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CDU: Friedrich Merz wird Kanzlerkandidat – und demütigt Markus Söder


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Merz als CDU-Kandidat
Die ultimative Demütigung


Aktualisiert am 18.09.2024Lesedauer: 4 Min.
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"Ich bin fein damit". Sein Gesicht straft Markus Söder Lügen. (Quelle: IMAGO/dts Nachrichtenagentur/imago)

Der Kanzlerkandidat der Union heißt Friedrich Merz und gekrönt hat ihn: Markus Söder. Für den einen ist das ein innerparteilicher Triumph. Für den anderen mehr als eine Niederlage.

Eine Krönung verkündet nicht nur einen Namen und ordnet ihm einen Titel zu. Sie wird immer inszeniert; sie ist ein Ritual, ein Schauspiel. Ihre Aufführung erschafft Bilder, ihr Drehbuch erzählt Geschichten. Es gibt immer die Geschichte des Gekrönten, der Führung und Verantwortung übernimmt. Es gibt die Erzählung derer, die ihn krönen lassen. Und es gibt meistens die Geschichte desjenigen, der nicht gekrönt wurde.

Tragisch ist es für den Ungekrönten, wenn er auch noch die Rolle des Krönenden spielt. Genau das war Markus Söders Funktion in der Darbietung, mit der die Union jetzt Friedrich Merz die Kanzlerkandidatur verliehen hat. Söder blieb nicht nur ungekrönt. Er war es, der Friedrich Merz die Krone aufsetzen musste. Er musste bei dieser Krönungsinszenierung mitspielen. Die Rollen waren klar verteilt. Seine war die des Verlierers. Doch es war viel mehr als nur eine Niederlage von Söder. Es war vielleicht seine letzte und endgültige.

Söder hatte stets Ambitionen auf die Kanzlerkandidatur

Es ist ein offenes Geheimnis, dass Markus Söder stets nach Höherem gestrebt hat. Sooft er in den vergangenen Jahren auch betonte, dass "sein Platz in Bayern" sei: Weit häufiger hat er in den vergangenen Jahren durchblicken lassen – mal mehr, mal weniger deutlich, dass er Ambitionen in Richtung Berlin hat.

Es ist keine 14 Tage her, dass er beim Volksfest Gillamoos im bayerischen Abensberg verkündete: "Für mich ist Ministerpräsident das schönste Amt, aber ich würde mich nicht drücken, Verantwortung für unser Land zu übernehmen."

So etwas sagt keiner, für den die Kanzlerkandidatur kein Thema ist. Tatsächlich machte dieser Satz Söders Berliner Traum erneut zum Thema in Deutschland. Söder beherrscht zu virtuos die politischen Spielregeln, um einen solchen Satz gedankenlos herauszublasen. Der Satz war der letzte Versuch einer Bewerbung für die Kanzlerkandidatur der Union, eine letzte, fast verzweifelte Kampfansage aus München in Richtung Friedrich Merz. Söder hat sich noch einmal in Stellung gebracht, und dafür viel investiert: Abgespeckt. Sich einen verwegenen Bart wachsen lassen. Eine (erfrischend selbstironische) Social-Media-Offensive gestartet.

Merz hat intern schnell und konsequent reagiert und die Reihen um sich herum geschlossen. Denn das sonst so komplizierte Binnenverhältnis zwischen den oft uneinigen Schwesterparteien CDU und CSU ist in der Frage der Kanzlerkandidatur recht klar strukturiert: Der CDU-Chef hat das erste Zugriffsrecht – aber nur dann, wenn er seine Truppen geschlossen hinter sich hat.

Der Aufstand in der CDU blieb aus

Nun ist Merz in seiner Partei beileibe nicht unumstritten. Darauf wird Söder insgeheim gehofft haben. Am Ende haben aber weder der mächtige NRW-Ministerpräsident Wüst, der ewige Merkelianer Daniel Günter aus Schleswig-Holstein noch die einflussreichen Ost-Landesväter Haseloff und Kretschmer sich zum gemeinsamen Aufstand gegen Friedrich Merz hinreißen lassen. Den aber hätte Söder gebraucht. Ohne ihn blieb Merz zu stark, zu unangefochten. Die Union küsst lieber den Frosch Merz, als die Kröte Söder zu schlucken. Der hat gepokert. Und verloren.

