Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mordfall Walter Lübcke Festnahmen, Waffenfunde und eine Spur zum NSU
Im Falle der Ermordung von Walter Lübcke hat es zwei weitere Festnahmen gegeben. Einer der Beschuldigten wurde bereits im Rahmen der NSU-Ermittlungen vernommen.
Neue Entwicklung im Mordfall Walter Lübcke: Laut Informationen von t-online.de hat es in in der Nacht zu Donnerstag zwei weitere Festnahmen gegeben. Das bestätigte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft. Der 64-jährige Elmar J. steht im Verdacht, dem Hauptverdächtigen 2016 die spätere Tatwaffe verkauft zu haben. Dabei handelt es sich demnach um eine Faustfeuerwaffe des Kalibers 38. Der 43-jährige Markus H. soll das Geschäft vermittelt haben.
Beide Verdächtigen durch Aussage belastet
Gegen beide besteht der dringende Tatverdacht der Beihilfe zum Mord. Vor allem werden sie durch die Aussage des Hauptverdächtigen belastet. Beide hätten von seiner rechtsextremistischen Gesinnung gewusst und hätten eine solche Tat billigend in Kauf genommen, teilte die Bundesanwaltschaft mit. Gegen Elmar J. und Markus H. wurden noch am Abend Haftbefehle erlassen. Bislang gebe es keine Hinweise darauf, dass sie konkret von der Tat wussten oder an ihr beteiligt waren.
Noch am Donnerstag hatten die Behörden und Innenminister Horst Seehofer angekündigt, die Ermittlungen nach Helfern oder Mittätern dauerten weiter an. In der Nacht dann erfolgten die Durchsuchungen der Wohnungen in Kassel und im nordrhein-westfälischen Höxter. Der geständige Neonazi Stephan E. hatte in Vernehmungen behauptet, allein gehandelt zu haben. Daran bestehen aber nach wie vor Zweifel.
H. wurde bereits zu NSU-Mord vernommen
Der Vermittler des Waffengeschäfts, Markus H., gehört Medienberichten zufolge seit Jahren der Kasseler Neonaziszene an. Wie das ARD-Magazin "Panorama" berichtet, sei der Mann bereits im Zuge der Ermittlungen zum Kasseler NSU-Mord im Jahr 2006 vernommen worden. Demnach kannte er das Opfer Halit Yozgat. Zu Stephan E. hat er wohl seit über zehn Jahren Kontakt.
Stephan E., der den Mord an Walter Lübcke gestanden hat, hatte zuvor in Vernehmungen offenbart, dass er verschiedene Waffen besaß: unter anderem eine Pumpgun und eine Uzi, wie Medien berichteten. Die Mehrzahl der fünf Waffen hätten die Behörden in einem Erddepot auf dem Gelände seines Arbeitgebers sichergestellt. Weitere Waffen habe er an zwei ebenfalls Beschuldigte verkauft, teilte die Bundesanwaltschaft mit. Derzeit gebe es allerdings keine Hinweise auf ihre Beteiligung am Mord.
Welche Rolle spielt "Combat 18"?
Bislang ist weiter unklar, ob E. tatsächlich Einzeltäter war. In früheren Jahren hatte der einschlägig vorbestrafte Neonazi enge Kontakte zu anderen militanten Neonazis, die zum harten Kern des sogenannten "Combat 18" gehören. Die nationalsozialistische Gruppe propagiert das Prinzip des Terrors autonomer Zellen – nach dieser Methodik operierte auch der sogenannte "Nationalsozialistische Untergrund" um die Rechtsterroristen Böhnhardt, Zschäpe und Mundlos. E. selbst taucht angeblich auch in NSU-Akten auf.
- "Combat 18": Das Neonazi-Netzwerk hinter dem Verdächtigen
- NSU-Aufklärer: "Waren vielleicht nicht die Schützen"
- Rechtsextremismus: Die neuen Terroristen aus dem Schwarm
Noch im März trafen sich Mitglieder von "Combat 18" in Sachsen – es ist allerdings umstritten, ob ein Foto E.s Anwesenheit belegt. Zwei Gutachten, die im Auftrag des ARD-Magazins "Monitor" erstellt wurden, widersprechen sich in diesem Punkt. Sicherheitsbehörden gehen laut Medienberichten von einer Verwechslung aus – ein anderer Neonazi hatte sich zuvor selbst bezichtigt, die abgebildete Person zu sein.
- eigene Recherchen
- Generalbundesanwaltschaft: Erste Pressemitteilung vom 27.6.2019