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Probleme mit F-35: Wird der Kampfjets zum Milliardengrab für Deutschland?


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Schwere Mängel bei F-35
Ein Schrotthaufen für die Bundeswehr?


Aktualisiert am 06.12.2022Lesedauer: 4 Min.
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Bundeswehr kauft modernsten Kampfjet der Welt: Der F-35 fliegt mit über 2.000 km/h – das Video zeigt, was ihn außerdem ausmacht. (Quelle: t-online)
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Die F-35 soll die deutsche Tornado-Flotte ersetzen und die Nato ins 21. Jahrhundert führen. Dabei sind nicht einmal die USA überzeugt von ihrem modernsten Kampfjet.

Sie gilt als modernster Kampfjet der Welt und ist zugleich als "Schrotthaufen" verschrien: die F-35 des US-Herstellers Lockheed Martin. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine entschied die Bundesregierung, 35 Exemplare des Mehrzweckflugzeugs zu bestellen und beendete damit die jahrelange Debatte über die Nachfolge der Bundeswehr-Tornados. Doch jetzt werden Bedenken laut, dass die F-35 zum Milliardengrab wird.

Am 14. Dezember soll der Haushaltsausschuss des Bundestags die Beschaffungsvorlage für die F-35 eigentlich freigeben, doch am heutigen Montag diskutiert das Gremium in einer Krisensitzung zunächst über einen internen Bericht des Verteidigungsministeriums. Dem zufolge drohen "zeitliche Verzögerungen und Mehrkosten", bis die F-35 in den regulären Flugbetrieb gehen kann, berichtet "Bild" aus dem geheimen Dokument.

Auch andere Länder haben Probleme mit der F-35

Ursprünglich hatte die Bundesregierung die Kosten für die F-35 mit knapp acht Milliarden Euro veranschlagt, inzwischen spricht das Verteidigungsministerium von knapp zehn Milliarden Euro. Zudem bestehe das Risiko, dass der Fliegerhorst Büchel nicht rechtzeitig bis 2026 für die neuen Flugzeuge umgebaut werden kann und die neuen Jets keine behördliche Flugerlaubnis bekommen, heißt es laut "Bild" in dem Bericht. Doch das sind längst nicht die einzigen Probleme des High-Tech-Jets, wie die Erfahrungen anderer Länder zeigen.

Die US-Armee nahm die erste F-35 im Juli 2015 in Dienst und betreibt mit 450 der bislang ausgelieferten 750 Stück die größte Flotte weltweit. Verlässlich scheint das neue Waffensystem allerdings nicht: Im März 2020 stellte der US-Rechnungshof in einem Bericht fast 800 Mängel an den F-35 der US-Armee fest, weshalb die Maschinen im Schnitt nur zu 40 Prozent der Zeit einsatzbereit seien. Ein Dutzend der Mängel seien so gravierend, dass sie zum Absturz einer Maschine führen könnten, hieß es. Die Fehlerquote der F-35 sei sechs Mal so hoch wie der Durchschnitt der US-Luftwaffe.

Triebwerke der F-35 bereiten große Probleme

Die meisten Probleme gibt es offenbar mit den Triebwerken der F-35: Allein aus diesem Grund waren im Februar 2022 insgesamt 36 der US-Maschinen nicht einsatzbereit, so der Rechnungshof. Allerdings handelt es sich bei den Mängelexemplaren um Maschinen aus der Anfangsproduktion, die nicht alle Kriterien eines voll ausgereiften Kampfjets erfüllen müssen. Große Probleme mit ihrer F-35-Flotte hat allerdings auch Südkoreas Armee, und das mit Maschinen, die erst 2014 bestellt wurden.

Einem Parlamentsbericht zufolge gab es zwischen Januar 2021 und Juni 2022 insgesamt 234 Fehlermeldungen bei den 40 Maschinen, die Südkorea im Dienst hat. 172 Mal wurde eine F-35 als "nicht flugfähig" gemeldet, 62 Mal als "nicht einsatzbereit" – die Fehlerquote ist damit mehr als doppelt so hoch wie in Südkoreas restlicher Luftwaffe, die vor allem aus US-Jets aus der Zeit des Vietnamkriegs besteht. "Es kann nicht sein, dass dieses Kernelement unser Verteidigungsstrategie im Fall einer Eskalation mit Nordkorea nicht funktioniert", kommentierte der Parlamentarier Shin Won-min den Bericht.

