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Digitaler Euro: EZB-Direktor Cipollone wirbt für Bargeld-Ergänzung


Ergänzung zum Bargeld
"Der Digitale Euro macht unser Leben einfacher"

Meinung
Aktualisiert am 01.11.2024Lesedauer: 3 Min.
Digitaler Euro: EZB-Direktoriumsmitglied Piero Cipollone erklärt im Gastbeitrag die Vorteile des Projekts, dessen Einführung noch nicht beschlossen ist.Vergrößern des Bildes
Digitaler Euro: EZB-Direktoriumsmitglied Piero Cipollone erklärt im Gastbeitrag die Vorteile des Projekts, dessen Einführung noch nicht beschlossen ist. (Quelle: aprott/getty-images-bilder)
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Visa, PayPal und Apple Pay haben das Bezahlen revolutioniert, stoßen aber auch auf Skepsis. Da würde eine digitale Variante des Euros die Einfachheit des Bargelds mit digitalem Komfort kombinieren, erklärt EZB-Direktor Piero Cipollone im Gastbeitrag.

Die Einführung des Euro vor 25 Jahren hat Europa verändert. Zum ersten Mal verwendeten Menschen in verschiedenen Ländern die gleichen Banknoten und Münzen. Wer hätte gedacht, dass unser Bargeld uns alle enger zusammenbringen könnte?

Seitdem haben die Euro-Banknoten das Leben von Familien, Händlern und Reisenden in Europa einfacher gemacht. Keine zusätzlichen Gebühren mehr und auch nicht die bange Frage, ob denn mein Zahlungsmittel auch akzeptiert wird.

Von diesem Komfort ist im heutigen digitalen Zeitalter aber immer weniger zu spüren. Je nach Zahlungssituation hantieren die meisten Europäerinnen und Europäer mittlerweile mit einer Vielzahl unterschiedlicher Karten, Apps und Geräte. Die Nutzung von digitalen Zahlungsmitteln gestaltet sich nicht immer so mühelos, wie wir erwartet hatten.

Es fehlt ein Lösung für alle und überall

Im Euroraum stecken wir in einem fragmentierten System fest, in dem digitale Zahlungslösungen nicht allen unseren Anforderungen gerecht werden.

Während man in Städten wie Madrid oder Paris sein Essen oder Taxi ohne Weiteres kontaktlos mit der Karte bezahlen kann, werden in ländlichen Gebieten Deutschlands oder Österreichs häufig nur Bargeld oder lokale Debitkarten akzeptiert. Einige mobile Apps eignen sich auch gut dafür, Geld an Familienmitglieder oder Freunde zu senden, bei Online-Einkäufen oder von örtlichen Unternehmen werden sie jedoch nicht akzeptiert.

Pierro Cipollone.
Pierro Cipollone. (Quelle: EZB)

Zentralbankdirektor seit November 2023

Der Italiener Piero Cipollone (62) ist eines der sechs Mitglieder des Direktoriums der Europäischen Zentralbank. Einer größeren Öffentlichkeit bekannt wurde er 2018, als er Wirtschaftsberater des damaligen italienischen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte wurde. Bevor er im November 2023 als Italiens Vertreter in das EZB-Direktorium nachrückte, war er bei der Weltbank und später Vizepräsident der Bank von Italien, wo er lange in der Forschungsabteilung tätig war. Als Vertreter der Bank von Italien gehörte er seit 2020 der Taskforce der EZB an, die sich mit der Einführung eines digitalen Euro befasst.

Kurzum, wir haben immer noch keine digitale Zahlungslösung, die in allen Zahlungssituationen überall im Euroraum effektiv funktioniert. Aber wie wäre es, wenn wir die universelle Einfachheit des Bargelds mit dem Komfort der Digitalisierung verbinden könnten? Mit dem digitalen Euro könnten wir die Freiheit zurückgewinnen, jederzeit und überall – auch beim Online-Einkauf – digital und nahtlos zu bezahlen.

Den digitalen Euro gäbe es parallel zu den Banknoten als kostenlose digitale Zahlungsoption für jede Gelegenheit und für den gesamten Euroraum. Die Fragmentierung, die wir heute erleben, könnte dann der Vergangenheit angehören.

