Greenpeace-Analyse Oder-Fischsterben geht offenbar auf Bergbaubetriebe zurück
Im Sommer 2022 sind in der Oder massenhaft Fische gestorben. Experten suchen weiter nach Ursachen. Die Umweltorganisation Greenpeace hat hingegen einen Verdacht.
Die Umweltorganisation Greenpeace hält zwei Kohle- und Bergbaukonzerne für Verursacher des massenhaften Fischsterbens im vergangenen Sommer in der Oder. Ein deutsch-polnisches Team von Greenpeace habe an drei Zuflüssen zur Oder und sechs Zuflüssen zur Weichsel 57 Wasserproben genommen und analysiert, teilte die Organisation am Donnerstag mit.
Sie geht nach der Untersuchung davon aus, dass Abwässer der Bergbauindustrie Auslöser für das Fischsterben in dem deutsch-polnischen Grenzfluss waren. Bei drei Bergwerken zweier polnischer Konzerne könne die Belastung durch salzhaltige Einleitungen nachgewiesen werden, teilte Greenpeace weiter mit. Experten gehen davon aus, dass Salzeinleitungen ein wesentlicher Grund für das Oder-Fischsterben waren, verbunden mit Niedrigwasser, hohen Temperaturen und einer giftigen Algenart.
Das Unternehmen Jastrzębska Spółka Węglowa S.A. (JSW) teilte der Nachrichtenagentur dpa mit, es wolle sich mit dem Greenpeace-Bericht befassen. Darüber hinaus äußerte sich der Kohleproduzent JSW am Donnerstag nicht dazu. Das zweite Unternehmen reagierte bislang nicht auf eine Anfrage, auch das polnische Umweltministerium nicht.
Polnische Behörden müssen ausreichend überwachen
Greenpeace teilte weiter mit: "Nur durch ausreichende Überwachung durch polnische Behörden lässt sich verhindern, dass es jederzeit zu weiteren ökologischen Katastrophen im polnisch-deutschen Fluss kommt." Zugleich hieß es, die Weichsel sei durch Salzeinleitungen stärker belastet als die Oder.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) sprach im vergangenen Sommer von einer Umweltkatastrophe an der Oder. Auf polnischer und deutscher Seite waren im August schätzungsweise mindestens 360 Tonnen Fische verendet. Auch Monate nach dem Fischsterben waren erhöhte Salzwerte in dem Fluss gemessen worden.
Gewässerexperten dringen darauf, die Salzeinleitungen rasch zu begrenzen und warnten, es könne sonst im Sommer erneut ein Fischsterben drohen. Deutsche Wissenschaftler untersuchen nun mit Fördergeld des Bundes die Folgen des massenhaften Fischsterbens und wollen Frühwarnsysteme entwickeln.
- Nachrichtenagentur dpa