Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Tagesanbruch Hat Putin den Krieg schon verloren?
Guten Morgen, liebe Leserin, lieber Leser,
Angriffskriege enden selten vorteilhaft für den Angreifer. Die Weltgeschichte der vergangenen hundert Jahre ist voll von Präsidenten, Führern und Feldherren, die andere Länder überfielen, Tod und Vernichtung brachten, Städte und Dörfer zerstörten, ihre eigenen Soldaten als Kanonenfutter verheizten, horrende Schäden in Wirtschaft und Infrastruktur anrichteten – und am Ende kläglich scheiterten. Auch Supermächte sind davor nicht gefeit.
1979 marschierte die Sowjetunion in Afghanistan ein. Kremlchef Leonid Breschnew wollte das Land am Hindukusch im Handstreich zurück in seine Machtsphäre holen. Den Widerstand der afghanischen Mudschaheddin unterschätzten er und seine Generäle eklatant. Junge Soldaten aus den Provinzen des Sowjetreiches richteten Blutbäder an – und wurden ihrerseits von den Guerilleros zusammengeschossen. "Einen Menschen zu töten, heißt automatisch: Hunderte andere Menschen werden zu unversöhnlichen Feinden", resümierte einer später. Zehn Jahre und mehr als eine Million Tote später zog Gorbatschow die Soldaten ab. Die Sowjetunion überlebte die Niederlage keine drei Jahre.
2003 schickte US-Präsident George W. Bush die mächtigste Militärmaschine der Welt in den Irak, um Saddam Hussein zu stürzen und das Land zu demokratisieren. Seine Soldaten, Söldner und Militärberater richteten ein beispielloses Chaos an. Wenige Jahre vergingen, dann brannte der halbe Nahe Osten: Bürgerkriege im Irak und in Syrien forderten Hunderttausende Tote, ehemalige Saddam-Offiziere gründeten gemeinsam mit Freischärlern die Terrorbande "Islamischer Staat", ermordeten Andersgläubige, versklavten Frauen und Kinder und schickten Attentäter nach Europa. Gedemütigt zog die US-Armee ab – und die frustrierten Amerikaner wählten den Politik-Outsider Donald Trump auch deshalb ins Weiße Haus, weil er versprach, die unseligen Interventionen im Ausland endlich zu beenden.
Zwei Weltmächte, zwei Angriffskriege, zwei Desaster. Blüht Wladimir Putins Regime jetzt dasselbe Schicksal? Die Frage wird in Berlin, Brüssel und Washington immer öfter gestellt, und wer lange genug nachfragt, bekommt hinter vorgehaltener Hand bemerkenswerte Antworten. Nicht alles kann man aufschreiben, aber über manches kann man sprechen. Deshalb empfehle ich Ihnen unseren heutigen Podcast, in dem unsere Moderatorin Lisa Fritsch, unser Außenpolitikredakteur Patrick Diekmann und ich der Frage nachgehen: Hat Putin den Krieg in der Ukraine schon verloren?
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Es ist ein bewegtes Wochenende, außen- wie innenpolitisch. Auf den Schlachtfeldern im Donbass und an der Schwarzmeerküste überschlagen sich die Ereignisse. Am Sonntag wählt Nordrhein-Westfalen, der erwartete CDU-Sieg dürfte Olaf Scholz und dessen Ampelkoalition noch stärker unter Druck setzen. Umso genauer haben wir hingehört, was der Kanzler im großen t-online-Interview gesagt hat. Hier können Sie es lesen.
Ich wünsche Ihnen ein erkenntnisreiches Wochenende.
Herzliche Grüße
Ihr
Florian Harms
Chefredakteur t-online
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de
Mit Material von dpa.
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Quellen aus dem Podcast: