Politik, Wirtschaft, Unterhaltung und Sport Das sind die größten Verlierer 2020
Ein außergewöhnliches Jahr geht zu Ende – und es gibt wohl viele Menschen, die 2020 am liebsten rasch abhaken würden. Doch für einige Prominente aus Politik, Wirtschaft, Unterhaltung und Sport sind die vergangenen zwölf Monate besonders schlecht gelaufen.
Hier ist der Überblick über die größten Verlierer des Jahres 2020:
Politik
NRW-Regierungschef Armin Laschet
Er ist Ministerpräsident des bevölkerungsreichsten Bundeslandes und Chef des größten Landesverbandes der CDU – und trotzdem muss Armin Laschet darum kämpfen, dass er im Januar zum Vorsitzenden der Christdemokraten gewählt wird.
Vielen Delegierten und Bürgern gilt er als etwas führungsschwach und leicht chaotisch. Ein Eindruck, der sich durch Laschets Schlingerkurs in der Corona-Krise eher noch verstärkte. Und trotzdem: Gut möglich, dass Laschet trotz aller Bedenken zum CDU-Chef gewählt und später auch Kanzler wird. Vielleicht ist einer der Verlierer 2020 also einer der Gewinner 2021.
Grünen-Chef Robert Habeck
Der Grünen-Chef profitierte lange von seinem Image als nachdenklicher Intellektueller. Doch in den vergangenen Monaten wuchs auch die Kritik an ihm. Vor allem, weil Habeck sich allzu gern selbst inszeniert und sich bei einigen Themen als nicht besonders faktenfest erwies.
Im Moment spricht deshalb einiges dafür, dass Habecks Co-Vorsitzende Annalena Baerbock im nächsten Jahr Spitzenkandidatin der Grünen wird.
AfD-Fraktionsvorsitzende Alexander Gauland und Alice Weidel
"Je schlechter es Deutschland geht, desto besser für die AfD", sagte der damalige Pressesprecher der AfD Christian Lüth Anfang des Jahres. Wenn das stimmt, geht es dem Land trotz der größten Krise seit Gründung der Bundesrepublik immer noch ganz gut.
Denn die AfD konnte in den vergangenen Monaten politisch nicht profitieren. Im Gegenteil: Sie liegt in Umfragen sogar unter ihrem Ergebnis der Bundestagswahl 2017. Vielleicht liegt das auch daran, dass zuletzt immer deutlicher wurde, dass echte Sacharbeit der Partei unter ihren Fraktionsvorsitzenden Alexander Gauland und Alice Weidel nicht wirklich liegt – und sie stattdessen lieber Störer in den Bundestag schleust.
Wirtschaft
Ex-Wirecard-Chef Markus Braun
Für den ehemaligen Chef von Wirecard, Markus Braun, war der 19. Juni 2020 ein schwarzer Freitag: Nach fast 20 Jahren kündigte er an diesem Tag seinen Rückzug von der Spitze des ehemaligen Dax-Unternehmens an – auf Drängen des Aufsichtsrats.
Tags zuvor musste der Zahlungsdienstleister aus dem beschaulichen Aschheim bei München zugeben, dass 1,9 Milliarden Euro, die auf Treuhandkonten in Asien liegen sollen, nicht existieren. Das Unternehmen sprach von einem "gewaltigen Betrug", der Aktienkurs des einst gefeierten Börsenaufsteigers brach ein, wenig später meldete Wirecard als erster Dax-Konzern in der Geschichte Insolvenz an.
Für Braun selbst geht es seither bergab: Kurze Zeit später wurde er erstmals festgenommen, kam aber auf Kaution frei. Die Staatsanwaltschaft erweiterte ihre Tatvorwürfe allerdings und ermittelt gegen Braun und weitere Vorstandsmitglieder nun unter anderem wegen "gewerbsmäßigen Bandenbetrugs". Seit Juli befindet sich der Mann mit den schlecht sitzenden Anzügen in Untersuchungshaft. Ihm drohen viele Jahre Gefängnis.
Frühere SAP-Vorstandsvorsitzende Jennifer Morgan
Als Jennifer Morgan im Herbst 2019 gemeinsam mit Christian Klein ihren Posten als Chefin des wertvollsten deutschen Aktienkonzerns SAP antrat, war die Überraschung groß: Erstmals führte eine Frau ein Dax-Unternehmen.
Doch die Freude währte nicht lange. Schon im April dieses Jahres gab der Softwarekonzern bekannt: Die Amerikanerin Morgan räumt ihren Posten. Als Grund nannte SAP die "aktuelle Situation", die "schnelles, entschlossenes Handeln" und eine klare Führungsstruktur verlange. Die "Entscheidung zurück zum Modell eines alleinigen Vorstandssprechers" sei schneller gefallen als geplant.
