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Waldbrand am Brocken im Harz: Feuer greift auf Moor über


Rund 150 Hektar in Flammen
Feuer im Harz greift auf Moor über – Tagelange Löscharbeiten erwartet

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 05.09.2022Lesedauer: 4 Min.
Das Feuer im Harz: Seit Samstag brennt der Wald in einem gesperrten Teil des Nationalparks.Vergrößern des Bildes
Das Feuer im Harz: Seit Samstag brennt der Wald in einem gesperrten Teil des Nationalparks. (Quelle: Bundespolizei/Bundespolizeipräsidium Potsdam/dpa)

Das Feuer im Harz soll auf ein angrenzendes Moor übergegriffen haben. Das würde die Lage deutlich verschärfen. Die Behörden gehen von tagelangen Löscharbeiten aus.

Der Großbrand am Brocken im Harz ist auch am dritten Tag noch nicht unter Kontrolle. Das sagte ein Sprecher des Landkreises Harz am Montagmorgen in Wernigerode. An einigen Stellen soll sich das Feuer weiter ausgedehnt haben. Nach Berichten des NDR hat das Feuer auf ein angrenzendes Moorgebiet übergegriffen, das würde die Lage verschärfen. Am Morgen hatte der Landkreis mitgeteilt, der Brand habe sich in der Nacht nicht weiter ausgebreitet.

Der Waldbrand war am Samstag ausgebrochen. Wegen des sich stark ausbreitenden Feuers unterhalb des Brockengipfels rief Landrat Thomas Balcerowski (CDU) am Sonntagvormittag den Katastrophenfall aus. Der Landkreis Harz gehe von mehrtägigen Löscharbeiten aus, teilte Wernigerodes Stadtsprecherin Ariane Hofmann Sonntag mit. Am Sonntag war die brennende Waldfläche, auf der vor allem abgestorbene Fichten stehen, nach Angaben des Landkreises auf eine Größe von rund 150 Hektar (1,5 Quadratkilometer) angewachsen.

"Mit dem Katastrophenfall haben wir die Last von den Schultern der Stadt Wernigerode genommen und sind nun in der Koordinierung der vielen unterschiedlichen Kräfte besser aufgestellt", sagte Landkreissprecher Michael Randhahn-Schülke. Denn: Das Löschen gestaltet sich wegen des unwegsamen Geländes schwierig. Die Ursache des Großfeuers blieb erstmal unklar.

Der Oberharz und damit der Nationalpark ist geprägt von toten Fichten. Die von den Menschen angelegte Monokultur ist ein grundlegendes Problem des rund 250 Quadratkilometer (25.000 Hektar) großen Nationalparks Harz. Rund 80 Prozent des Baumbestandes ist Fichte. Davon wiederum seien fast 90 Prozent abgestorben, sagte kürzlich Nationalparkleiter Roland Pietsch. Schädlinge wie der Borkenkäfer, Trockenheit, starke Stürme gehören zu den Gründen.

Rund 200 Einsatzkräfte aus mehreren Landkreisen und Bundesländern

Der Brand war unterhalb des Gipfels des Brockens ausgebrochen. Gut 24 Stunden nach Entdeckung des Feuers war es noch nicht unter Kontrolle. Für Dienstag sei Regen angekündigt, hieß es.

Rund 200 Einsatzkräfte aus mehreren Landkreisen und anderen Bundesländern sind zusammengezogen worden, darunter Kräfte von Feuerwehren, des Technischen Hilfswerks und des Nationalparks Harz. Fünf Hubschrauber der Landes- und Bundespolizei sowie eines privaten Flugdienstes verteilten im Akkord Wasser über die lichterloh brennenden Bäume. Auch am Montagvormittag sollen Löschflugzeuge und -hubschrauber erneut abheben, um das Feuer zu löschen.

