t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePanoramaGesellschaft

Ben Becker sorgt mit religiösem Text für Aufsehen


Schauspieler Ben Becker
"Das Leben wird in Echtzeit abgerechnet"

InterviewVon Simone Bischof

18.01.2025 - 08:51 UhrLesedauer: 4 Min.
Ben Becker: Der Schauspieler ist derzeit mit einem Werk aus dem 17. Jahrhundert auf Tournee.Vergrößern des Bildes
Ben Becker: Der Schauspieler ist derzeit mit einem Werk aus dem 17. Jahrhundert auf Tournee. (Quelle: FacelandCom)
News folgen

Ben Becker sorgt erneut mit einem religiösen Text auf der Bühne für Aufsehen. Mit t-online spricht er auch darüber, warum ihm die Auseinandersetzung mit dem Tod wichtig ist.

Die meisten Menschen kennen Ben Becker aus dem Fernsehen, etwa aus "Schlafes Bruder", den "Comedian Harmonists" oder dem "Tatort". Doch der vielseitige Schauspieler ist auch für seine intensive Bühnenpräsenz in Stücken wie "Judas" oder "Im Exil" bekannt, mit der er das Publikum in seinen Bann zieht.

Nun steht er erneut auf der Bühne: "Todesduell" des britischen Schriftstellers John Donne gilt als eine der bekanntesten Predigten weltweit und bietet einen schonungslosen Blick auf die Vergänglichkeit des Lebens. Zugleich vermittelt sie die kraftvolle Botschaft, den Tod nicht zu fürchten und das Leben zu feiern.

Die Wahl einer Predigt von 1631 passt gut in Beckers bisheriges künstlerisches Schaffen, das immer wieder von tiefgründigen Themen geprägt ist, die zum Nachdenken anregen. Im Gespräch mit t-online spricht Ben Becker, der im Dezember 60 Jahre geworden ist, über seinen furchtlosen Blick auf den Tod, dass es dabei auch um das Leben selbst geht und er sein Publikum dazu bewegen möchte, in einer schnelllebigen Welt innezuhalten.

t-online: Herr Becker, worin liegt für Sie der Sinn des Lebens?

Ben Becker: In der Liebe. Die Liebe, staunen zu dürfen. Die Liebe zur Neugier. Liebe zu meinen Mitmenschen, zu meiner Familie. Liebe zu diesem wunderschönen Planeten. Aber auch die Liebe zum Theater und zum Geschichten erzählen.

Sehen Sie im Geschichten erzählen Ihre Lebensaufgabe?

Ja. Und ich möchte noch ganz viele Geschichten erzählen. Ich bin nach wie vor ein sehr neugieriger und mitteilungsbedürftiger Mensch. Allerdings werde ich mit dem Alter ein bisschen ruhiger.

Sie sind im Dezember 60 Jahre geworden. Was beschäftigt Sie derzeit am meisten?

Jetzt, wo ich 60 bin und zurückblicke, fällt mir auf, wie schnell die letzten 20 Jahre vergangen sind. Das Leben wird in Echtzeit abgerechnet und das beschäftigt mich momentan. Ich finde das aber nicht negativ. Allerdings denkt man mit 20 noch nicht drüber nach. Das ist auch gut so.

Was war die größte Lektion in Ihrem Leben?

Lebenslektionen hören nicht auf, wir sind ihnen immer wieder ausgesetzt.

Beschäftigen Sie sich deshalb bei ihrer Bühnenarbeit oft mit existenziellen Fragen?

Ich finde Menschen spannend und beobachte gerne, wie sie ihr Leben meistern. Manchmal kritisiere oder bedaure ich Verhaltensweisen, auch meine eigenen. Oft werde ich aber auch zum Weinen oder Lachen gebracht. Deshalb beschäftige ich mich als Künstler mit existenziellen Fragen.

Kommen Sie aus diesem Grund gerne auf religiöse Themen zurück?

Ja. Es ist die Ernsthaftigkeit, die in religiösen Themen steckt. Mich interessieren Fragen wie "Wer sind wir?", "Woher kommen und wohin gehen wir?" und "Wie gehen wir miteinander um?". Damit befasst sich die Bibel, aber auch jeder religiöse Glauben. Ich suche mir die Stoffe aber nicht aus, weil sie biblischer Natur sind, sondern weil sie große existenzielle Themen behandeln: Liebe, Tod, Hass, Verrat und so weiter. Der Diskurs zwischen der geistlichen und der weltlichen Philosophie interessiert mich.

imago images 95376281
Ben Becker (Quelle: IMAGO / STAR-MEDIA)

Zur Person

Ben Becker hatte seinen Durchbruch 1995 in Joseph Vilsmaiers Romanverfilmung "Schlafes Bruder". Er spielte bislang in über 80 Film- und Fernsehproduktionen und wirkte in etlichen Theaterinszenierungen.

Haben Sie "Todesduell" auf die Bühne gebracht, weil es darin auch um die Existenz des Menschen geht?

Wir leben im Augenblick in keiner einfachen Zeit. Menschen sterben in Kriegen oder wegen des Klimawandels. Mit dieser Predigt möchte ich die Menschen an die Schönheit der Schöpfung als solche erinnern, und daran, was für ein wunderbares Geschenk das Leben ist – trotz Vergänglichkeit und Tod. Wir müssen alle irgendwann sterben. John Donne ist mit "Todesduell" Großes gelungen. Er selbst war sterbenskrank, als er die Predigt geschrieben hat. Und trotzdem hat er den Menschen vermittelt, wie wunderbar das Leben ist. Wir sollten in unserer schnelllebigen Zeit alle öfter innehalten und daran denken, das Leben wertzuschätzen.

Sollten wir auch weniger ängstlich vor dem Tod sein?

Über den Tod zu sprechen ist sicher nicht einfach. Ich finde es aber toll, wenn Menschen keine Berührungsängste davor haben und einen Weg für sich finden, damit klarzukommen. Der Tod ist unumgänglich – wie unsere Geburt. Man darf das Leben aber nicht vergessen, während man über den Tod nachdenkt. Ich selbst möchte meinen eigenen Tod, den Übergang, übrigens tatsächlich erleben – und nicht einfach vom Nachtbus überfahren werden.

Also möchten Sie Ihren Tod bewusst erleben?

Ja, aber nicht heute, wenn es geht. Denn wie gesagt, ich habe noch viele Geschichte zu erzählen, und so alt bin ich noch nicht. Ich bin auch noch ganz gut beieinander. (lacht)

Ihre Tochter steht zum ersten Mal mit Ihnen auf der Bühne. Ein Symbol, dass das Leben mit jeder Generation weitergeht?

So ist es. Meine Absicht ist, den Leuten die Schönheit des Lebens mit auf den Weg zu geben. Deswegen stehe ich auch am Ende des Abends mit meiner Tochter in einer Art Planetarium auf der Bühne und sage "Ja, es geht weiter" – mit der nächsten Generation an meiner Seite.

"Todesduell", alle Tourneetermine und Tickets unter benbecker.de

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Ben Becker
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Neueste Artikel



Telekom