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Corona-Politik: Vertrauen verloren? "Förderalismus ist bester Freund des Virus"


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Unzufrieden mit Corona-Politik
"Der Föderalismus ist der beste Freund des Virus"

MeinungVon Mario Thieme

Aktualisiert am 17.12.2021Lesedauer: 5 Min.
Bundeskanzler Olaf Scholz und die Ministerpräsidenten der Länder beraten sich regelmäßig über das Vorgehen gegen Corona. Viele sind unzufrieden mit dem Krisenmanagement.Vergrößern des Bildes
Bundeskanzler Olaf Scholz und die Ministerpräsidenten der Länder beraten sich regelmäßig über das Vorgehen gegen Corona. Viele sind unzufrieden mit dem Krisenmanagement. (Quelle: Michael Kappeler/dpa-Pool/dpa)
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Im Laufe der Corona-Krise haben viele Menschen das Vertrauen in die Politik verloren. t-online-Leser erzählen, wie (un)zufrieden sie mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung sind.

Ein Großteil der Bevölkerung findet es nicht gut, wie die Politiker die Pandemie zu bewältigen versuchen, wie eine von t-online in Auftrag gegebene, repräsentative Umfrage zeigt. Nur knapp ein Viertel zeigt sich mit dem Krisenumgang demnach zufrieden. Fast zwei Drittel geben an, "eher" bis "sehr unzufrieden" zu sein.

Auch in den Mails, die wir von Lesern bekommen haben, spiegelt sich dieses negative Meinungsbild wider. Aber nicht alle haben das Vertrauen in die Regierung verloren. Eine Auswahl von Lesermeinungen lesen Sie hier:

"Es kann niemand sagen, was als Nächstes kommt"

t-online-Leser Detlef Rustenbach schreibt: "Das Vertrauen in die Politik und das Coronamanagement ist schon lange zerstört. Im letzten Jahr hat man uns geraten, sich impfen zu lassen, um ein normales Leben führen zu können. Der größte Teil der Bevölkerung ist dieser Empfehlung nachgekommen.

Jetzt erzählt man uns, dass der Impfstoff nur noch eine Wirkung von sechs oder neun Monaten haben soll. Wir sollen uns boostern lassen, um die Welle zu brechen und um im nächsten Jahr normal leben zu können. Es kann niemand sagen, was als Nächstes kommt, aber unsere Politiker versprechen uns nach dem Boostern ein normales Leben. Da frage ich mich allen Ernstes, wie man so etwas sagen kann."

"Es lag an uns allen, diese Entwicklung zu vermeiden"

"Nur die Politiker für die aktuelle Corona-Entwicklung verantwortlich zu machen, halte ich für deutlich zu kurz gesprungen", meint t-online-Leser Andreas Haag. "Es lag an uns allen, diese Entwicklung zu vermeiden. Aber ein Teil glaubte nicht, ein Teil wollte nicht, und anderen war es einfach nur egal. Insofern ist die derzeitige Entwicklung ein Spiegelbild unserer Gesellschaft, in der viele – und leider immer mehr – die eigene persönliche Freiheit deutlich höher bewerten als die der anderen."

"Was hat die Politik eigentlich aus der zweiten und dritten Welle gelernt?"

t-online-Leser Uwe Cyrkel findet: "Ich habe mein Vertrauen in die Politik bei der Bekämpfung der Coronakrise absolut verloren! Fehler macht jeder, kein Zweifel. Wir sind jetzt mitten in der vierten Welle der Pandemie. Bei der ersten Welle war die Situation noch neu. Aber auch damals hätte die Politik schon von den Ländern (Italien, Österreich), die die Welle in Europa vor uns erreicht hat, schon früher Schlussfolgerungen ziehen können.

Was hat die Politik eigentlich aus der zweiten und dritten Welle gelernt? Ich bin der Meinung: nicht viel. Es wurden immer wieder Ministerpräsidentenkonferenzen einberufen, die auch nächtelang getagt haben. Was kam dabei heraus? Jeder 'Landesfürst' hat, um sich offensichtlich zu profilieren, sein eigenes Süppchen gekocht. Durch dieses Hickhack wurde unendlich viel Zeit verschwendet. Aber die Herren und Damen waren ja schon im Wahlkampf."

"Ich habe großes Vertrauen in unsere Politik"

t-online-Leser B. Mitsch sieht die Schuld nicht in erster Linie bei den Regierenden: "Von Anfang an haben sich sehr viele Menschen immer und immer wieder äußerst dumm und egoistisch verhalten, und sie tun es bis heute. Wenn es zur Bekämpfung des Virus nötig ist, Maske zu tragen und Kontakte zu beschränken, dann tut man es eben. So intelligent sollte doch jeder sein. Dazu braucht es doch keinen Politiker, der genau vorschreibt, wie was zu laufen hat."

