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Eichabaum-Brauerei bricht WM-Aktion mit Saudi-Arabien-Kronkorken ab


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Brauerei bricht Aktion mit Islam-Kronkorken ab


Aktualisiert am 11.05.2018Lesedauer: 3 Min.
WM-Aktion mit Folgen: Die Eichbaum-Privatbrauerei sieht sich plötzlich Wut aus aller Welt ausgesetzt.Vergrößern des Bildes
WM-Aktion mit Folgen: Die Eichbaum-Privatbrauerei sieht sich plötzlich Wut aus aller Welt ausgesetzt. (Quelle: Facebook)
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Zur Fußball-WM verziert eine Mannheimer Brauerei Bierflaschen mit Flaggen der WM-Teilnehmer – auch der Saudi-Arabiens. Nach Drohungen und Protest der saudischen Botschaft werden die Flaschen wieder eingesammelt.

Die Privatbrauerei Eichbaum mit einem eher regionalen Absatzmarkt steht im Zentrum eines internationalen Shitstorms. Zur WM gibt es das "Ureich" mit den Nationalflaggen aller 32 Teilnehmerländer als Kronkorken. Die saudi-arabische Version zeigt auf grünem Grund ein weißes Schwert und weißen arabischen Text – das Glaubensbekenntnis des Islam (Schahada).

Die zentrale Botschaft des Islam als Deckel auf dem Alkohol – strenggläubige Muslime und Islamisten waren erzürnt. Am frühen Dienstagabend hatte ein türkischstämmiger Mann aus Ludwigshafen mit seinem Facebook-Posting die Welle losgetreten. Seit die Brauerei sich deshalb kurz danach an Muslime wandte, wurde sie auch aus anti-islamischen Kreisen angegriffen. Das könnte noch zunehmen, nachdem die Aktion nun abgebrochen ist.

"Respektlos und beleidigend"

Im Minutentakt gab es auf Facebook neue Beiträge aus aller Welt und in vielen Sprachen, in denen das Vorgehen der Brauerei angeprangert wurde. Am Freitagabend schaltete sich schließlich die saudische Botschaft in Berlin ein und hob den Fall auf die diplomatische Bühne. Die Brauerei habe das Glaubensbekenntnis und die Flagge beleidigt und die Muslime empört, hieß es in einer per Twitter verbreiteten Stellungnahme. Man sei im Kontakt mit dem deutschen Außenministerium und den zuständigen Behörden, um die Produktion zu stoppen, es aus dem Handel zu nehmen und eine Entschuldigung der Brauerei zu erhalten.

Genau das passiert offenbar auch, obwohl die Brauerei es zunächst nur bei einer Entschuldigung belassen wollte. Am Freitagabend teilte sie mit, die Produkt werde gestoppt. Zudem würden Mitarbeiter im Handel Paletten sichten und die betroffenen Flaschen aussortieren. "Wir gehen davon aus, dass sich nach dem Wochenende kaum noch Flaschen im Handel befinden", hieß es in einer Stellungnahme.

Der Schritt erfolge auf Anraten der Öffentlichkeitsarbeit der Polizei und des Staatsschutzes. Zuvor waren in sozialen Netzwerken auch Drohungen gegen die Brauerei ausgesprochen worden.

Englische Organisation hatte Fall bekannt gemacht

Maßgeblich beteiligt an der Aufregung war die Organisation DOAM in London, die sich vordergründig der Dokumentation von Unterdrückung von Muslimen verschrieben hat, aber auch als Scharfmacher zwischen Sunniten und Schiiten aufgefallen ist. In einem Tweet und in einem Tausende Male geteilten Facebook-Posting von DOAM hieß es, das Vorgehen der Brauerei sei "sehr respektlos und beleidigend."

Es gibt seither Aufrufe, Eichbaum mit Anrufen und E-Mails zu fluten. Die Privatbrauerei hatte daraufhin zunächst auf Facebook erklärt, man könne die Flaschen kaum noch aus dem Handel nehmen und wolle auch "viele saudische Fußballfans" nicht enttäuschen. Das Unternehmen bat um Entschuldigung, die Empörung sei nachvollziehbar. Man habe nicht gewusst, dass die saudi-arabische Flagge das Glaubensbekenntnis zeige.

Danach fand sich die Brauerei erst recht zwischen Extremen wieder: Die AfD aus dem nahen Heidelberg hatte zum Vatertag aufgefordert, "Unterwerfungsbiere" zu boykottieren. In anderen Postings hieß es empört, die Brauerei mit ihren 300 Mitarbeitern nehme in Kauf, dass sie 1,8 Milliarden Muslime in ihren Gefühlen verletze.

Auch Muslime verstehen Aufregung nicht

Längst nicht alle Muslime empfinden das aber so: In Kommentaren zeigen Muslime auch Unverständnis über die Aufregung und halten den Fall für erledigt. Es gibt auch innerhalb des Islam unterschiedliche Haltungen zur Frage, ob und wie ein Alkoholverbot im Koran zu verstehen ist.

In etlichen muslimischen Ländern wird Alkohol produziert und legal konsumiert, im Iran dagegen kann wiederholter Konsum sogar mit dem Tod bestraft werden. Das Organisationskomitee der WM 2022 in Katar hat angekündigt, bei dem Turnier mit Fans aus aller Welt am Alkoholverbot in Stadien und an öffentlichen Plätzen festzuhalten. Die Weltmeisterschaft solle "arabischen und islamischen Charakter" haben.

Widersprüche im Koran zum Alkohol

In einer älteren Sure wird Wein auch als gute Gabe Gottes bezeichnet, im Paradies werden Gläubigen auch "Bäche mit Wein" versprochen. In Versen einer jüngeren Koransure wird dagegen Wein in Verbindung mit Glücksspiel als Gräuel und Teufelswerk bezeichnet.

In etlichen Beiträgen in sozialen Netzwerken führt der Kurpfälzer Kronkorken auch zu Angriffen auf das saudische Königshaus mit dem reformorientierten Kronprinzen Mohammed bin Salman: Das Land mit den heiligsten Stätten sei nicht in der Lage, den Islam zu schützen, heißt es in manchen Reaktionen.

Allerdings haben Saudi-Arabien und die Kronkorken-Kritiker das dann in den vergangenen Jahren schon versäumt: Von der Zwickauer Mauritius-Privatbrauerei gab es den saudischen Korken bereits bei der WM 1994, Gaffel Kölsch hatte zur WM 2006 das Glaubensbekenntnis durch kleine Quadrate ersetzt. Ohne, dass es nennenswerte Aufregung darum gegeben hatte.

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