Tarifkonflikt eskaliert Bahn stellt Fernverkehr am Freitagvormittag wegen Warnstreik ein
Reisende müssen sich am Freitag auf Bahnchaos einstellen: Die Gewerkschaft EVG ruft zu Warnstreiks auf. Die Bahn stellt den Fernverkehr an dem Vormittag ein.
Die Deutsche Bahn stellt wegen des Warnstreiks der Gewerkschaft EVG den Fernverkehr am Freitag von 3.00 bis 13 Uhr ein. Das teilte der Konzern am Mittwoch mit. Man rechne mit einem schrittweisen Hochlauf der Fernverkehrszüge ab 13 Uhr. Auch der DB-Regionalverkehr falle vormittags weitgehend aus.
Im Tarifstreit bei der Bahn hatte die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) angekündigt, erneut den Schienenverkehr bundesweit lahmlegen zu wollen. Dementsprechend müssten sich Reisende am Freitag von 3.00 bis 11.00 Uhr wieder auf Zugausfälle und Verspätungen einstellen, erklärte die EVG am Mittwoch.
Zum Arbeitskampf aufgerufen seien alle EVG-Mitglieder bei der Deutschen Bahn und in den anderen rund 50 Bus- und Bahn-Unternehmen, wo derzeit verhandelt werde. "Wir müssen den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen, die glauben, die Forderungen ihrer Beschäftigten ignorieren zu können und stattdessen Tarifverhandlungen nach Gutsherrenart führen wollen", erklärten die beiden EVG-Tarifvorstände Cosima Ingenschay und Kristian Loroch. Das sei nicht akzeptabel.
Gewerkschaft will "deutliches Zeichen" setzen
Offen lässt die EVG derzeit noch einen Streikaufruf an die Belegschaft beim Bahnunternehmen Transdev. Denn dort werden am Mittwochvormittag noch Verhandlungen geführt. Die Gewerkschaft setzt nach eigenen Angaben "ein deutliches Zeichen, dass wir nicht die Fahrgäste, sondern die Unternehmen treffen wollen, indem wir diesmal zu einem zeitlich befristeten Warnstreik in den frühen Morgenstunden aufrufen".
Zu verantworten hätten dies die Arbeitgeber, die sich bislang konstruktiven Tarifverhandlungen verweigerten. "Ob dies der letzte Warnstreik in der Tarifrunde 2023 sein wird oder ob weitere folgen müssen, liegt an den Arbeitgebern", erklärten Ingenschay und Loroch.
Ende März hatte die EVG bereits zusammen mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi bundesweit zu einem Großstreik aufgerufen, der neben Bus und Bahn auch Flughäfen und Häfen betraf.
Bis zu 230.000 Beschäftigte betroffen
Nach dem Streik hatte die Gewerkschaft angekündigt, rund um Ostern keine weiteren Arbeitskämpfe anzusetzen. Mit einigen kleineren Unternehmen haben seitdem weitere Gespräche stattgefunden, nicht aber mit der Bahn. Der nächste Termin ist hier nach EVG-Angaben der kommende Dienstag. Bei dem Konzern betreffen die Tarifverhandlungen gut 180.000 der etwa 230.000 Beschäftigten.
Die EVG fordert bei einer Laufzeit von einem Jahr mindestens 650 Euro mehr im Monat oder zwölf Prozent mehr bei den oberen Einkommen. Derzeit verhandelt die Gewerkschaft in zweiter Runde nach und nach mit den rund 50 Bahnunternehmen.
Die Deutsche Bahn zeigte sich zuletzt offen, den Schlichtervorschlag bei den Verhandlungen für den öffentlichen Dienst als Grundlage für die eigenen Gespräche zu übernehmen. Dieser sieht zunächst steuer- und abgabenfreie Sonderzahlungen von 3.000 Euro in mehreren Stufen vor. Ab März 2024 soll es dann einen Sockelbetrag von 200 Euro sowie anschließend ein Lohnplus von 5,5 Prozent geben. Wird dabei keine Erhöhung um 340 Euro erreicht, soll der betreffende Erhöhungsbetrag auf diese Summe gesetzt werden.
Auch Streiks an Flughäfen
Auch an den Flughäfen Düsseldorf, Hamburg und Köln/Bonn müssen sich die Passagiere an den nächsten Tagen wieder auf spürbare Einschränkungen einstellen. Die Gewerkschaft Verdi rief für Donnerstag und Freitag die Beschäftigten im Luftsicherheitsbereich, in der Fluggastkontrolle, der Personal- und Warenkontrolle und in Servicebereichen der drei Flughäfen zu ganztägigen Warnstreiks auf.
"Es ist im Zusammenhang mit dem Streik mit längeren Wartezeiten bis hin zu Flugausfällen oder -streichungen zu rechnen", warnte Verdi am Dienstag. Die Luftfahrtbranche kritisierte den erneuten Ausstand.
- Nachrichtenagenturen dpa und Reuters