"Als Frau nicht sicher" SPD-Abgeordnete spricht über sexuelle Übergriffe im Bundestag
Eine Abgeordnete fühlt sich im Bundestag als Frau nicht sicher. Bela Bach berichtet von Belästigung, einem sehr zweifelhaften Angebot – und einem Übergriff im Plenum. Und dies sei nur die Spitze des Eisbergs.
Die bayerische SPD-Abgeordnete Bela Bach berichtet von Belästigung und sexuellen Übergriffen im Deutschen Bundestag. "Ein Kollege in entscheidender Funktion sicherte mir Unterstützung bei einem Antrag zu, wenn ich für ein privates Treffen zur Verfügung stünde", sagte die 30-Jährige, die für den Landkreis München im Bundestag sitzt, der Zeitschrift "Bunte". Und es sei nicht nur bei Sprüchen geblieben: "Im Plenum hat ein anderer Kollege, der mir gegenüber mehrfach mit sexistischen Sprüchen aufgefallen ist, sich so über den Sitz gebeugt, dass er mir über das Gesäß streifen konnte. Das sind Momente, da kann man nicht glauben, dass das passiert."
Die in Magdeburg geborene Wahl-Münchnerin Bach war 2020 als Nachrückerin in den Bundestag eingezogen, kandidiert allerdings nicht mehr für die neue Legislaturperiode, nachdem sie in einer Kampfabstimmung um einen Platz auf der Wahlliste der Bayern-SPD unterlegen war.
"Das will ich nicht hören"
Der Deutsche Bundestag kündigte auf Anfrage eine Antwort zu den Vorwürfen an, die zunächst aber noch nicht eingegangen war. Das Parlament hat derzeit 709 Abgeordnete, davon sind 223 Frauen (Stand Januar 2021).
Bach ist nicht die erste Bundestagsabgeordnete, die über Sexismus im Parlament klagt. Die Grünen-Abgeordnete Luise Amtsberg sagte im vergangenen Jahr t-online: "Meine älteren Kollegen haben es noch nicht so ganz verstanden, dass es kein Kompliment ist, wenn man sich rein aufs Äußere bezieht und sagt: 'Das ist hier die hübsche Kollegin aus Schleswig-Holstein'. Das will ich nicht hören."
Die FDP-Abgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann sagte 2020 der Deutschen Presse-Agentur: "Insbesondere seit dem Einzug der AfD ist Sexismus im Bundestag, aber auch außerhalb des Parlaments, gegenüber Politikerinnen eher Alltag als Randnotiz." Sie selbst sei von einem AfD-Politiker belästigt worden, als sie eine Lederjacke getragen habe. Von konkreten Übergriffen wie nun Bach berichteten Amtsberg und Strack-Zimmermann allerdings nicht.
"Ich war wütend. Auf mich selbst, weil ich nicht sofort etwas gesagt habe", sagte Bach der "Bunten". "Aber auch auf die Situation, weil ich mich als Frau im Plenum des Deutschen Bundestags nicht sicher fühlen kann." Sexismus in der Politik werde aus ihrer Sicht zu wenig thematisiert. "Es gibt keine Kontrollinstanz, das Thema wird nicht als wichtig wahrgenommen, und das muss sich schnell ändern", sagte sie. "Wir brauchen die Öffentlichkeit und eine Gesellschaft, in der es nicht länger hingenommen wird, dass Sexismus als Banalität abgetan wird."
Sexismus im Parlament
Sie sei kein Einzelfall, betont Bach. "Es gibt viele Kolleginnen und Parteifreundinnen, die Übergriffe oder Sprüche zu gut kennen", sagte sie. Und diese Mandatsträgerinnen seien nur die Spitze des Eisbergs. "Das geht weiter auf lokaler Ebene. Ich traue mich zu sagen: Es gibt keine jüngere Frau in einem Ortsverband, die noch nie einen schlüpfrigen Spruch, eine anzügliche WhatsApp oder einen Popo-Streichler erlebt hat. Auf Parteitagen, auf Konferenzen, auf Parteiabenden – da gibt es unzählige Geschichten."
Die in Magdeburg geborene Wahl-Münchnerin Bach war 2020 als Nachrückerin in den Bundestag eingezogen, kandidiert allerdings nicht mehr für die neue Legislaturperiode. Sie ist nicht die erste Bundestagsabgeordnete, die über Sexismus im Parlament klagt. Sie könne sich "als Frau im Plenum des Deutschen Bundestags nicht sicher fühlen", betonte Bach.
- Nachrichtenagentur dpa