Trotz Sondervermögen Bundeswehrverband sieht Truppe "im freien Fall"
Die Truppe sei überreguliert und unterfinanziert: Der Vorsitzende des Bundeswehrverbands übt scharfe Kritik – und fordert die Politik zum Handeln auf.
Der Vorsitzende des Bundeswehrverbands, André Wüstner, sieht die Streitkräfte trotz der beschlossenen zusätzlichen 100 Milliarden Euro noch in schlechter Verfassung. "Momentan sind wir noch im freien Fall", sagte Wüstner im ARD-"Morgenmagazin" kurz vor der Bundeswehr-Tagung.
Die Bundeswehr leiste Gutes an der Nato-Ostflanke und bei Auslandseinsätzen. Zugleich gebe sie aber Gerät an die Ukraine ab und fülle dies noch nicht auf. Die 100 Milliarden Euro seien noch nicht in Verträgen. "Das heißt, es geht noch nach unten. Das ist die Realität", so Wüstner. Jetzt gehe es darum, im vierten Quartal Entscheidungen zum Umsteuern zu treffen.
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Bundeswehr "total überreguliert"
Der Chef des Bundeswehrverbands verlangte zugleich eine Verstetigung der finanziellen Mittel. Für die kommende Legislaturperiode seien 75 Milliarden pro Jahr erforderlich, sagte Wüstner. "Sonst muss man gar nicht erst anfangen."
Er beklagte zudem, die Bundeswehr sei "total überreguliert". Auch sei die Nachwuchsgewinnung schwierig. Bei der größten Zeitarbeitsfirma im Land bräuchten die Menschen Perspektiven, wenn sie sich für zehn oder zwölf Jahre bei der Bundeswehr verpflichteten.
Bundeswehrtagung in Berlin
Die Aussage von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht, die von einer militärischen Führungsrolle Deutschlands sprach, unterstützte Wüstner. Diese müsse man wahrnehmen. Die Messlatte sei hoch gelegt. Es bedürfe hier noch viel Kommunikation innerhalb der SPD und in der Ampelkoalition.
Militärische und zivile Fachleute beraten auf der am Donnerstag in Berlin beginnenden Bundeswehrtagung über den weiteren Kurs der deutschen Streitkräfte. Am ersten Tag werden Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) und Generalinspekteur Eberhard Zorn – Deutschlands ranghöchster Soldat – sprechen. Am Freitag wird Bundeskanzler Scholz (SPD) bei dem Treffen erwartet.
- Nachrichtenagenturen AFP und dpa