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Frankreich | Jordan Bardella: Der politische Popstar der Rechten


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Star der französischen Rechten
"Für einen Faschisten wirkt er sympathisch"


Aktualisiert am 20.05.2024Lesedauer: 5 Min.
Jordan Bardella: Sein Auftreten hat er sich monatelang mit einem Mediencoach antrainiert.Vergrößern des Bildes
Jordan Bardella: Sein Auftreten hat er sich monatelang mit einem Mediencoach antrainiert. (Quelle: Abdullah Firas/ABACA/imago-images-bilder)
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Jordan Bardella gilt in Frankreich als politischer Star, ist mit seinen jungen Jahren Spitze der Rassemblement National. Doch seine Inhalte scheinen es nicht zu sein, die bei der Bevölkerung so gut ankommen. Wer ist der Mann?

Der dritte Google-Suchvorschlag zu Jordan Bardella ist "Jordan Bardella Taille", der vierte "Jordan Bardella Freundin". Und auch sonst sind die Suchvorschläge überraschend unpolitisch dafür, dass Jordan Bardella aktuell der populärste Politiker Frankreichs ist.

Jordan Bardella ist mit seinen 28 Jahren bereits Vorsitzender der rechtspopulistischen bis rechtsextremen Partei Rassemblement National (RN) und so etwas wie ein Superstar in der französischen Politik. Als einziger Politiker tauchte er im Jahr 2023 in der Liste der 50 populärsten Persönlichkeiten auf, die die Sonntagszeitung "Le Journal du Dimanche" jedes Jahr aufstellt. Der Sieg des Spitzenkandidaten bei der Europawahl gilt in Frankreich als nahezu sicher, dabei scheint er sich für das, was im EU-Parlament passiert, gar nicht so sehr zu interessieren. Doch womit punktet Bardella bei den Franzosen dann?

Bardella hat Millionen Follower in den Sozialen Medien

Anja Czymmeck, Leiterin des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Frankreich, sagt im Gespräch mit t-online: "Es wird immer wieder berichtet, dass er im Europäischen Parlament hauptsächlich durch Abwesenheit glänzt." Bardella ist tatsächlich nur in einem einzigen Ausschuss Mitglied, dem Petitionsausschuss, und fehlte zudem bei einem Großteil der Sitzungen, berichtet etwa die Zeitung "Libération".

Doch das scheint den Franzosen egal zu sein: Die Liste des Rassemblement National mit Bardella als Spitzenkandidat liegt mit etwa 31 Prozent deutlich vorn. Die von Präsident Emmanuel Macron hingegen kommt laut aktuellen Umfragen auf rund 15 Prozent und liegt damit mit deutlichem Abstand auf dem zweiten Platz.

"Bardella wirkt sehr jung, sehr dynamisch und kommt besonders bei jungen Leuten sehr gut an", sagt Czymmeck. Ein Grund dafür ist, dass er in den Sozialen Medien sehr präsent ist. Auf Tiktok folgen dem 28-Jährigen 1,2 Millionen Menschen, auf Instagram etwas mehr als eine halbe Million, auf Twitter knapp 400.000 und alle seine Accounts werden täglich bespielt.

"Das hat etwas von einer Art 'Popstar-Tum'"

In den Videos zeigt er sich meist im Anzug, mal sind es Ausschnitte von Reden und Fernsehinterviews von ihm, in einem anderen Bild schaut er vor einem hellen Hintergrund mit aufgeknöpftem Hemd an der Kamera vorbei in die Ferne. "Freuen Sie sich auf den 9. Juni" steht darunter – dann sind Europawahlen. In anderen Videos zeigt sich Bardella volksnah. Manchmal isst er Wurst, oft trinkt er Bier oder Wein und immer wieder knipst er Selfies inmitten der Massen, die ihn umgeben.

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Selfies inmitten seiner Anhänger, auf denen Bardella das immer gleiche Lächeln aufsetzt, sind Teil seines Images. "Das hat etwas von einer Art 'Popstar-Tum' wie bei Boyband-Stars", meint Czymmeck. Bardella stelle sich gerne als "Mann aus dem Volk" dar, der den sozialen Aufstieg geschafft hat. "Er betont immer wieder, aus einem armen Vorort von Paris zu kommen und Sohn einer alleinerziehenden Mutter zu sein."

"Mit ihm wird versucht, die Partei zu entdämonisieren"

Bardella kommt aus einer Familie mit italienischen Wurzeln, trat dem RN mit 17 Jahren bei – nach eigener Aussage, weil er von Marine Le Pen fasziniert war. Er arbeitete sich zügig nach oben und leitete bald die Jugendorganisation der Partei, die damals noch Front National hieß.

