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Gefahr am "Weltuntergangsgletscher": "Sollten alle sehr besorgt sein"


Gefahr am "Weltuntergangsgletscher"
"Wir sollten alle sehr besorgt sein"

Von t-online, wan

Aktualisiert am 17.02.2023Lesedauer: 3 Min.
Ein Unterwasserfahrzeug untersucht den Thwaites-Gletscher (Archivbild): Neu Messungen zeigen, dass sich Risse vergrößern.Vergrößern des Bildes
Ein Unterwasserfahrzeug untersucht den Thwaites-Gletscher (Archivbild): Neu Messungen zeigen, dass sich Risse vergrößern. (Quelle: Anna Wåhlin/University of Gothenburg/dpa)

Forscher haben das Eisschild eines der größten Antarktisgletscher untersucht. Ihre Entdeckungen sind beunruhigend.

Einer der größten Gletscher in der Antarktis schmilzt an wichtigen Stellen schneller als von Experten bislang erwartet. Wissenschaftler sind erstmals zum Gletscher gefahren und haben den Boden des Eisschilds untersucht, das den Thwaites-Gletscher an Land andockt – und dort tiefe Risse und terrassenförmige Strukturen entdeckt.

Was den Experten Sorgen macht, sind Veränderungen auf dem Eisfeld, das zwischen dem Gletscher und dem Wasser wie ein Korken wirkt. Dort befinden sich viele Risse. "Warmes Wasser dringt in die schwächsten Teile des Gletschers ein und verschlimmert die Lage", erklärte Britney Schmidt, Mitautorin zweier Studien, die jetzt in der renommierten Zeitschrift "Nature" erschienen sind. "Das ist etwas, worüber wir uns alle große Sorgen machen sollten", sagte sie über die Ergebnisse. Diese Risse erweitern sich demnach durch das Schmelzen bis zu 30 Meter pro Jahr.

Die Eisformation von der Größe Floridas wird oft als Doomsday-(Weltuntergangs)-Gletscher bezeichnet, weil ein Abschmelzen katastrophale Auswirkungen auf den Meeresspiegel haben könnte. Die Studien haben sich sowohl mit Rissen als auch dem Verhalten des Eises unter Wasser beschäftigt. "Der Thwaites-Gletscher ist eines der sich am schnellsten verändernden Eis-Ozean-Systeme in der Antarktis", so die Wissenschaftler in der Untersuchung zum Bodens des Gletscher-Schildes.

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Am Boden schmilzt das Eisfeld weniger schnell als erwartet

Jedes Jahr lösen sich aus dem Gletscher Milliarden Tonnen Eis in den Ozean, was etwa vier Prozent des jährlichen Anstiegs des Meeresspiegels ausmacht. Seit den 1990er Jahren ist der Gletscher um fast 14 Kilometer geschrumpft. Wissenschaftler gehen davon aus, dass ein komplettes Schrumpfen den Meeresspiegel um etwa 70 Zentimeter erhöhen würde. Das könnte Küsten weltweit in Gefahr bringen. Andere Modelle sprechen sogar von höheren Werten.

Die gute Nachricht: Der Boden des Eisschildes scheint weniger schnell zu schmelzen, als viele zunächst prognostiziert haben. Das aber ist kein Grund zur Entwarnung. "Wenn wir weniger Schmelzen beobachten (…) ändert das nichts an der Tatsache, dass es sich zurückzieht", sagte Britney Schmidt, die an der amerikanischen Cornell-Universität arbeitet, der Nachrichtenagentur Reuters. Die jetzt untersuchten Unterwasserrisse könnten das Eisschild von innen weiter aushöhlen.

Kleiner Torpedo nahm Proben unter Wasser

Bislang wurde die Entwicklung des Gletschers meist mit Satellitenbildern verfolgt. Diese haben aber nur eine begrenzte Auflösung. Jetzt sind die Wissenschaftler erstmals selbst in die Antarktis gereist und haben den Bodenbereich untersucht.

Die Forscherteams hatten für ihre Arbeit Löcher in das Eisschild des Gletschers gebohrt und Sonden eingelassen. Dazu gehörte auch ein kleiner autonomer Forschungstorpedo, der Aufnahmen machte und den Salzgehalt sowie die Temperatur zwischen dem Meeresboden und der Eisfläche messen konnte, berichtete Britney Schmidt dem amerikanischen Sender CNN. So fanden sie heraus, dass derzeit eine Lage von kaltem Wasser den Gletscher und sein Eisschild vor einem noch schnelleren Abschmelzen am Boden schützt.

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Das immer wärmere Ozeanwasser erreicht aber das Eisschild und die Risse, die sich darin befinden. In diese dringt nach Angaben der Forscher warmes Salzwasser ein und vergrößert sie. Das könne den Gletscher weiter destabilisieren. Das Schmelzen entlang des geneigten Eises der Risse und Terrassen "kann der Hauptauslöser für den Zusammenbruch des Schelfeises werden", so die Autoren der Studien.

UN-Generalsekretär: "Massensterben biblischen Ausmaßes" durch Meeresspiegelanstieg

UN-Generalsekretär António Guterres warnte am Dienstag im Sicherheitsrat vor einem "Massensterben biblischen Ausmaßes" aufgrund des durch die Erderwärmung verursachten Anstiegs des Meeresspiegels. Er forderte Änderungen im Flüchtlings- und Völkerrecht für die Betroffenen.

900 Millionen Menschen in tiefliegenden Küstengebieten – oder einer von zehn Menschen auf der Erde – sind laut UN in besonders großer Gefahr. Guterres warnte, "ganze Länder könnten für immer verschwinden."

Schmelzende Pole und Gletscher und die Ausdehnung eines immer wärmeren Ozeans werden laut Angaben der UN in Zukunft nicht nur kleine Inselstaaten auslöschen. "In jedem Szenario sind Länder wie Bangladesch, China, Indien und die Niederlande alle gefährdet", sagte Guterres.

Der Anstieg des Meeresspiegels wird von häufigeren Stürmen und Überflutungen begleitet: Einsickerndes Salz verseucht Land und Wasser, Gebiete werden unbewohnbar, bevor sie überfluten.

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