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Absolut illegal: Krasse Fälle von Selbstjustiz


Absolut illegal
Krasse Fälle von Selbstjustiz

Von dpa
07.12.2015Lesedauer: 2 Min.

Straftäter zu verfolgen ist in Rechtsstaaten allein öffentlichen Behörden vorbehalten. Mutmaßliche Verbrecher auf eigene Faust zu bestrafen ist illegal - landläufig nennt man das Lynchjustiz.

Das ist kein juristischer Begriff, aber: Wer dazu aufruft, wird genauso bestraft wie derjenige, der selbst tötet oder verletzt.

Der Begriff geht übrigens wahrscheinlich auf den amerikanischen Farmer Charles Lynch zurück, der im 18. Jahrhundert Menschen ohne Gerichtsverhandlung aburteilen ließ.

Fälle von Selbstjustiz aus der Vergangenheit:

  • August 2015: Die Polizei in Nordrhein-Westfalen ermittelt gegen ein Ehepaar, das gemeinsam mit einem Komplizen in Eschweiler bei Aachen einen Rachemord an einem 29-Jährigen verübt haben soll. Das Trio hatte vermutet, dass der Mann der zwölf Jahre alten Tochter des Ehepaars etwas angetan hätte. Das Trio wurde festgenommen.
  • Januar 2014: Vor dem Gerichtsgebäude in Frankfurt am Main tötet ein 49-Jähriger zwei Männer (49 und 50). Die beiden standen wegen des gewaltsamen Todes seines Bruders vor Gericht. Hintergrund der Bluttaten war eine Fehde zwischen Autohändlern. Der 49-Jährige wird im Mai 2015 zu lebenslanger Haft wegen Mordes verurteilt.
  • Juni 2009: Ein Rentner entführt seinen Vermögensberater aus Speyer an den Chiemsee und hält ihn tagelang im Keller seines Hauses gefangen. Er fühlte sich um rund 2,4 Millionen Euro geprellt. Im Prozess gegen ihn vor dem Landgericht Traunstein spricht der Vorsitzende Richter von einem "aufsehenerregenden Fall der Selbstjustiz".
  • Oktober 2009: 27 Jahre nach dem Tod seiner Tochter Kalinka lässt der leibliche Vater den deutschen Stiefvater nach Frankreich verschleppen, damit dort ein neuer Prozess gegen ihn beginnen kann. Die französische Justiz verurteilt den in Deutschland nicht bestraften Arzt wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu 15 Jahren. Der Vater erhält 2014 wegen Selbstjustiz eine Bewährungsstrafe.
  • Februar 2004: Ein Russe, der 2002 bei der Flugzeugkatastrophe von Überlingen am Bodensee seine Frau und zwei Kinder verlor, ersticht einen Mitarbeiter der Schweizer Flugsicherung Skyguide. Er hatte in dem Mann, der in der Unglücksnacht allein im Zürcher Kontrollzentrum im Einsatz war, den Hauptschuldigen der Tragödie gesehen.
  • März 1981: Die Gastwirtin Marianne Bachmeier erschießt in einem Lübecker Gerichtssaal den mutmaßlichen Mörder ihrer siebenjährigen Tochter. Die Tat löst in der Öffentlichkeit eine heftige Diskussion um Selbstjustiz und den Umgang der Justiz mit Sexualstraftätern aus.
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