Mit 23 trat er zum ersten Mal als Spitzenkandidat bei der Europawahl an und verschaffte seiner Liste einen knappen Vorsprung vor der Regierungspartei. Vor zwei Jahren setzte Bardella sich dann gegen Le Pens Ex-Partner Louis Alliot bei der Wahl zum Parteivorsitzenden durch.

Das Bild, das Bardella in der Öffentlichkeit von sich zeichnet, wirkt insgesamt sehr konstruiert, meint Czymmeck, "aber es funktioniert offensichtlich." Seine rechtspopulistische bis rechtsextreme Partei nutze dieses junge dynamische Image: "Mit ihm wird versucht, die Partei zu entdämonisieren"

Medientrainer arbeitete monatelang an Bardellas Auftreten

Und auch Bardellas ehemaliger Medientrainer Pascal Humeau spricht von einem mühsam antrainierten Auftreten. Er erklärte in der französischen TV-Sendung "Complément d’enquête", monatelang mit Bardella an seiner "Leichtigkeit, Ungezwungenheit und seinem Enthusiasmus" gearbeitet zu haben, "sodass die Leute zumindest sagen: Für einen Faschisten wirkt er sympathisch".

Die Rassemblement National wurde 1972 unter dem Namen Front National von dem rechtsextremen Politiker und verurteilten Holocaustleugner Jean-Marie Le Pen gegründet. Seine Tochter Marine Le Pen führte die Partei von 2011 bis 2022 und versuchte zunehmend, sich und die Partei von dem rechtsextremen Image ihres Vaters zu befreien.

Sein Nachname könnte Bardella helfen

Seit 2022 steht nun Bardella an der Spitze der RN und soll zu diesem Ziel beitragen. "Zusätzlich zu seinem Auftreten kommt ihm zugute, dass er den Namen 'Le Pen' nicht trägt", sagt Czymmeck. Das könnte den Leuten helfen, die Partei zu wählen, die von dem rechtsextremen Image zuvor abgeschreckt waren, meint sie. "Das ist ein Trick dieser Partei und auch die große Gefahr." Mit dem freundlichen Gesicht eines netten jungen Mannes werde nun der Eindruck erweckt, die Partei sei "nicht mehr so schlimm", sondern ganz normal und bürgerlich. Grundlegend geändert habe sich die Ideologie der RN aber nicht, so Czymmeck.

Und tatsächlich bleibt auch die Partei mit Bardella an der Spitze zumindest indirekt in Familienhand, denn der 28-Jährige ist seit einigen Jahren mit der Nichte von Marine Le Pen und der Enkelin von Jean-Marie Le Pen, Nolwenn Olivier, liiert. Ihre Beziehung halten die beiden allerdings aus der Öffentlichkeit heraus.

Ex-Frontex-Chef steht auf Bardellas Wahl-Liste

Bardella macht mit flammenden Reden gegen die "massive Einwanderung" Stimmung im Europa-Wahlkampf, verspricht seinen Wählern Volksentscheide "gegen die Überflutung mit Migranten". Auf seiner Wahl-Liste steht auch Fabrice Leggeri, Ex-Chef der EU-Grenzschutzagentur Frontex.

Zwei Hilfsorganisationen stellten Ende April Strafanzeige gegen ihn und werfen ihm Beihilfe zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Beihilfe zur Folter vor. Nach der Recherche mehrerer internationaler Medien soll Leggeri in seiner Amtszeit das gewaltsame Zurückdrängen von Flüchtlingen, sogenannte Pushbacks, geduldet haben. Diese sind nach internationalem Recht illegal. Leggeri selbst weist die Vorwürfe zurück und bezeichnete sie als "politisches Manöver".

Abgesehen von dem Thema der Einwanderung bleibt Bardellas Wahlprogramm allerdings relativ unpräzise. "Er wirkt meist wie eine Hülle ohne Inhalt", meint Czymmeck. Die Forderung nach einem EU-Austritt Frankreichs hat er wie auch Le Pen aufgegeben – zu radikal wirkt sie für viele Wählerinnen und Wähler. Ein "Europa der Nationen" ist das erklärte Ziel des RN. Wie das aussehen solle, erklärt Bardella so: Eine europäische Zusammenarbeit sei für Austauschprogramme in Ordnung, ansonsten aber unerwünscht.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Anja Czymmeck
  • tiktok.com: @jordanbardella
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