Ein digitaler Geldschein

Sofortzahlungen könnte man mit seiner Wallet für digitale Euro erledigen, auf die man ganz unkompliziert mit einer App für den digitalen Euro, mit der App der eigenen Bank oder einer physischen Karte zugreift.

Stellen Sie sich vor, Sie gehen auf Ihrem Weg zur Arbeit in ein Café und stellen fest, dass Sie Ihr Portemonnaie vergessen haben oder nicht genügend Bargeld dabeihaben. Oder Sie wollen bezahlen und Ihre Karte wird nicht akzeptiert. Mit dem digitalen Euro könnten Sie Ihren Kaffee in all diesen Situationen mit der Karte oder dem Smartphone bezahlen, denn er würde von allen europäischen Händlern akzeptiert, bei denen bereits digital bezahlt werden kann.

Man kann ihn sich wie einen digitalen Geldschein vorstellen. Man könnte damit im gesamten Euroraum einkaufen und bezahlen, und das Reisen wäre noch einfacher.

Digitaler Euro wenig bekannt

Der digitale Euro würde frühestens 2028 als Zahlungsmittel zum Einsatz kommen können, falls bis dahin entsprechende Beschlüsse gefasst werden. Das Projekt ist dementsprechend nicht besonders bekannt, ergab eine Forsa-Umfrage für die Bundesbank im April: Nur 41 Prozent der 2012 befragten Personen hatten schon einmal etwas darüber gelesen oder gehört. In der Gruppe gab es aber auch viel Irrglauben: Jeder Vierte meinte, damit solle das Bargeld ersetzt oder abgeschafft werden. Jeder Sechste hielt den digitalen Euro für eine Kryptowährung.

Dasselbe gilt auch für andere alltägliche Bezahlsituationen – wenn Sie den Babysitter bezahlen müssen, wenn Sie Ihrer Tochter, die im Ausland studiert, Geld schicken wollen oder wenn Sie im Internet einkaufen – aber möglicherweise auch in ganz neuen Situationen.

Personenbezogene Daten bleiben privat

Der digitale Euro könnte es beispielsweise ermöglichen, erst bei Lieferung zu bezahlen oder erst bzw. nur dann, wenn der Zug pünktlich angekommen ist.

Auch auf etwaige Bedenken, was die Widerstandsfähigkeit und den Schutz der Privatsphäre betrifft, hätte der digitale Euro eine Antwort: Über die Offline-Funktion wäre es sogar möglich, ohne Internetverbindung zu bezahlen.

Die Offline-Funktion wäre eine robuste Absicherung gegen kritische Situationen wie Internetausfälle oder bei eingeschränkter Internetverbindung an abgelegenen Orten. Dadurch wären ununterbrochene Zahlungsvorgänge sichergestellt und unser Zahlungssystem würde widerstandsfähiger.

Bei der Nutzung der Offline-Funktion würden überdies die personenbezogenen Transaktionsdaten privat bleiben und wären ausschließlich Ihnen selbst und dem Zahlungsempfänger bekannt, genau wie bei Barzahlungen.

Es wäre eine einheitliche, kostenlose Lösung

Und was haben Sie nun davon? Auch wenn die Europäische Zentralbank die endgültige Entscheidung über die Ausgabe eines digitalen Euro erst dann treffen wird, wenn die europäischen Gesetzgeber den Rechtsrahmen dafür festgelegt haben, verspricht das Projekt eine größere Freiheit und mehr Nutzerkomfort. Für Sofortzahlungen gäbe es im gesamten Euroraum eine einheitliche, kostenlose Lösung, die auf den höchsten Sicherheits- und Datenschutzstandards beruht.

Dies ist der logische nächste Schritt für unsere gemeinsame Währung. Es ist an der Zeit, dass wir zusätzlich zu den Banknoten einen digitalen Euro haben, der unser Leben einfacher macht und die Integration unseres Zahlungsverkehrssektors, seine Wettbewerbsfähigkeit, Innovationsfähigkeit und Widerstandskraft fördert.

Und darüber lohnt es sich doch nachzudenken. Ich hoffe, Sie stimmen mir zu.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten spiegeln die Meinung der Autoren wider und entsprechen nicht notwendigerweise denen der t-online.de-Redaktion.

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