Rührende Botschaften zu Merkels Abschied "Alles Gute, große Schwester"
Die Kanzlerin hat sich offiziell verabschiedet. Viele ihrer Weggefährten haben sich emotional geäußert. Besonders ergreifend: eine Botschaft des
Eine ungewöhnlich lange Kanzlerschaft neigt sich dem Ende zu. Am 22. November 2005 wählte der Bundestag Angela Merkel zur ersten Bundeskanzlerin. 16 Jahre später wurde die CDU-Politikerin nun offiziell in Berlin mit einem Großen Zapfenstreich verabschiedet. Viele ihrer Weggefährten nahmen das zum Anlass, sich bei ihr zu bedanken und ihre Arbeit zu würdigen.
Ihr designierter Nachfolger Olaf Scholz bezeichnete Merkel in einem Tweet als eine "erfolgreiche Kanzlerin". Weiter schrieb der SPD-Politiker: "Unermüdlich hat sie sich für unser Land eingesetzt und ist sich in 16 Jahren, in denen sich vieles verändert hat, treu geblieben."
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Armin Laschet, der Merkels Nachfolge antreten wollte und dabei scheiterte, bedankte sich bei seiner Parteikollegin: "Danke auch persönlich für alle Unterstützung und allen Rat in so vielen Jahren." Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) schrieb: "Demut vor der Verantwortung des Amtes war ihr Leitprinzip." Ihr Abschied sei ein "bewegender Moment" gewesen.
Deniz Yücel bezeichnet die Kanzlerin als "große Schwester"
Bei Twitter wurde vor allem eine rührende Botschaft des Journalisten Deniz Yücel geteilt und kommentiert. Viele deutsche Politiker seien während seiner Haftzeit in der Türkei im Jahr 2017 so freundlich gewesen, sich mit seiner Frau zu treffen. Merkel sei aber die einzige gewesen, die Dilek Yücel gefragt habe: "Wie geht es Ihnen?"
Der Journalist schrieb weiter: "Merkel wurde oft mangelnde Empathiefähigkeit vorgeworfen. Soweit ich das beurteilen kann, zählte es nicht zu ihren Stärken, Anteilnahme und Empathie zu zeigen. Aber dass sie damit nicht herumstolzierte, heißt nicht, dass sie keine empfand."
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"Welches Codewort Dilek und ich in unserer Knastkommunikation für Merkel benutzt haben: 'Abla' – im Türkischen die vertraute wie respektvolle Anrede für 'große Schwester'. Nochmals Danke, Frau Bundeskanzlerin! Und alles Gute, Abla! Auch Ihnen alles Gute, lieber Steffen Seibert!", beendete Yücel seine Botschaft.
Parteiübergreifend meldeten sich viele Politiker mit positiven Worten zu Merkels Kanzlerschaft. Die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig bezeichnete ihre Zusammenarbeit mit Merkel etwa als eine "Ehre". "Gemeinsame Wege, gute Diskussionen, fairen Streit und fröhliche Momente", schrieb die SPD-Politikerin in einem Tweet.
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Die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt schrieb: "Danke dafür, dass sie sich für andere Meinungen interessiert und Auseinandersetzungen nicht gescheut hat. Sie hat das Amt mit einer Würde ausgefüllt, die stilbildend war und ist." Der künftige Agrarminister Cem Özdemir twitterte: "Großen Respekt und von Herzen alles Gute".
Der Linken-Vorsitzende Dietmar Bartsch schrieb, Merkel werde eine Lücke hinterlassen. "Wir werden Angela Merkel in der Politik schnell vermissen. Sie hatte zu keinem Zeitpunkt in irgendeiner Weise materielle Werte als Maßstab für ihr Agieren. Deswegen war sie in keiner Weise bestechlich."
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FDP-Parteivize Johannes Vogel lobte die Kanzlerin in den höchsten Tönen, konnte sich etwas Kritik aber offenbar nicht verkneifen: "Angela Merkels Humor, Intellekt, Rationalität und ihre Souveränität auf dem internationalen Parkett werden uns noch oft fehlen. Ihr Politikmodus war mir zu sehr 'Fahren auf Sicht'. Für ihren enormen politischen Einsatz für unser Land gibt es aber nur ein Wort: Danke!"
"Eine ruhige Stimme der Vernunft"
"Sie war eine ruhige Stimme der Vernunft, die wir in Europa noch vermissen werden", sagte der frühere EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND). Merkels größtes Verdienst nach 16 Jahren im Amt sei, dass sie "Europa endgültig zu einem wichtigen Teil deutscher Staatsräson gemacht" habe, sagte Juncker. "Nach Merkel wird es sich kein deutscher Bundeskanzler mehr erlauben können, nicht pro-europäisch eingestellt zu sein."
Auch der bisherige Ostbeauftragte der Bundesregierung, Marco Wanderwitz (CDU), würdigte Merkels Verdienste in diesem Bereich. "Es ist eine historische Anomalie, dass es eine Ostdeutsche wenige Jahre nach der Wiedervereinigung an die Spitze geschafft hat und so lange geblieben ist", sagte er den RND-Zeitungen. Bei der Förderung Ostdeutschlands habe Merkels Credo wie auch sonst gelautet, "weniger reden, mehr tun", sagte Wanderwitz. "Damit hat sie viel erreicht."
- Mit Material der Nachrichtenagentur afp