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Ifo: Wehrpflicht würde Volkswirtschaft Milliarden kosten


Verteidigung
Ifo: Wehrpflicht würde Volkswirtschaft Milliarden kosten

Von dpa
Aktualisiert am 10.07.2024Lesedauer: 2 Min.
Grundausbildung bei der BundeswehrVergrößern des Bildes
Eine Wehrpflicht im Rahmen eines sozialen Pflichtjahres würde den ifo-Forschern zufolge jährlich wirtschaftliche Kosten verursachen, die in etwa so groß sind, wie die Mittel aus dem Verteidigungshaushalt und dem Sondervermögen Bundeswehr im Jahr 2024 zusammen. (Quelle: Frank May/dpa/dpa-bilder)
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Das Münchner Wirtschaftsinstitut rechnet je nach Szenario mit einem Rückgang der jährlichen Wirtschaftsleistung um bis zu 70 Milliarden Euro.

Das Münchner Ifo-Institut warnt für den Fall einer Wiedereinführung der Wehrpflicht vor immensen volkswirtschaftlichen Kosten. Je nach Szenario würde der Schritt die deutsche Wirtschaftsleistung um drei bis 70 Milliarden Euro drücken, wie Berechnungen der Forscher ergaben. "Als Alternative zur Wehrpflicht wäre es sinnvoller, die Bundeswehr mit mehr Mitteln auszustatten, um sie als Arbeitgeber attraktiver zu machen", sagte Ifo-Experte Panu Poutvaara. "Denkbar wäre, den Wehrdienstleistenden höhere Gehälter zu bezahlen."

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs im Juni Pläne für ein neues Wehrdienstmodell vorgestellt. Er will die vor 13 Jahren ausgesetzte Erfassung von Wehrfähigen wieder aufbauen. Zudem will er junge Männer verpflichten, in einem Fragebogen Auskunft über ihre Bereitschaft und Fähigkeit zum Dienst zu geben und sich bei Auswahl einer Musterung zu stellen. Junge Frauen könnten dies auch tun. Zugleich wird aber auch schon länger diskutiert, ob auch eine allgemeine Dienst- oder Wehrpflicht notwendig ist.

Die Wehrpflicht war 2011 in Deutschland unter Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) nach 55 Jahren ausgesetzt worden. Das kam einer Abschaffung von Wehr- und Zivildienst gleich.

Forscher: Wehrdienst wirkt sich auf Berufsplanung aus

Die Wirtschaftsforscher beschäftigten sich mit drei Szenarien: Betreffe die Wehrpflicht jeweils den gesamten Jahrgang, drücke dies die Wirtschaftsleistung um 1,6 Prozent beziehungsweise 70 Milliarden Euro. Werde ähnlich wie bei der alten Wehrpflicht nur etwa ein Viertel eines Jahrgangs eingezogen, wären es 17 Milliarden Euro. Bei 5 Prozent eines Jahrgangs - laut Ifo entspräche dies in etwa dem in Schweden praktizierten Modell - wären es 3 Milliarden Euro.

"Eine Wehrpflicht im Rahmen eines sozialen Pflichtjahres würde jährlich wirtschaftliche Kosten verursachen, die in etwa so groß sind, wie die Mittel aus dem Verteidigungshaushalt und dem Sondervermögen Bundeswehr im Jahr 2024 zusammen", sagte Ifo-Militärexperte Marcel Schlepper. Die Kosten entstehen der Studie zufolge vor allem, weil junge Menschen erst später anfingen, Humankapital - also zusätzliche Bildung - und Vermögen aufzubauen. Der Wehrdienst zwinge die Betroffenen, ihre Bildungs- und Berufsplanung anzupassen. In der Studie stellten die Forscher negative wirtschaftliche Folgen bei Einkommen und Konsum bis zum Lebensende fest.

Forscher weisen auf Fairness hin

Die von Poutvaara vorgeschlagene bessere Ausstattung der Bundeswehr würde den Berechnungen zufolge in den Szenarien nur etwas mehr als die Hälfte der gesamtwirtschaftlichen Kosten verursachen - bei jeweils gleichem Wachstum der militärischen Fähigkeiten. Allerdings würde diese Variante den Staatshaushalt stärker belasten, weil höhere Gehälter gezahlt werden müssten. Je nach Szenario geht das weit in die Milliarden.

Zudem geht es den Forschern auch um Fairness: Würde nur ein kleiner Anteil eines Jahrgangs verpflichtet, werfe das angesichts der ungleichen Verteilung der Lasten erhebliche Zweifel an der Wehrgerechtigkeit auf, sagte Poutvaara. Bei einer Marktlösung mit höheren Gehältern müssten dagegen alle gleichermaßen die höheren Staatsausgaben finanzieren. "Bei einer Wehrpflicht entstehen für die Nicht-Wehrpflichtigen kaum Kosten", sagte Schlepper. "Das mag erklären, warum eine Wehrpflicht insbesondere bei jenen Altersgruppen so beliebt ist, die nicht selbst betroffen wären."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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