Gibt es Alternativen zur F-35?

Doch die schärfste Kritik an der F-35 kommt aus den USA selbst. Der Offizier des Marinekorps Dan Grazier kritisierte 2019 einen "Mangel an Fortschritten in fast allen Bereichen der F-35"; die vielen Mängel der Maschine machten immer neue Reparaturen und Modifikationen nötig, was den praktischen Einsatz der Maschine in weite Ferne rücken lasse. Der für Strategie und Beschaffung zuständige Vize-Chef der US-Luftwaffe stellte im April 2021 sogar die Tauglichkeit der F-35 für High-Tech-Kriegsszenarien beispielsweise gegen China in Frage. Der damalige US-Verteidigungsminister Christopher Miller sprach Ende 2020 von der F-35 gar als "Schrotthaufen" und "Monster, erschaffen vom Pentagon".

Sollte die Bundesregierung die Beschaffung der F-35 also überdenken? Dann würde sich die Frage nach einer Alternative stellen. Die F-35 sollen die vor mehr als 40 Jahren eingeführten Tornado-Kampfjets der Bundeswehr ersetzen, die auch Deutschlands "nukleare Teilhabe" sichern: So lagern auf dem Fliegerhorst Büchel noch mutmaßlich 20 Atombomben, die auf US-Befehl hin von deutschen Kampfjets ins Ziel gebracht würden. Auch wegen dieser Fähigkeit hatte sich die Bundesregierung für die F-35 als Nachfolgemodell entschieden. Doch die F-35 ist auch der einzige Kampfjet westlicher Bauart der "fünften Generation", also nach dem Kalten Krieg entwickelt, und sollte die Nato und andere US-Verbündete eigentlich fit machen für das 21. Jahrhundert.

USA rücken teilweise ab von der F-35

Außer den USA haben schon 17 Armeen die F-35 übernommen, Japan verfügt dabei über die zweitgrößte Flotte. Hauptargumente für die Beschaffung der F-35 sind ihre Fähigkeiten in der elektronischen Kriegsführung, die Möglichkeit zum Datenaustausch unter allen Nutzern sowie ihre Tarnfähigkeit: Auf dem Radar ist eine F-35 kaum auszumachen. Die Maschine gilt auch als wichtige Säule in der strategischen Rivalität mit China, das seinen Machtanspruch in Ostasien immer unverhohlener zur Schau stellt und mit seinen J-20 und FC-31 schon zwei Kampfjets der fünften Generation in Dienst hat. Die US-Regierung ist angesichts der vielen Probleme schon wieder teilweise von der F-35 abgerückt.

Im Juli 2020 bestellte Washington beim Hersteller Boeing die ersten acht Exemplare eines modernisierten Jets vom Typ F-15, also der vierten Generation. Bis zu 200 Stück der F-15EX könnte die US-Regierung insgesamt kaufen, um die F-35-Flotte zu ergänzen. Eine ähnliche Variante hatte 2019 die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) vorgeschlagen: Statt der F-35 empfahl sie die Beschaffung von US-Jets vom Typ F/A-18 in der modernsten Version "Super Hornet Block III"; wegen des Widerstands der SPD gegen einen atomwaffenfähigen Bomber blieb die Entscheidung allerdings bis März dieses Jahres offen.

Das Verteidigungsministerium widersprach am Montagnachmittag dem "Bild"-Bericht. Der Haushaltausschuss des Bundestags sei lediglich darüber informiert worden, welche Aspekte des Projektes noch unklar seien, sagte ein Sprecher. "Es gibt keine Krise. Es gibt derzeit kein Problem in der Planung, auch nicht in der Infrastruktur", so der Sprecher. Das Projekt F-35 sei "deutlich auf einem guten Weg" und "alles grün".

Verwendete Quellen
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