Newsblog zur Ampelkrise Treffen von Lindner, Scholz und Habeck nach zwei Stunden beendet
Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Geht es mit der Ampel zu Ende? Die FDP spricht eine konkrete Warnung aus. Vizekanzler Habeck appelliert an seine Kollegen. Alle Entwicklungen im Newsblog.
Treffen zwischen Scholz, Habeck und Lindner dauerte ca. 2 Stunden
10.57 Uhr: Um 8 Uhr sind Olaf Scholz, Christian Lindner und Robert Habeck im Kanzleramt zusammengekommen, um über die Zukunft der Ampelkoalition zu beraten. Der Koalitionsausschuss tagt in größerer Runde am Mittwoch. Die FDP hat bereits erklärt, dass danach auch ein Ende der Koalition nicht ausgeschlossen sei. Laut "Bild" war das Treffen um etwa 10 Uhr beendet.
FDP-Fraktionschef wünscht sich von Habeck Ideen für mehr Wachstum
10.06 Uhr: FDP-Fraktionschef Christian Dürr sieht im Ampel-Streit Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Zug. Dürr sagte der Deutschen Presse-Agentur, es sei folgerichtig, dass die Intel-Milliarden zurück in den Haushalt gingen. "Ich bin froh, dass auch Robert Habeck zu dieser Einsicht gekommen ist. Vom Wirtschaftsminister würde ich mir in dieser Situation aber substanzielle Ideen zur Stärkung unseres Wachstums wünschen. Wir brauchen eine echte Wirtschaftswende." Finanzminister Christian Lindner (FDP) habe dazu Vorschläge gemacht. "Große Reformen erfordern große Kraft und die Frage ist, ob die Grünen bereit sind, sie gemeinsam mit uns aufzubringen."
Dröge: Nach Habeck-Vorschlag müssen auch SPD und FDP Kompromisse machen
8 Uhr: Mit Blick auf das Ringen um den Wirtschaftskurs der Ampel-Regierung hat Grünen-Co-Fraktionschefin Katharina Dröge einen Tag vor dem Koalitionsausschuss Kompromissbereitschaft von SPD und vor allem der FDP gefordert. Wirtschaftsminister Robert Habeck habe mit seinem Vorschlag, die ursprünglich für das Halbleiterwerk von Intel vorgesehenen und derzeit nicht benötigten Milliarden nun für die Haushaltssanierung zu verwenden, einen konstruktiven Vorschlag gemacht, sagte Dröge in der ARD. "Wenn es so knapp ist im Bundeshaushalt, dann muss sich jeder bewegen", betonte sie. "Wenn die anderen beiden Koalitionspartner das auch machen, werden wir morgen Abend auch zu einer Lösung kommen."
Lindner, Scholz und Habeck treffen sich an diesem Dienstag
6 Uhr: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Habeck wollen heute erneut zu einem Gespräch zusammenkommen. Dabei soll geklärt werden, wie die Ampelkoalition in der Wirtschafts- und Finanzpolitik wieder auf eine gemeinsame Linie kommen kann. Am Mittwoch kommt mit dem Koalitionsausschuss dann eine größere Runde zusammen, der auch die Partei- und Fraktionschefs von SPD, Grünen und FDP angehören.
Montag, 4. November
Lindner: Es sind Tage bedeutsamer Entscheidungen
20.22 Uhr: Bundesfinanzminister Christian Lindner pocht auf eine Kurswende in der Wirtschaftspolitik. Er halte einen Neustart für erforderlich, sagte Lindner bei einem Treffen der NRW-Bauindustrie am Montagabend in Düsseldorf. Er habe sich geschworen, dass Deutschland wieder "ein Symbol für den Mut zur Veränderung sein muss".
Deutschland leiste sich überbordende Regulierung, einen Sozialstaat, der Untätigkeit toleriere, verzichte auf Atomkraft und befinde sich auf einem "weltweit einmaligen Sonderweg in der Energie- und Klimapolitik". Die Umsetzung des Klimaschutzes in Deutschland dürfe kein abschreckendes Beispiel für die Welt werden. Die Bundesrepublik verliere an Wettbewerbsfähigkeit. Der Anspruch müsse aber ein Spitzenplatz sein. "Ich glaube, dass wir Richtungsentscheidungen für unser Land treffen müssen", betonte der FDP-Politiker.
