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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Um schneller Energie zu sparen Grüne wollen "Sprinterprämie" für Gebäude
Der nächste Winter könnte noch teurer werden als der aktuelle. Mit einem 5-Punkte-Plan wollen die Grünen vor allem mit einer Maßnahme gegensteuern.
Die Grünen wollen mit einer "Sprinterprämie" für die schnelle Sanierung von Gebäuden den Energieverbrauch senken – und damit Deutschland auch krisensicher für den kommenden Winter machen. Das geht aus einem 5-Punkte-Plan zum Energiesparen hervor, den die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Julia Verlinden, verfasst hat und der t-online vorliegt.
Man müsse schon jetzt den nächsten Winter in den Blick nehmen, heißt es in dem Papier: "Denn es ist sehr wahrscheinlich, dass auch 2023/2024 die Preise nicht wieder auf das Vorkriegsniveau sinken werden. Auch die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen wird bis dahin nicht vollständig überwunden sein."
Deshalb sei es wichtig, schon jetzt "durch kluge Weichenstellungen" die "Abhängigkeit und Kosten von morgen erheblich" zu reduzieren. Hauptziel ist es, so schnell wie möglich so viele Gebäude wie möglich zu sanieren. Besonders die Sanierung von Häusern, die sehr viel Energie verbrauchen, soll politisch noch stärker unterstützt werden ("worst first").
Konkret werden folgende Maßnahmen vorgeschlagen:
1. Energieberater und -beraterinnen sollen einen Bonus in Höhe von jeweils 300 Euro erhalten. Voraussetzung: Sie müssen einen geförderten Sanierungsplan erstellen oder eine Energieberatung für Häuser der Effizienzklassen G und H durchführen. Das sind Häuser, die besonders schlecht gedämmt sind und teils unter Denkmalschutz stehen, was eine Sanierung erschwert.
2. Für besonders sanierungsbedürftige Gebäude soll es eine "Sprinterprämie" geben, wenn der Antrag auf Förderung der Sanierung bis September 2023 gestellt wird. Bislang gibt es für diese einen Tilgungszuschuss für nachhaltiges und energieeffizientes Sanieren von 10 Prozent; dieser soll auf 20 Prozent erhöht werden. Eine solche "Sprinter-Prämie" hatte auch schon der Bundesverband der Deutschen Industrie im April gefordert.
3. Das serielle Sanieren soll beschleunigt werden. Damit ist die energetische Sanierung von bereits bestehenden Gebäuden mithilfe von vorgefertigten Teilen für Dach, Fassade und Heiztechnik wie Wärmepumpen gemeint. Im Rahmen des Programms "Bundesförderung effiziente Gebäude" soll für die ersten 10.000 Wohnungen der Förderanteil auf bis zu 60 Prozent Tilgungszuschuss erhöht werden.
4. Es sollen Mindestenergiestandards für Bestandsgebäude eingeführt werden. Bislang gibt es diese nur für Neubauten und geplante Sanierungen. Die EU-Kommission hatte bereits 2021 einen Vorschlag für eine neue Gebäuderichtlinie vorgelegt, der eine Sanierungspflicht mit Mindeststandards enthält. Ziel ist es, dass bis 2050 sämtliche Gebäude in der EU klimaneutral sein sollen. Geht es nach den Grünen, sollen solche Vorgaben so schnell wie möglich in Deutschland eingeführt werden.
5. Außerdem begrüßt Verlinden, dass Vermieter und Vermieterinnen am CO2-Preis beteiligt werden. Bislang mussten die seit 2021 erhobene CO2-Abgabe auf Öl- oder Erdgasheizungen allein die Mieter und Mieterinnen tragen. Seit 1. Januar sind nun auch Vermieter an den Kosten beteiligt. Damit soll der Druck auf sie erhöht werden, "Mietshäuser mit klimafreundlichen Heizsystemen auszustatten und für eine gute Dämmung zu sorgen", heißt es in dem Papier.
Mit Blick auf den Klimaschutz bringe vor allem die Sanierung von Gebäuden mit den schlechtesten Energiestandards "enorme Effekte", sagte die Autorin des Papiers, Vizefraktionschefin Julia Verlinden, t-online. Von den Maßnahmen würden außerdem besonders Mieter und Mieterinnen in schlecht gedämmten Wohnungen profitieren.
- Eigene Recherchen