Aber Regeln nicht überall gleich Immer mehr Bundesländer beschließen Maskenpflicht

Ein Stück Stoff vor Mund und Nase – noch vor kurzem waren Menschen mit Maske im öffentlichen Raum die Ausnahme in Deutschland. Doch die Corona-Krise ändert auch das. Wo der Mundschutz zur Pflicht wird.
Immer mehr Bundesländer setzen im Kampf gegen das Coronavirus auf eine Maskenpflicht, obwohl es bundesweit nur eine Trageempfehlung gibt. Am Dienstag kündigten auch Schleswig-Holstein, Hamburg, Berlin, Hessen, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt eine solche Verpflichtung an. Thüringen, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern hatten dies bereits zuvor getan. Im Vorreiterland Sachsen gilt sie bereits seit Montag. Damit sind oder werden solche Alltagsmasken oder ersatzweise Schals in 10 der 16 Bundesländer vorgeschrieben.
Eine bundesweit einheitliche Linie gibt es bislang nicht: Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten hatten vergangene Woche das Tragen sogenannter Alltagsmasken in Bussen und Bahnen sowie im Einzelhandel lediglich "dringend empfohlen". Überwiegend gilt die nun geplante Pflicht in den Ländern ab kommender Woche.
Eine Woche Vorlauf
Das Kabinett in Kiel will am Mittwoch beschließen, dass das Tragen einer Mund-Nasen-Abdeckung beim Einkaufen und in öffentlichen Verkehrsmitteln vom 29. April an zur Pflicht werden soll. Die Menschen hätten nun eine Woche Zeit, sich entsprechend auszustatten, sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU). Wichtig sei es, dass die wirklichen FFP-Schutzmasken für das medizinische Personal vorgehalten werden.
In Hamburg soll die Maskenpflicht ab Montag gelten. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sagte, die bisherigen Empfehlungen zum Tragen von Masken gegen die weitere Ausbreitung der Corona-Pandemie hätten nicht ausreichend gefruchtet.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte in Stuttgart, es sei kein medizinischer Mundschutz gemeint, es gehe nur um einfache Mund-Nasen-Bedeckung. "Notfalls tut es auch ein Schal." Man habe festgestellt, dass sich zu wenige Menschen an die bislang geltende dringende Empfehlung zum Tragen von Masken halten.
In Hessen solle die Tragepflicht für Geschäfte und den öffentlichen Nahverkehr gelten, sagte ein Regierungssprecher auf Anfrage am Dienstag in Wiesbaden. Zuvor hatte der Rundfunksender Hit Radio FFH darüber berichtet.
Regeln nicht überall gleich
In Sachsen-Anhalt beschloss die schwarz-rot-grüne Landesregierung eine entsprechende Tragepflicht bei einer Sitzung in Magdeburg, wie die dpa aus Regierungskreisen erfuhr. Sie soll bereits ab Donnerstag (0.00 Uhr) gelten. Zuvor hatte die "Mitteldeutsche Zeitung" (online) über den Beschluss berichtet.
Auch die Berliner müssen sich darauf einstellen. Nach dpa-Informationen beschloss der Senat am Dienstag eine entsprechende Maskenpflicht, die jedoch im Unterschied zu anderen Bundesländern nicht für den Einzelhandel sondern nur für den öffentlichen Nahverkehr gelten soll.
Brandenburg bleibt derzeit beim Nein zur allgemeinen Maskenpflicht. "Berlin ist einen anderen Weg gegangen", sagte Innenminister Michael Stübgen (CDU) nach einer Kabinettssitzung in Potsdam und betonte, er sein kein Verfechter davon, unmittelbar hinterherzuspringen. Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) hatte im ZDF-"Morgenmagazin" gesagt: "Ich habe so ein bisschen Sorge, dass vielleicht so eine Maske dann auch so als Allheilmittel angesehen wird." Sie hält das Einhalten des Abstands für wichtiger. In der Landeshauptstadt Potsdam sind gleichsam ab nächstem Montag Alltagsmasken in Läden, Bussen und Bahnen Pflicht – auch wegen vieler Pendler.
In Bayern soll die Maskenpflicht auch für Kinder ab 7 Jahren gelten. Das beschloss das Kabinett am Dienstag in München, nachdem das grundsätzliche Vorhaben bereits am Montag angekündigt worden war. Von kommendem Montag an gibt es im Freistaat in Geschäften und im öffentlichen Nahverkehr eine Pflicht, Mund und Nase zu verhüllen.
Auch selbstgenähte Stoffmasken erlaubt
Mit der Vorschrift, Mund und Nase mit Stoff zu bedecken, soll die Gefahr minimiert werden, unbeabsichtigt Mitmenschen mit dem neuartigen Coronavirus anzustecken. Neben OP-Masken sind auch selbstgenähte Stoffmasken oder über das Gesicht gezogene Schals und Tücher als Schutzbarriere erlaubt.
Der Erreger Sars-CoV-2 wird per Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen. Deswegen gelten seit Wochen strenge Kontakt- und Ausgehbeschränkungen sowie das Gebot, mindestens eineinhalb Meter Abstand voneinander zu halten.
- Nachrichtenagentur dpa