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Machtkämpfe bei Union und Grünen: Gut, dass Söder und Habeck verloren haben


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Kanzlerkandidatur
Zum Glück haben Söder und Habeck verloren

MeinungEine Kolumne von Gerhard Spörl

24.04.2021Lesedauer: 3 Min.
Markus Söder und Robert Habeck: Beide Parteichefs haben ihre Ambitionen auf eine Kanzlerkandidatur aufgegeben.Vergrößern des Bildes
Markus Söder und Robert Habeck: Beide Parteichefs haben ihre Ambitionen auf eine Kanzlerkandidatur aufgegeben. (Quelle: Andreas Gebert/Annegret Hilse/reuters)
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Es gibt auf den ersten Blick wenig, was Robert Habeck und Markus Söder verbindet. Doch beide haben nun ähnliche Defizite offenbart. Und auch die Sieger der Duelle bei Union und Grünen teilen mehrere Gemeinsamkeiten.

In einem Interview mit der "Zeit" hat Robert Habeck sein Herz ausgeschüttet. Er findet es ungerecht, dass er nicht der erste Kanzlerkandidat der Grünen sein darf. Er beklagt, dass seine politische Erfahrung nicht zählt, dass ein Hauptkriterium gewesen ist, dass Baerbock eine Frau ist, und er sagt, dass der Tag der Nominierung für ihn "der schmerzhafteste Tag in meiner politischen Laufbahn" war.

Kann man verstehen. Wirklich?

Das Interview begann am Montag zwei Stunden nach der öffentlichen Verkündigung damit, dass Annalena Baerbock sein dürfe, was er nicht sein dürfe. Robert Habeck hatte sie bei der Präsentation vorgestellt, eingeführt, und ihr dann die Bühne überlassen.

Ich dachte noch, das fällt ihm bestimmt nicht leicht, aber er macht es gut, souverän und heiter. Was ihn offenbar wirklich tief innen bewegte, erzählte er dann aber gleich darauf zwei "Zeit"-Journalistinnen. Trauer muss der Robert nun tragen, und wir alle sollen wissen, was ihm entgeht und damit auch uns.

Nicht zufällig fiel Habeck zurück

Das Interview ist für mich der schlagende Beweis dafür, warum es richtig war, Annalena Baerbock zur historischen Figur der Grünen zu erheben. Robert Habeck ist zweifellos ein bemerkenswerter Politiker, aber er wirkt auf mich oft so, als sei er im Übermaß mit sich selbst beschäftigt, als beobachtete er sich selber dabei, wie er redet und argumentiert und in Talkshows neben anderen Politikern aus anderen Parteien sitzt und sich von ihnen unterscheidet. Nicht zufällig unterliefen ihm Fehler, offenbarte er Wissenslücken und fiel im Rennen mit Annalena Baerbock zurück.

Mit seinem Interview hat sich Robert Habeck einen Bärendienst erwiesen. Besser hätte er einfach geschwiegen, anstatt der "Zeit" seine Gefühle plakativ zu offenbaren. Einige Grüne dürften es ihm übel nehmen und Annalena Baerbock weiß spätestens jetzt, wo seine Loyalität offenbar endet.

Ich liebe Was-wäre-gewesen-Fragen: Also, was wäre gewesen, wenn Annalena Baerbock hätte verzichten müssen? Ich glaube nicht, dass sie ihren Jammer derart zur Schau gestellt hätte.

Geweint wird daheim, nicht vor anderen.

Baerbock und Laschet lassen sich nicht unterkriegen

Interessanterweise haben sich bei den Grünen und in der Union in dieser Woche zwei Protagonisten ähnlichen Typus durchgesetzt. Annalena Baerbock wie Armin Laschet zeichnet Beständigkeit und Hartnäckigkeit aus. Sie nehmen nicht alles persönlich, sonst hätte Laschet die kleine Höllentour, die mehr als eine Woche andauerte, keinesfalls überstanden. Was er über sich lesen und von Söder hören musste, grenzte durchaus an Körperverletzung, aber so sind Machtkämpfe nun einmal.

Menschen dieses Schlags lassen sich nicht unterkriegen, auch wenn Robert Habeck lange Zeit als smarter Schriftsteller mit Hang zum Philosophieren durchaus faszinierte.

Leute wie Baerbock und Laschet haben einen langen Atem und schießen auf den letzten Metern nach vorne. Beharrlichkeit, ein starkes Selbstbewusstsein und eine Prise Demut begründen einen stabilen Charakter.

Habeck und Söder nehmen sich zu wichtig

Auch die beiden Unterlegenen haben Entscheidendes gemeinsam. Bei Robert Habeck und Markus Söder dreht sich vieles ums Ich. Wenn Söder sagt, die Union müsse "sexy und solide" zugleich sein, dann verstehen wir ihn richtig, wenn wir denken, dass er sexy und solide sei. Würde Armin Laschet das Wort "sexy" in den Mund nehmen, würden wir uns kringeln.

Robert Habeck war lange damit beschäftigt, uns zu versichern, dass er nicht so wie andere Politiker sei und schon gar kein Berufspolitiker. Ist er nicht ganz, das stimmt schon, aber weit davon entfernt ist er inzwischen auch nicht mehr.

Habeck und Söder sind Individualisten und nehmen sich als Person wichtiger als die Sache, die sie vertreten. Damit soll nicht gesagt sein, dass sie schlechte Kanzlerkandidaten gewesen wären, aber sie sind eben nicht zufällig unterwegs auf Grund gelaufen.

Natürlich braucht ein Land beide Charaktertypen, die Leisen und die Lauten, die Beherrschten und die Selbstbespiegler. Treffen sie aufeinander und treten sie gegeneinander an, fordern sie sich ihr Möglichstes ab und wir erleben ein Drama, das dankbare Gewinner und trauernde Verlierer hinterlässt.

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