Adel Krebs bei Royals: Öffentliches Reden hat Vorbildcharakter
Prinzessin Kate und König Charles bekommen Lob für die Öffentlichmachung ihrer Erkrankungen. Die beiden zeigen nicht nur, dass Krebs jeden treffen kann, sondern auch Wege zum Umgang damit.
Wer berühmt ist, kann nicht im Privaten schwer krank sein. Entweder es fällt auf, dass man abtaucht. Oder es fällt auf, dass man krank aussieht. Aber so manche Prominente geht damit nicht nur notgedrungen, sondern bewusst an die Öffentlichkeit - um die Wahrnehmung von Erkrankungen zu fördern und um anderen Betroffenen Mut zu machen.
Nun ist nicht bekannt, ob Prinzessin Kate (42) diesen Schritt in die Öffentlichkeit am vergangenen Freitag freiwillig tat. Fest steht aber: Sie bekommt viel Lob und Beachtung dafür, derart über ihre Krebserkrankung zu sprechen. Und wird damit ein Vorbild für Betroffene.
Ihre Videobotschaft helfe dabei, mehr über die Krankheit zu sprechen, sagt Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes. "Krebs ist vielfach ein Tabuthema. Viele sprechen nicht darüber. Und viele Angehörige und Freunde eines an Krebs erkrankten Menschen sind verunsichert, ob und wie sie den Menschen ansprechen sollen." Dass Prominente wie die Prinzessin solche Informationen teilten, könne diese Unsicherheiten abbauen.
Kate hat vor wenigen Tagen in einer weltweit beachteten Videobotschaft offengelegt, dass bei ihr nach einer Operation Mitte Januar im Bauchraum Krebs gefunden worden war. Auf Rat ihres Ärzteteams bekomme sie vorsorglich eine Chemotherapie. "Das war natürlich ein riesiger Schock, und William und ich haben alles getan, was wir konnten, um das im Interesse unserer jungen Familie privat zu verarbeiten und zu bewältigen", sagte Kate dazu.
Die Botschaft: Krebs kann jeden treffen
"So eine Nachricht macht natürlich auch Angst, wenn man erkennt, das kann jeden treffen. Selbst jemanden wie Kate, die wahrscheinlich sehr sportlich ist, gesund lebt und relativ jung ist", sagt Prof. Anja Mehnert-Theuerkauf vom Vorstand der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Krebsstiftung. "Aber es hilft Betroffenen, das Thema so in den Mittelpunkt der Gesellschaft zu stellen. Krebs ist eine Volkskrankheit. Es kommt häufig vor, es kann jeden treffen."
Die Videobotschaft zeigt Kate alleine auf einer Bank. Im Hintergrund blühen Narzissen, sie trägt einen gestreiften Pullover und Jeans. Sie ist weniger geschminkt als sonst, wirkt natürlicher. Eine Frau mittleren Alters, die Krebs bekämpft und drei kleinen Kindern beibringen musste, dass Mama krank ist.
"Ich fand besonders gut, dass sie auch gesagt hat, dass sie eine Zeit brauchten, um mit der Familie, mit den Kindern darüber zu sprechen", sagt Mehnert-Theuerkauf. Und Gemma Peters, Hauptgeschäftsführerin der britischen Hilfsorganisation Macmillan Cancer Support, ist überzeugt: Viele werden sich mit der Prinzessin und ihrem Mann, Prinz William, identifizieren. "Einige der ersten Gedanken, die Eltern nach ihrer Krebsdiagnose haben, ist, wie sich dies auf ihre Kinder auswirken wird, und wenn sie mit ihnen darüber sprechen, ob diese sich dann Sorgen machen", so Peters. "Aber es ist wichtig, ihnen eine Chance zu geben, offen über ihre Ängste zu reden."
So kann man als Betroffener auch kommunizieren
Diese Öffentlichmachung enthielt aber noch mehr als nur diese Informationen: "Was ich bei Kate gut fand, ist nicht nur, dass sie es kommuniziert hat, sondern auch wie sie es kommuniziert hat - also nichts dramatisieren, sehr sachlich, keine Details offen legend", sagt Mehnert-Theuerkauf. Kate werde mit dieser Botschaft "ein gutes Rollenvorbild, weil sie aufzeigt, wie man als Betroffener so etwas kommunizieren kann, etwa im Kollegenkreis oder in der Nachbarschaft. Nicht zu viel sagen, aber so, dass alle Bescheid wissen. Dass eben keine Gerüchteküche entsteht."
Dazu gehört sicher auch Kates höflich formulierter Wunsch: "Wir hoffen, dass Sie verstehen, dass wir als Familie jetzt etwas Zeit, Raum und Privatsphäre brauchen, während ich meine Behandlung abschließen kann."
Die Prinzessin ist nicht alleine in ihrer neuen Vorbildrolle. Auch ihr Schwiegervater, König Charles III., ist an Krebs erkrankt, wie der Palast Anfang Februar mitteilte. Er unterzieht sich ebenfalls einer Behandlung und hat alle öffentlichen Auftritte bis auf Weiteres abgesagt.
Dass der Palast mit der Diagnose des Königs an die Öffentlichkeit ging, war ungewöhnlich. Medizinische Informationen des britischen Königshauses galten lange als Privatsache. Hinzu kam die berühmte "stiff upper lip" - das Gebot der "steifen Oberlippe", wonach die Royals in jeder Lebenslage die Zähne zusammenbeißen und weitermachen sollten.
Verständnis für Krebserkrankte wecken
Charles ging damit nun anders um - bereits bei seinem Eingriff an der Prostata im Januar, um andere Männer zur Vorsorge zu ermutigen. Das klappte, viele informierten sich über Prostataerkrankungen. Die Zugriffszahlen auf der Webseite des britischen Gesundheitsdiensts NHS schossen in die Höhe.
Das soll das britische Staatsoberhaupt auch dazu ermutigt haben, seine Krebsdiagnose öffentlich zu machen. In der Mitteilung dazu hieß es, Charles möchte Spekulationen vermeiden und er hofft, damit auch mehr Verständnis für all diejenigen zu wecken, die weltweit selbst an Krebs erkrankt sind.
Und auch von der in London ansässigen Krebshilfe Macmillan Cancer Support hieß es laut britischer Nachrichtenagentur PA nun, die Zugriffe auf die Webseite in den beiden Tagen nach Veröffentlichung von Kates Videobotschaft stiegen um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf beinahe 50 000 Zugriffe pro Tag. Die Organisation führt das auf einen positiven Effekt durch Kate zurück.
Sie selbst bekam auch viel positiven Zuspruch auf ihre Bekanntmachung. Die Kommentarfelder unter den auf sozialen Netzwerken gepostetem Video listen Tausende Genesungswünsche, Anteilnahme und Lob für den Schritt an die Öffentlichkeit. Auch einige Krebspatienten melden sich, schreiben über ihre eigene Situation, nennen Kate mutig und ein Vorbild.
Diese Mitbetroffenen sprach die Prinzessin zum Abschluss ihrer Videobotschaft auch direkt an: "Verlieren Sie bitte nicht den Glauben oder die Hoffnung. Sie sind nicht alleine."
- Nachrichtenagentur dpa