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TV-Kritik "Markus Lanz" | Weltumsegler Boris Hermann: Tipp für den Lockdown


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TV-Kritik "Markus Lanz"
Weltumsegler Boris Hermann: Tipp für den Lockdown

Eine TV-Kritik von Nina Jerzy

Aktualisiert am 10.02.2021Lesedauer: 4 Min.
Boris Herrmann: Der Weltumsegler sagte bei Lanz, er habe seine Einsamkeit mit Sprachnachrichten bekämpft.Vergrößern des Bildes
Boris Herrmann: Der Weltumsegler sagte bei Lanz, er habe seine Einsamkeit mit Sprachnachrichten bekämpft. (Quelle: Archivbild/DPPI/Panoramic/imago images)

Weltumsegler Boris Hermann hat ein Mittel gegen Einsamkeit gefunden: "Vielleicht auch etwas für den Lockdown." Der Tipp hilft den Kleinen leider nicht. "Kinder sagen: Ich kann nicht mehr", warnt eine Ärztin bei Lanz.

Die Gäste

  • Boris Herrmann, Profisegler
  • Markus Lewe (CDU), Oberbürgermeister von Münster
  • Prof. Timo Ulrichs, Epidemiologe von der Berliner Akkon Hochschule für Humanwissenschaften
  • Dr. Tanja Brunnert, Göttinger Kinder- und Jugendmedizinerin
  • Diana Zimmermann, ZDF-Korrespondentin in England

Nach 80 Tagen Einsamkeit in der "Meereswüste" ist Boris Hermann derzeit einer der gefragtesten Gesprächspartner des Landes. Am Dienstagabend führte ihn der Interview-Marathon zu "Markus Lanz". "Es ist toll, wieder an Land zu sein und unter Menschen", sagte der Segler. Er hat als erster Deutscher an der Vendée Globe teilgenommen und das härteste Solo-Segelrennen der Welt am Donnerstag als Fünfter beendet. Dank der kalorienreichen Astronautennahrung hat der 39-Jährige dabei kein Gewicht verloren und wirkte bei Lanz nahezu grunderholt. Doch der Eindruck täuscht. Denn 80 Tage Dauerstress und Isolation gehen auch an einem Spitzenathleten nicht spurlos vorüber.

Je nach Lage könne die Erholung bis zu sechs Monate dauern, berichtete Hermann. Nach so langer mentaler Anspannung brauche der Körper einfach Zeit, sich neu zu kalibrieren. Todesangst muss der Segler aber offenbar nicht verarbeiten. "Unser Sport ist eine ziemlich sichere Angelegenheit", klärte er Laien auf. In den vergangenen 35 Jahren seien bei dem Rennen zwei Menschen gestorben. "Ich will das nicht verharmlosen. Aber wir sind keine Hasardeure."

Trotzdem gab es selbstverständlich viele Extremsituationen. Die Rettung des schiffbrüchigen Skippers Kevin Escoffier war eine. Brenzlig wurde es auch, als Hermann mit Kletterausrüstung den 30 Meter hohen Mast erklimmen musste, weil sich ein Segel verhakt hatte. Merke: Der Mann leidet unter Höhenangst. "Wir haben das natürlich vorher geübt", sagte er. Am schwankenden Mast in Hochhaus-Höhe hatte er zudem erst mal keine Zeit für Panik. "In dem Moment ist man voller Adrenalin und macht das dann einfach und denkt zum Glück nicht drüber nach. Aber hinterher wird einem schon bewusst: Oh, da bin ich über meine Grenzen gegangen." Belohnt wurde das Ganze nach dem fünften Platz bei der Regatta am Dienstag auch mit dem Gewinn der Serienmeisterschaft, der Imoca-Globe-Serie.

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Boris Hermann: Tipp für den Lockdown

Beim Kampf gegen die Einsamkeit war für den Weltumsegler die Satellitenantenne seines Bootes die Rettungsleine. "Ich habe Sprachnachrichten neu entdeckt", schilderte Hermann. In den per WhatsApp verschickten Botschaften ließen sich viel mehr Emotionen und längere Gedanken transportieren als per Text oder Gespräch, zumindest auf hoher See. "So habe ich zu alten Freunden neu Kontakt aufgebaut, die gar nicht mehr so intensiv waren. Das ist vielleicht eine Technik, die man auch im Lockdown ganz gut anwenden kann", regte Hermann an. "Das hat mir sehr geholfen. Man ist einmal raus aus seiner eigenen kleinen Blase."

