werden. Mehr dazu lesen Sie hier.
Dabei warnte die Polizei schon Tage vor dem Jahreswechsel vor dem unsachgemäßen Umgang mit Pyrotechnik jeglicher Art, insbesondere nach Alkoholkonsum. Auch von gefährlichen und verbotenen Böllern aus Polen wurde abgeraten. Diese hatten bereits in der Vergangenheit zu schwersten Verletzungen geführt.
Friedlicher Jahreswechsel bei unserem Nachbarn
Umso erstaunlicher ist die Silvesterbilanz in Polen. Laut einer Polizeisprecherin verlief der Jahreswechsel bei Deutschlands östlichem Nachbarn weitgehend friedlich. Auch wenn es einige schwerwiegende Vorfälle gab: Im ganzen Land starb niemand aufgrund einer Böller-Explosion.
In der Silvesternacht griffen Polizisten in ganz Polen mehr als 14.000 Mal ein, hauptsächlich aus Ordnungsgründen, berichtete die Sprecherin weiter. Außerdem sicherten die Beamten öffentliche Veranstaltungen, Straßen sowie Bahnhöfe. Gewalttaten und absichtliche Zerstörung wie in Deutschland habe es nicht gegeben.
Insgesamt seien 36 Verkehrsunfälle registriert worden. Dabei kamen drei Menschen ums Leben, 34 wurden verletzt. Außerdem wurden laut dem Sender Polsat News 181 betrunkene Fahrer festgenommen. Einen weiteren Toten gab es, weil in Dąbrowa Górnicza, Provinz Schlesien, eine Person an Unterkühlung gestorben ist, berichtet der Sender Radio Zet.
Unfälle mit Feuerwerkskörpern
Durch Feuerwerk gab es einige Verletzte: So wurden in der Stadt Koszalin (Westpommern) zwei Jungen im Alter von 16 und 17 Jahren mit Verletzungen an den Händen in ein Krankenhaus gebracht. Zuvor hatten sie unsachgemäß mit Pyrotechnik hantiert. Ein weiterer schwerer Fall ereignete sich in Wieleń (Großpolen). Dort explodierte ein Feuerwerkskörper in den Händen eines 14-Jährigen. Der Teenager wurde ebenfalls in ein Krankenhaus gebracht.
In Poznań (Großpolen) wurden zwei Männer mit verletzten Händen in die Notaufnahme eines Krankenhauses gebracht, nachdem sie Böller und Feuerwerkskörper angezündet hatten. In Kalisz landete ein 29-Jähriger mit Gesichts- und Augenverletzungen in einer Klinik, berichtet der Fernsehsender TVP3 Poznań. In Kołobrzeg erlitt ein 18-jähriger Mann eine schwere Handverletzung, als er unachtsam Feuerwerkskörper benutzte. In Barnina wurde ein 48-jähriger Mann nach einer Böllerexplosion an der Wange verletzt.
Brandstiftung und Unfälle
Vergleichsweise harmlos war ein Vorfall in Ratibor (Schlesien). Dort hatten Unbekannte auf dem Marktplatz den Weihnachtsbaum angezündet.
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In der Provinz Schlesien sei die Feuerwehr vor allem wegen kleinerer Müll- oder Grasbränden gerufen worden. Michał Tomanek vom Presseteam der schlesischen Polizei sagte, er könne sich nicht erinnern, wann Silvester so friedlich gewesen sei. Große Zwischenfälle habe es nicht gegeben.
Auch in Katowice (Schlesien) war es überwiegend friedlich. Hier war die Polizei ebenfalls vor allem wegen Verkehrsunfällen im Einsatz, bestätigte der diensthabende Beamte des Krisenmanagements.
Polen geben ihr Geld lieber für andere Dinge aus
Wie kommt es, dass in Polen weniger Böllerunfälle verzeichnet wurden? Die Antwort kennt der ARD-Korrespondent Martin Adam. Ihm zufolge geben die Polen ihr Geld lieber für etwas anderes aus, sagte er dem Sender MDR. "In Polen knallen zu Silvester eher die Sektkorken", fügte Adam hinzu.
Viele Menschen in Polen würden sich das Geld für eigenes Feuerwerk sparen und sich lieber die offiziellen Shows ansehen, die von den Städten organisiert und bezahlt werden, erklärte Adam. Eine Frau aus Polen wies auf die besonders gefährlichen Inhaltsstoffe in verbotenen polnischen Böllern hin und sagte t-online: "Diesen Mist kaufen wir nicht."
- Eigene Recherche
- polsatnews.pl: "Trzy ofiary, kilkadziesiąt wypadków, ponad 14 tys. interwencji policji. Sylwestrowa noc okiem służb" (Polnisch)
- wydarzenia.interia.pl: "Tragiczny sylwester na drogach. Ofiary śmiertelne, dziesiątki rannych" (Polnisch)
- wiadomosci.wp.pl: "W wypadkach ofiary i ranni. Policja pokazała dane sylwestrowej nocy"
- poznan.tvp.pl: "Uszkodzone ręce i twarz. Bilans sylwestra" (Polnisch)
- szczecin.tvp.pl: "Sylwester: Urazy od fajerwerków, 342 interwencje pogotowia" (Polnisch)
- zakopane.policja.gov.pl: "Noc Sylwestrowa w Zakopanem – pierwsze podsumowanie pracy policjantów" (Polnisch)
- wiadomosci.radiozet.pl: "Wypadki, bójki i śmierć z wychłodzenia. Policja ujawniła dane o interwencjach w sylwestra" (Polnisch)
- szczecin.policja.gov.pl: "Kontrole punktów sprzedawania wyrobów pirotechnicznych"
- mdr.de: "Warum es in jedem EU-Land andere Feuerwerksregelungen gibt"