Dafür müssten die Zeitfenster der Wasserabwürfe koordiniert werden, sagte der Sprecher des Landkreises Harz am Montagmorgen. Deshalb sei eine zweite technische Einsatzleitung aus Goslar eingerichtet worden. Bundespolizei und Bundeswehr unterstützen laut Kreisverwaltung mit mobilen Tankstellen für die Betankung der Luftfahrzeuge. Die Feuerwehr Braunschweig und der Flughafen Braunschweig betanken die Löschflugzeuge.

Laut dem Landkreis wurde somit am Sonntag alle zwei Minuten Wassern aus der Luft abgeworfen. Die Freiwillige Feuerwehr Vechta wolle am Sonntag erkunden, ob spezielle Roboter-Löschfahrzeuge die Einsatzkräfte am Boden unterstützen könnten.

"Bei Tagesanbruch am Montag wollen wir die Zahl der Hubschrauber im Löscheinsatz verdoppelt haben", sagte Randhahn-Schülke. Auch zwei Löschflugzeuge aus Italien sollen am Montag mit ihrem Einsatz beginnen. Wie der MDR berichtet, forderte die zuständige Feuerwehr auch Löschflugzeuge aus Schweden an.

Am Brocken sei bereits im Umkreis von 40 Kilometern eine Flugverbotszone für den zivilen Luftverkehr eingerichtet worden. Gut 50 Polizeikräfte sicherten das Gebiet rund um den Brocken ab, der für Besucherinnen und Besucher gesperrt ist.

Kesselwagen bringen Wasser an den Brandort

Bis in den Samstagabend hinein war das Brockenplateau, auf dem sich unter anderem ein Hotel und ein Bahnhof befinden, evakuiert worden. Es waren Busse eingesetzt worden, um Wanderer und Ausflügler in Sicherheit zu bringen. Am Sonntag wurden die Zufahrten nach Schierke aus Sicherheitsgründen für Besucher gesperrt. Für den Ort bestehe aber keine Gefahr, hieß es. Die Wanderwege im Umfeld können zunächst nicht touristisch genutzt werden.

Die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) haben den Betrieb der Brockenbahn am Samstag eingestellt – Kesselwagen bringen stattdessen Wasser an den Brandort. Auf ihrer Website teilten die HSB mit, es gebe zunächst bis Dienstag nur einen eingeschränkten Zugverkehr zwischen Wernigerode und Drei Annen Hohne.

Auf dem Wurmberg in Niedersachsen verfolgten nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag viele Schaulustige die Löscharbeiten am nahen Brockenhang, weil die Löschhubschrauber das Wasser teils aus dem sogenannten Wurmbergteich abschöpften.

Das sich schnell ausbreitende Feuer war nach Polizeiangaben am Samstag gegen 14.30 Uhr am sogenannten Goetheweg nahe dem Aussichtspunkt Goethebahnhof entdeckt worden. Der Goetheweg zum Brocken gilt als einer der meistfrequentierten Wanderwege im Nationalpark Harz.

Nach dem Großbrand vor drei Wochen gibt es neue Pläne

Erst am 11. August war ein Waldbrand bei Schierke am Fuße des Brockens ausgebrochen. Es brannte mehrere Tage. Roland Pietsch, Leiter des Nationalparks Harz, sprach danach von 3,6 Hektar Wald mit abgestorbenen Fichten, der von dem Brand betroffen war. Am 14. August galt das Feuer als gelöscht. Das Landeszentrum Wald gibt die Waldbrandgefahrenstufe für den Harz aktuell mit drei von fünf an.

Weil die Einsatzkräfte in diesem Jahr schon mehrfach zu Bränden im Harz ausrücken mussten, sind nach dem Großfeuer vor drei Wochen Konsequenzen gezogen worden. Es ist vereinbart worden, künftig Schneisen im Nationalpark Harz zu schlagen. Priorität soll der Schutz der Menschen und der Region um den Tourismusort Schierke haben.

Ziel sei es, das Überspringen von Bränden zu verhindern und der Feuerwehr den Zugang zu gewährleisten. Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung des Wernigeröder Oberbürgermeisters Tobias Kascha (SPD) soll einen Plan erarbeiten, wo solche Schneisen sinnvoll seien.

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