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Und so sah dann auch die Inszenierung aus, mit der die CDU-Regie die Krönung des Unionskanzlerkandidaten Friedrich Merz aufführte. Beinahe huldvoll durfte Merz schweigen, während Söder den Herold geben musste: "Um es kurz zu machen. Die K-Frage ist entschieden. Friedrich Merz macht's!" Söder verkündete die Entscheidung pro Merz, die wichtigste Personalentscheidung der Union seit fast vier Jahren, so wie man ein Pflaster vom Knie eines Kindes abreißt: Ratzfatz.

Seine erste Bewertung: "Ich bin fein damit." Nicht: "Wir haben den besten Mann aufgestellt" oder "Er holt für die Union das Kanzleramt zurück!" Sondern nur: "Ich bin fein damit." Manchmal sagt das, was man nicht sagt, mehr als tausend Worte. Die Ampel abzulösen und Deutschland auf Vordermann zu bringen, so Söder weiter, das habe Priorität. Dem müsse sich alles unterordnen. Subtext: Auch seine eigenen Ziele und Ambitionen. Man habe "offen" miteinander gesprochen, ergänzte Söder wörtlich.

 
 
 
 
 
 
 

Pflichtbewusstsein zwang Söder zur Aufgabe

Er selbst habe das Versprechen gegeben, dass sich "2021 nicht wiederholen wird", so Söder. Und weiter: "Ich halte Wort." Damals hatte er sich mit Armin Laschet so lange um die Kandidatur gekabbelt, bis der Kanzler Olaf Scholz hieß. Söder macht zwischen den Zeilen klar, dass Loyalität und Pflichtbewusstsein ihn zur Aufgabe zwangen.

Seine betont sachlichen Formulierungen meinen eigentlich: "Ich wollte, aber ich darf nicht. Merz ist die Entscheidung der CDU. Meine wäre ich selbst gewesen."

Video | Söder verzichtet "ohne Zähneknirschen": Merz wird Kanzlerkandidat der Union
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Quelle: reuters

Entsprechend geschäftsmäßig auch der Abschluss der Pressekonferenz: Merz bekommt keine Blumen, Söder keine Umarmung. Es gibt kein großes gemeinsames Siegerfoto zweier Verbündeter, die gemeinsam die Ampel aus dem Kanzleramt jagen wollen. Die Fotografen, die den Händedruck des triumphierenden Merz mit dem geschlagenen Söder knipsen wollen, bekommen genau vier Sekunden Zeit. Merz geht auf Söder zu, sachlicher Händedruck. Merz' Linke berührt Söders Ellbogen, der zögert, dann greift auch seine Linke nach Merz' Arm. Selbst die Nähe, die Intimität der Verabschiedung hat Merz ihm aufgezwungen. "Auf gute Zusammenarbeit", bemüht sich Merz. "Ja!", antwortet Söder gequält. Es war ein Handschlag – aber nie und nimmer ein Schulterschluss.

Der funktioniert nur auf Augenhöhe. Seit dieser Krönung gibt es zwischen Merz und Söder keine Augenhöhe mehr. Merz hat gewonnen. Söder hat sich gefügt.

Das eine ist die Demütigung, die darin steckt. Das andere ist Söders Tragik. Er hat sich wieder verzockt, ist erneut gescheitert, zum zweiten Mal in der K-Frage durchgefallen.

Seine Karten werden wahrscheinlich nie besser sein, als sie es 2021 gegen den unglücklichen Armin Laschet waren – oder 2024 gegen den intern umstrittenen Friedrich Merz. Er wird nicht jünger, seine bayerische Erfolgsstory nicht spannender werden. Er bleibt ungekrönt. Unvollendet. Rank und schlank, aber zu leicht für Berlin. Instagram statt Kanzleramt. Es war vielleicht seine letzte Chance. Sein Platz bleibt in Bayern.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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