Konnte Morgan sich in der Männerwelt des Softwareunternehmens nicht durchsetzen? Oder waren es vielmehr die Männer selbst, die sie wieder loswerden wollten und herausdrängten? Morgan jedenfalls ist weich gelandet: Sie heuerte bei der Investmentgesellschaft Blackstone an – und erhält dort eine extra für sie geschaffene Leitungsposition.
Unterhaltung
Schlagersänger Michael Wendler
Fast hätte Michael Wendler es geschafft. Fast hätte er sich selbst zur recht erfolgreichen Marke manövriert. Doch dann kamen Corona und seine ganz besondere Einstellung zur Krise. Bis sich der Schlagerstar nämlich als Leugner der weltweiten Pandemie outete, lief es ganz gut für ihn. Der Sender RTL spendierte ihm und seiner Frau Laura Müller etliche eigene Dokumentationsformate, Kaufland setzte auf eine selbstironische Kampagne mit ihm. Selbst Dieter Bohlen sprang auf den Wendler-Zug auf und verpflichtete ihn als DSDS-Juror.
Doch dann erklärte der Wendler sich selbst zum Aluhutträger, stellte die gesamte Pandemie infrage, warf den TV-Sendern Gleichschaltung vor und forderte die Bundesregierung zum Rücktritt auf. Ernst nehmen konnte den Künstler danach niemand mehr so richtig. RTL machte gewissermaßen Schluss und der Wendler wird vermutlich im kommenden Jahr wieder so wenig Sendezeit bekommen wie vor seinem beinahe erfolgreichen Comeback.
Schauspieler Johnny Depp
Johnny Depp galt lange als einer der erfolgreichsten Hollywoodstars. Durch Filme wie "Fluch der Karibik" oder "Alice im Wunderland" zeigte der Schauspieler, dass er zur A-Riege der Weltstars gehört. Doch mittlerweile ist aus dem ruhmreichen Mimen ein trauriger Zeitgenosse geworden. Nach seiner Ehe mit Schauspielkollegin Amber Heard ging es bei Depp stetig bergab.
Gut ein Jahr nach der Hochzeit reichte Heard die Scheidung ein und erhob kurz darauf schwere Vorwürfe gegen ihren Ex: Er sei gewalttätig und habe ein Suchtproblem. Tatsächlich zeigte sich der 57-Jährige auch auf dem roten Teppich stark angeschlagen, konnte kaum alleine laufen, sah mitgenommen aus. Sein Alkohol- und Drogenproblem gestand er ein. Die Gewaltvorwürfe wies er allerdings zurück.
In einem Prozess wurde die Klage von Depp gegen einen britischen Verlag, der ihn als Frauenschläger bezeichnete, allerdings abgewiesen. Von dem Rosenkrieg hat sich der Jack-Sparrow-Darsteller bis jetzt nicht erholt. Im Gegenteil: Das Filmstudio bat ihn sogar von seiner anstehenden Rolle als Zauberer Gellert Grindelwald in der Reihe "Phantastische Tierwesen" zurückzutreten.
Sport
Ex-Schalke-Boss Clemens Tönnies
Schon 2019 geriet Clemens Tönnies nach einem Rassismus-Eklat in die Kritik. Ein Jahr später war der Name Tönnies dann nicht mehr nur bei Sportfans, sondern auch in der Gesellschaft insgesamt bekannt: Die Fleischfabrik des 64-Jährigen wurde im Juni zum Corona-Hotspot.
Daraufhin gab es Prügel von Politik und Öffentlichkeit, die Fans von Schalke 04 forderten seinen Rücktritt, der kurz danach auch folgte. Tönnies gab seinen Posten als Aufsichtsratschef ab und verabschiedete sich von seinem Lieblingsklub.
Bundestrainer Jogi Löw
Mit großen Ambitionen ging Joachim Löw in den Länderspiel-Herbst. Nach neun Monaten Pause für die Nationalmannschaft wollte der Bundestrainer sein Team allmählich auf die EM 2021 einstimmen. Das Ziel: mehr Flexibilität und Vielseitigkeit einzuführen.
Doch Löws Plan ging nach hinten los. 16 Tore in acht Länderspielen kassierte Deutschland, die Leistungen deuteten keinen Positiv-, sondern einen Negativtrend an. Der Tiefpunkt war am 17. November erreicht, als die DFB-Elf mit 0:6 in Spanien unterging.
Die Kritik an Joachim Löw war nun nicht mehr zu überhören. Das Ziel, die verkorkste WM 2018 mit einer guten EM 2021 wieder auszugleichen, scheint in weiter Ferne. Viel mehr droht ein weiteres Debakel für Löw und sein Team.
- Eigene Recherche