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Hochwasser als Folge der Klimakrise: Experte fordert radikale Maßnahme


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Hochwasser wird häufiger
Experte warnt: "Wir müssen unsere Wohnorte überdenken"


04.01.2024Lesedauer: 1 Min.
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Hochwasser im Saarland: Die Blies überflutete in Neunkirchen zahlreiche Straßen. (Quelle: t-online)
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Hochwasser werden in Deutschland häufiger und heftiger. Laut dem Extremwetterexperten Frank Böttcher müssen einige Kommunen einschneidende Anpassungen vornehmen.

Die Pegelstände zahlreicher Flüsse sind derzeit erhöht, einige Gewässer bereits über ihre Ufer getreten. Tagelanger Regen hat gleich in mehreren Regionen Deutschlands zu Hochwasserlagen geführt.

Dass Überflutungen mit teils heftigen Schäden für Anwohner keine Seltenheit mehr sind, ist eine Folge der Klimakrise. Überschwemmungen seien kein Zukunftsszenario mehr, erklärt Frank Böttcher, der die Auswirkungen auf Extremwetterereignisse seit Jahren beobachtet.

Die Klimakrise ist in vollem Gange. Das bedeutet, Kommunen müssen sich für die Hochwasserlagen, die häufiger vorkommen und stärker ausfallen werden, rüsten. Ein mobiler Deich reicht laut dem Experten dabei aber nicht immer aus.

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Orte werden überflutet, Deiche drohen zu brechen – Hochwasser tritt in Deutschland immer häufiger auf. Grund ist die Klimakrise.
Frank Böttcher beschäftigt sich schon lange mit Extremwetterereignissen. Für ihn kommt die Hochwasserlage nicht überraschend:
“Das ist ein Szenario, das wir vor 30 Jahren für die Zukunft vorhergesagt haben. Insofern ist genau das eingetreten, was wir durch den Klimawandel erwarten und was auch ein Teil der Beschreibung der Zukunft sein wird. Wir erwarten längere trockene Phasen, längere Dürrephasen. Das haben wir in den letzten Jahren in weiten Teilen Deutschlands gesehen, in weiten Teilen Europas gesehen. Und wir erwarten auch längere Phasen mit starken Regenfällen, die dann länger anhalten, auch intensiver sind.”
Und auch höhere Temperaturen wie in einem milden Winter können Regenfälle zusätzlich verstärken.
“Bei zwei Grad höheren Werten kann die Atmosphäre etwa 14 bis 15 % mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Und dieses Potenzial an mehr Feuchtigkeit kommt dann eben längere Phasen auch aus den Wolken heraus.”
“Und das sind natürlich genau häufig genau die Regenmengen, die dann noch mal ein erheblich höheres Schadenspotenzial haben.”
“Gleichzeitig dauern die Wetterlagen länger, sie sind ein bisschen träger geworden.”
Folgenreiche Überschwemmungen kamen auch in der Vergangenheit schon vor. Sie werden aufgrund der Klimakrise aber häufiger und heftiger.
“Eine solche Wetterlage mit solch hohen Wasserständen wie jetzt, die sonst vielleicht alle 80 oder 90 oder 100 Jahre aufgetreten wird, wird dann eine Frequenz haben von vielleicht 50, 30 oder 20 Jahren, irgendwann vielleicht sogar mal jedes zehnte Jahr auftreten.”
Dabei ist Hochwasser nicht gleich Hochwasser – was auch zu ganz unterschiedlichen Schäden führt.
“Wir haben im Ahrtal erlebt, dass wir ein sehr viel hügeligeres Gelände haben als beispielsweise in weiten Teilen Niedersachsens. Im Ahrtal 300 Liter pro Quadratmeter in sehr kurzer Zeit, innerhalb von 24 bis 36 Stunden. Und dann hohe Fließgeschwindigkeit, das heißt ein enormes Schadenspotenzial in sehr kurzer Zeit, weil Wassermassen mit enormer Kraft gegen Gebäude drücken und diese einfach zerstören und wegreißen. Das ist eine völlig andere Situation, als wenn ich genau die gleiche Niederschlagsmenge über zwei Wochen verteilt in Niedersachsen habe, wo die Fließgeschwindigkeit sehr viel langsamer sind.”
“Es ist nicht so, dass die Häuser dort durch die Wassermassen in der Geschwindigkeit wegbrechen, sondern dass das Wasser einfach mal zwei Wochen am Fundament steht, das Wasser von unten langsam an die Häuser drückt, die Böden weich werden, die Häuser langsam einsinken, schief werden, Risse bekommen, instabil werden und das Wasser, was dann im Gebäude drin ist, jetzt im schlimmsten Fall noch bei einer anstehenden Frostlage gefriert und neue Schadensbilder liefert.”
Viele Gemeinden seien bereits gut auf Hochwasserlagen vorbereitet, findet Böttcher – etwa mit mobilen Deichen. Doch er stellt auch klar: Die wohl beste Anpassung auf Klimafolgen wird in einigen Regionen eine Umsiedlung sein.
“Das wird entweder durch gesetzliche Rahmenbedingungen passieren oder dadurch, dass die Versicherung für diese Gebiete einfach so teuer werden oder gar nicht mehr existieren.”
Und er sieht noch einen Vorteil darin, bisher genutzte und bebaute Flächen freizuräumen:
“Das wäre auch eine gute Möglichkeit, um zu schauen, Wasserspeicher anzulegen. Denn das Wasser, das jetzt heruntergekommen ist, werden wir zukünftig immer noch stärker in Hochwassersituation als Geschenk verstehen müssen für die Phasen, in denen wir lange Trockenheit haben. Also die Frage wird auch sein, wie können wir es schaffen, dass wir das Wasser, was jetzt zu viel ist, so nutzen, dass es uns dann zur Verfügung steht, wenn es zu wenig da ist.”
Dabei bedrohen nicht allein Überschwemmungen durch Regen bewohnte Gebiete, warnt Böttcher. Auch andere Klimafolgen werden das Leben in Deutschland erschweren.
“Das betrifft natürlich auch die Küstenregion, das betrifft auch das Hochgebirge. Wir werden in den Alpen, in Süddeutschland, Veränderungen erleben. Durch die Veränderung des Permafrosts, der dort verschwindet, dass wir andere Schadensrisiken haben durch herunterkommende Felsen. Während wir an den Küsten durch den steigenden Meeresspiegel Situationen haben werden, die ein ganz erhebliches Umdenken der Besiedlung unserer unmittelbaren Küsten nach sich zieht.”
Seine Forderung: Deutsche Kommunen müssen sich an die regionalen Szenarien anpassen – und das zeitnah.
“Denn einer der wenigen Dinge, die wir nicht mehr haben, ist Zeit.”

Wieso der Klimawandel zur mehr Hochwasserlagen führt, welche Anpassungen der Experte für unausweichlich hält und warum er die Wassermengen auch als Geschenk sieht, erfahren Sie im Video oben oder wenn Sie hier klicken.

Verwendete Quellen
  • Eigenes Interview mit Frank Böttcher
  • Eigene Recherche
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