"Die Kinder sind beeinträchtigt"

Was Isolation gerade Kindern antut, erlebt die Ärztin Tanja Brunnert derzeit Tag für Tag in ihrer Praxis. "Vor mir sitzen Kinder, die sagen: Ich kann nicht mehr", zitierte Lanz seinen Gast. Gerade hatte die Göttinger Kinder- und Jugendmedizinerin bei der Vorsorgeuntersuchung ein dreijähriges Kind aus einer "super gesettelten Familie", das aber wegen mangelnder Betreuungsmöglichkeiten und berufstätiger Eltern (Vater außer Haus, Mutter im Homeoffice) jeden Tag über drei Stunden vor dem Fernseher sitzt. "Die Zahlen sind erschreckend", sagte Brunnert und warnte vor immensen Folgen für Sprachentwicklung, motorische Fähigkeiten, Sozialverhalten.

"Durch alle Altersgruppen und Schichten hindurch sehen wir: Die Kinder sind beeinträchtigt." Gut geförderte Kinder könnten das irgendwann kompensieren. Aber die Schere zu Kindern ohne solche Unterstützung klaffe immer weiter auseinander: "Das wird uns noch ein riesiges Problem machen." Schon das "normale" Verhalten in der Pandemie fügt Kindern laut der Expertin große Schäden zu. Bereits die Kleinsten "sind schon trainiert auf Abstandhalten. Das ist eigentlich schrecklich".

Die Medizinerin wünschte sich deshalb vom Corona-Gipfel von Bund und Ländern am Mittwoch endlich klare Ansagen. "Die Leute sind es leid, hingehalten zu werden. Wir brauchen einen konkreten Plan." Sie begrüßte den Willen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Kitas und Schulen als erstes zu öffnen. "Aber ich wünsche mir auch, dass sie bitte einen Schritt weiter gehen und konkret sagen: wann und wie." Genau das scheint laut ersten Details zu möglichen Beschlüssen am Mittwoch aber zu fehlen.

Corona-Vorbild Münster

"Wir brauchen Perspektiven. Das Schlimmste, was uns passieren kann, ist diese Perspektivlosigkeit", unterstrich auch Markus Lewe (CDU), Oberbürgermeister von Münster. Seine Stadt gilt dank niedriger Fallzahlen über die Landesgrenzen hinaus als Beispiel dafür, wie man die Pandemie effektiv bekämpfen kann. Zum Start des lokalen Impfzentrums am Montag konnte die Stadt zudem verkünden: Knapp 90 Prozent der Bewohner und der Mitarbeiter in Pflegeeinrichtungen sind bereits geimpft. "Die ausstehende Zweitimpfung in noch drei Einrichtungen wird bis Ende Februar abgeschlossen sein", hieß es.

"Ich sehe die (Infektions-)Zahlen mit einer gewissen Demut", sagte Lewe, verwies aber bei der Frage nach Erfolgsrezepten unter anderem auf eine klare Kommunikation, bei der nicht verschwiegen werde, was in der derzeitigen Lage alles nicht bekannt sei. Der Oberbürgermeister sagte, er habe bereits im Februar 2020 seinen Krisenstab eingerichtet – gegen einigen Widerstand. "Mir wurde gesagt, ich soll das Wort 'Krise' nicht in den Mund nehmen und die Leute nicht verunsichern", schilderte er, wollte aber keinen Namen nennen.

Epidemiologe Timo Ulrichs warnte angesichts des Winters mit den für Atemwegserkrankungen guten Bedingungen vor frühen Lockerungen. Er hatte zum Schluss der Sendung aber auch eine tendenziell gute Nachricht. Zwar würden sich die Hinweise verdichten, dass die neuen Corona-Varianten ansteckender sind. Ersten Erkenntnissen zufolge sehe es aber so aus, als ob sie nicht zu schwereren Verläufen und mehr Todesfällen führen.

Verwendete Quellen
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