In der Lesermail heißt es weiter: "Gesunder Menschenverstand, Rücksichtnahme und etwas vorausschauendes Handeln hätten uns viel Leid erspart. Es ist schon fast erschreckend, was für Abgründe in unserer Gesellschaft diese Pandemie zum Vorschein gebracht hat. Politiker möchte ich da nicht sein. Ich habe großes Vertrauen in unsere Politik, da trotz Rückschlägen und vermeintlichen Fehlern schon darauf geachtet wird, dass es uns gut geht."

"Immer diese eigenen Wege der Bundesländer, nichts Einheitliches"

"Meiner Meinung nach ist die Corona- beziehungsweise Gesundheitspolitik im Allgemeinen von vornherein falsch angegangen worden. Immer diese eigenen Wege der Bundesländer, nichts Einheitliches – und wenn, dann immer zu spät", äußert t-online-Leser Jörg Schneiders, der im Rettungsdienst arbeitet und "an vorderster Coronafront kämpft", wie er selbst sagt.

Jörg Schneiders beklagt: "Es wurde zu wenig auf mehrere Experten gehört, die ganz andere Vorgehensweisen vorgeschlagen haben, aber man entschied konsequent dagegen. Auch die Expertenräte der Aerosolexperten fanden nur ganz unterschwellig statt, bekamen so gut wie kein Gehör, geschweige denn Medienpräsenz. Aber der allerwichtigste Punkt in meinen Augen ist, dass die Gesundheitspolitik der letzten Jahre kaputtgespart wurde. Die Krankenhäuser ließ man zu gewinnbringenden Fabriken mutieren, Bettenabbau gibt es seit Jahren und es wurde nichts für das Pflegepersonal getan."

"Ich habe durchaus noch Vertrauen in die Entscheidungen der Politik"

t-online-Leser Joachim Langefeld ist einer, der mit den Politikern eher zufrieden ist: "Im Allgemeinen habe ich durchaus noch Vertrauen in die Entscheidungen der Politik und hoffe, dass die neue Bundesregierung das Vertrauen weiterhin bestätigt – oder sogar noch weiter ausbaut."

Er sieht das Problem eher bei denen, die ein Vakzin ablehnen: "Die Einschränkungen für ungeimpfte Personen kommen zu spät und sind nicht weitreichend genug. Dieser Personenkreis dürfte noch nicht einmal auf eine öffentliche Toilette, geschweige denn mehr. Ansonsten dürfte es für vollständig geimpfte Personen keinerlei Einschränkungen mehr geben. Wir sind geimpft, meine Frau und ich haben auch schon die Auffrischung erhalten."

"Der Föderalismus ist der beste Freund des Virus"

t-online-Leser Klaus Ködel moniert die Uneinigkeit der Bundesländer: "Wie man sieht, ist der Föderalismus der beste Freund des Virus. Man bekämpft einen starken Feind nur gemeinsam, wenn man Erfolg haben möchte, und nicht jeder für sich allein. Bis auf Frau Merkel hat das kein anderer Verantwortlicher verstanden beziehungsweise versteht es immer noch nicht. Herr Spahn als Gesundheitsminister hat vollkommen versagt. Durch seine widersprüchlichen Aussagen hat er den Coronaleugnern immer wieder neuen Nährstoff gegeben. Seine Ablösung hätte schon zu Beginn der Pandemie erfolgen müssen."

"Dass wir in diesem Dilemma stecken, liegt nicht allein an den Ungeimpften"

"Sicher ist es für alle schwierig, mit einer neuen Situation umzugehen. Das Virus stellt uns vor eine neue Aufgabe, die uns zwingt, mit ihr umzugehen", stellt t-online-Leserin Monika Dattge fest. "Natürlich ist dann der Staat gefragt, wer denn sonst? Dieser muss sich auf die Wissenschaft verlassen."

"Ein demokratischer Staat verfügt über ein Parlament, gewählte Volksvertreter. Schlimm wird es, wenn das Parlament, das sich aus verschiedenen Parteien zusammensetzt, das eigene Wohl über das Wohl des Volkes setzt, sprich: Machterhalt oder einfach das eigene Pöstchen. Und das ist, was gerade in unserem Land passiert. Der Bund schimpft auf die Länder, die Länder auf den Bund, die alte Regierung auf die neue – und so weiter.

Die Pandemie zeigt auf, was eigentlich alles in diesem Land zu ändern notwendig wäre. Die Unfähigkeit, etwas zugunsten des Volkes zu ändern, scheitert an der Eitelkeit der Politiker. Dass wir in diesem Dilemma stecken, liegt nicht allein an den Ungeimpften. Die Politik baut auf die Duldsamkeit der Menschen; die Frage ist nur, wie lange das Volk die Füße noch stillhält."

Verwendete Quellen
  • Einsendungen von t-online-Lesern
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