"In Teilen geplante Aktion" Grünenpolitiker besteht auf Kandidatur – trotz Vorwürfen
Mehrere Frauen werfen Stefan Gelbhaar sexuelle Belästigung vor. Doch der Berliner Grünenpolitiker streitet die Anschuldigungen vehement ab.
Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Stefan Gelbhaar möchte sich ungeachtet des Drucks aus den eigenen Reihen erneut als Direktkandidat in Berlin-Pankow aufstellen lassen. Ein Sprecher des Kreisverbands bestätigte, dass Gelbhaar, gegen den es Vorwürfe sexueller Belästigung gibt, mitgeteilt habe, erneut kandidieren zu wollen. Zuvor hatte der "Spiegel" berichtet.
Dem Magazin zufolge heißt es in einem Schreiben seiner Anwälte, dass Gelbhaar "dem Kreisvorstand seine erneute Kandidatur für den 8.1.2025 fristgemäß angekündigt" habe. Auf Nachfrage habe Gelbhaar per SMS bestätigt: "Ich kandidiere."
Stefan Gelbhaar war bereits zum Direktkandidaten gewählt worden
Zuvor hatte der Vorstand des Kreisverbands Gelbhaar, der die Vorwürfe als "frei erfunden" zurückgewiesen hat, dazu aufgefordert, auf eine Kandidatur für die Bundestagswahl zu verzichten. Der Kreisverband teilte mit, ein Wahlkampf mit ihm sei unter den aktuellen Vorzeichen mit großen Risiken verbunden. "Diese Bewertung haben wir Stefan Gelbhaar mitgeteilt und ihn daher aufgefordert, von einer Direktkandidatur bei der Bundestagswahl 2025 abzusehen."
Gelbhaar selbst hatte an Silvester auf seiner Webseite ausführlich Stellung bezogen. "Die Vorwürfe sind gelogen", erklärte er. Bei dem Vorgang müsse es sich "um eine in Teilen geplante Aktion" handeln, mit dem Ziel, ihn massiv zu diskreditieren. Dem RBB haben nach Angaben des Senders mehrere Frauen zum Teil anonym, zum Teil eidesstattlich versichert, von Gelbhaar belästigt worden zu sein. Über die Vorwürfe hatten auch andere Medien berichtet.
Gelbhaar bekommt in Pankow Konkurrenz
Der Kreisverband will bei einer erneuten Wahlversammlung am Mittwoch (8. Januar) über die Direktkandidatur abstimmen lassen. Bei einer früheren Wahlversammlung Mitte November war Gelbhaar mit 98,4 Prozent der Stimmen zum Direktkandidaten für Pankow gewählt worden. Seine Kandidatur für einen Platz auf der Landesliste hatte Gelbhaar Mitte Dezember kurzfristig zurückgezogen und das mit Vorwürfen gegen ihn begründet, damals ohne dabei konkreter zu werden.
Bislang war Gelbhaar der einzige Kandidat, der sich um das Direktmandat für die Grünen in Berlin-Pankow beworben hatte. Doch inzwischen haben drei weitere Grünenpolitiker ihre Kandidatur erklärt, wie der RBB berichtet. Dabei handelt es sich um den Grünen-Abgeordneten des Europaparlaments, Sergey Lagodinsky, sowie die Parteimitglieder Yüksel Calis und Paul Eschenhagen. Sie alle haben ihre Bewerbung am Freitag im Internet veröffentlicht.
- Nachrichtenagentur dpa
- rbb.de: Gelbhaar bekommt drei Gegenkandidaten bei Wahl zum Direktkandidaten