"Diffamierende" Berichterstattung Wissenschaftler kritisieren "Bild"-Zeitung für Corona-Artikel
Am Wochenende hatte die "Bild" einige Wissenschaftler als "Lockdown-Macher" bezeichnet. Nun wehrt sich eine Allianz von Wissenschaftlern. Sie kritisieren die Zeitung als "diffamierend" und rufen zu mehr Sachlichkeit auf.
Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen hat deutlich Kritik an der Berichterstattung der "Bild"-Zeitung zur Arbeit von Wissenschaftlern bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie geübt. Die Organisation bezeichnete die Berichterstattung der Zeitung als "diffamierend". Zu den Organisationen zählen unter anderen die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, die Max-Planck-Gesellschaft, die Leibniz-Gemeinschaft, die Alexander von Humboldt-Stiftung und die Hochschulrektorenkonferenz.
Die "Bild" hatte am Wochenende unter dem Titel "Die Lockdown-Macher" die drei Wissenschaftler Michael Meyer-Hermann, Viola Priesemann und Dirk Brockmann als Urheber für neue Corona-Beschränkungen an den Pranger gestellt.
Einseitige und diffamierende Berichterstattung
In dem Statement der Allianz für Wissenschaft heißt es, die Zeitung setze ihre "im vergangenen Jahr begonnene einseitige Berichterstattung gegen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fort".
"Dass und auf welche Weise hier einzelne Forscherinnen und Forscher zur Schau gestellt und persönlich für dringend erforderliche, aber unpopuläre Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung verantwortlich gemacht werden, ist diffamierend", heißt es in dem Statement weiter. Darüber hinaus könne die Berichterstattung auch zu einem Meinungsklima beitragen, "das an anderer Stelle bereits dazu geführt hat, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich physischer und psychischer Gewalt ausgesetzt sehen oder mit ihr bedroht wurden".
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"Unerträglich und wissenschaftsfeindlich"
Solche Formen der Auseinandersetzung seien "in keiner Weise akzeptabel" und widersprächen den Grundprinzipien der Demokratie, so die Wissenschaftler. Sie rufen zu einer sachlichen Diskussion in der Krisenlage auf.
Bereits zuvor war die Berichterstattung der "Bild" in mehreren Medien und im Internet kritisiert worden. "Die Berichterstattung der 'Bild'-Zeitung nimmt inzwischen ein unerträgliches und wissenschaftsfeindliches Ausmaß an", sagte etwa der Präsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes.
"Bild"-Zeitung rechtfertigt sich
Ein Sprecher der zum Axel-Springer-Konzern gehörenden "Bild"-Zeitung teilte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit: "Wir können die Kritik verstehen und nehmen sie ernst. Wissenschaftler verdienen unseren Respekt." Kritik an Wissenschaftlern und ihren Vorschlägen müsse möglich sein, "aber immer angemessen geübt werden".
Der Sprecher verwies auch auf ein Statement des "Bild"-Chefredakteurs Johannes Boie, das in der Montagsausgabe wurde und zuvor online veröffentlicht worden war. Darin heißt es: Wer dieses Land regiere, verändere und über das Leben der Menschen bestimme, müsse Kritik aushalten. Gerade auch von Journalisten. "Umgekehrt muss Kritik angemessen geübt werden. Das gilt ausdrücklich auch für 'Bild'."
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- Nachrichtenagentur dpa