Kampf gegen Inflation Europäische Zentralbank hebt Leitzins leicht an
Die EZB hat den Leitzins im Kampf gegen die Inflation bereits mehrfach angehoben. Am Donnerstag verkündeten die Währungshüter eine erneute Steigerung.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins im Euroraum erneut angehoben. Die Notenbank verkündete am Donnerstag in Frankfurt eine Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte. Damit steigt der Leitzins auf 4,5 Prozent.
Die Entscheidung der Währungshüter war mit Spannung erwartet worden. Mit einer beispiellosen Serie an Zinserhöhungen versuchte die EZB seit Juli 2022, die zeitweise extrem hohe Inflation zu bekämpfen. Neun Mal in Folge hob die Zentralbank seither die Leitzinsen im Euroraum an – nun das zehnte Mal.
Der Zins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches EZB-Geld besorgen können, war bereits vor der Entscheidung am Donnerstag so hoch wie zuletzt zu Beginn der weltweiten Finanzkrise Anfang Oktober 2008. Parken Banken Geld bei der EZB, erhielten sie bisher 3,75 Prozent Zinsen.
Sparer profitieren von hohen Zinsen – die Wirtschaft nicht
Die höheren Zinsen sind für Sparerinnen und Sparer gut: Festgeld und Tagesgeld lohnen sich wieder – auch wenn einer aktuellen Übersicht des Vergleichsportals Verivox zufolge immer noch ein Drittel von etwa ausgewerteten 800 Banken und Sparkassen in Deutschland keine Zinsen zahlen oder allenfalls Niedrigzinsen in Höhe von maximal einem Viertelprozent (Stand: 8. September 2023).
Höhere Leitzinsen verteuern tendenziell aber auch Kredite. Das kann die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken. Weil teurere Kredite zugleich eine Last für die Wirtschaft sind, waren zuletzt Forderungen nach einer Zinspause lauter geworden. Die EZB sollte, "so begrüßenswert ihr Kampf gegen die Inflation auch ist, die Konjunktursorgen vorerst nicht verstärken", mahnten jüngst die Volkswirte der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba).
EU-Wirtschaft wird 2023 nur leicht wachsen
Die EU-Kommission hat gerade erst ihre Konjunkturprognosen für die EU und für Deutschland nach unten geschraubt. Die Behörde rechnet für die EU und für die Eurozone im laufenden Jahr nur noch mit 0,8 Prozent Wirtschaftswachstum. Die deutsche Wirtschaft wird nach dieser Einschätzung 2023 um 0,4 Prozent schrumpfen. Die EZB legt an diesem Donnerstag ihre aktuellen Prognosen vor.
Von ihrem Ziel stabiler Preise bei einer mittelfristigen Teuerungsrate von zwei Prozent im Euroraum ist die EZB nach wie vor weit entfernt. Im August schwächte sich der Anstieg der Verbraucherpreise im Währungsraum der 20 Länder nicht weiter ab. Die jährliche Inflationsrate verharrte einer erste Schätzung des Statistikamtes Eurostat zufolge bei 5,3 Prozent.
- Nachrichtenagentur dpa