Am Mittwoch findet ein Koalitionsausschuss mit den Spitzen der Ampel-Regierung statt. "Es sind Tage bedeutsamer Entscheidungen", sagte Lindner. Bundeskanzler Olaf Scholz plant mit Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) und Lindner in den kommenden Tagen gleich mehrere vertrauliche Treffen. Weil der FDP-Chef eine Richtungsentscheidung forderte, steht auch die Zukunft der gemeinsamen Regierung auf dem Spiel. Habeck hatte gesagt, die Ampel sei in schwerem Fahrwasser.
Verband: Mehr Digital-Tempo und Einigkeit in der Ampel
18.25 Uhr: Der Geschäftsleiter des Digitalverbands Bitkom, Niklas Veltkamp, gehört zu den Gästen, die am wirtschaftspolitischen Spitzengespräch mit FDP-Chef Christian Lindner und Fraktionschef Christian Dürr teilgenommen haben. Auf Anfrage von t-online fordert er von der Bundesregierung mehr Einsatz für die Digitalisierung.
Es brauche "mehr Tempo und ein geeintes Regierungshandeln", sagt er. Die Ampelkoalition habe bei ihrem Start angekündigt, beim Thema Digitalisierung einen Aufbruch zu wagen. "Dieses Versprechen hat sie bislang nicht umfassend eingelöst", sagt er. Eine Erhebung des Bitkom zeige, dass nur gut jedes dritte digitalpolitische Vorhaben der Ampel umgesetzt worden sei.
Um Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftskraft zu steigern, brauche es einen "digitalpolitischen Boost – und das schnell". Heißt für ihn: digitalere Verwaltungen und weniger Bürokratie.
Habeck bietet Intel-Milliarden fürs Haushaltsloch
17.21 Uhr: Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) hat eindringlich an seine Ampelkollegen appelliert, die Bundesregierung nicht scheitern zu lassen. "Dies ist die schlechteste Zeit, dass die Regierung scheitert", sagte Habeck bei einer Stellungnahme in Berlin. "Wirklich: die schlechteste Zeit. Mit dem, was in der Ukraine passiert, mit Blick auf die wirtschaftliche Lage in Deutschland, mit Blick auf die amerikanische Wahl."
Er führte weiter aus: "Die letzten Tage waren schlecht für Deutschland und sie haben nicht dazu beigetragen, das Vertrauen in die Bundesregierung zu stärken." Aber man regiere nicht "im luftleeren Raum", so Habeck. "Es ist deswegen die Pflicht – und dafür sind wir gewählt worden – sich als Regierung auf die jetzt anstehenden Aufgaben zu konzentrieren." Das bedeute, die Wachstumsinitiative "möglichst vollständig umzusetzen" und den Haushalt zu verabschieden.
Der Haushalt sei "keine geringe Herausforderung, aber eine lösbare Herausforderung", sagte Habeck. Dann kündigte er ein konkretes Zugeständnis an: Die frei gewordenen Intel-Milliarden, die eigentlich für die Unterstützung der Wirtschaft vorgesehen waren, könnten "selbstverständlich einen Beitrag leisten, die Haushaltslücke zu reduzieren". Das hatte zuletzt Finanzminister Christian Lindner in seinem Papier gefordert. Komme kein Haushalt zustande, sei eine "längere Hängepartie" absehbar: "Hängepartie oder Handlungsfähigkeit – das ist hier die Alternative."
Scholz erwartet "seriöse Arbeit" von der Ampel
16.59 Uhr: Kanzler Olaf Scholz mahnt seine Ampelkoalition zur Überwindung ihrer Differenzen. Er bestehe darauf, dass die Regierung ihre Arbeit zu machen habe und Pragmatismus dafür die richtige Maßgabe sei, sagte der SPD-Politiker in Berlin nach einem Treffen mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters