"Eine brillante Analystin" Journalistin Bettina Gaus ist tot
Die Journalistin Bettina Gaus ist nach einer kurzen schweren Krankheit am vergangenen Mittwoch gestorben. Zuletzt kommentierte sie für den "Spiegel" jeden Donnerstag die politische Lage.
Die Journalistin Bettina Gaus ist tot. Wie der "Spiegel" am Montag bestätigte, starb sie bereits am vergangenen Mittwoch in Berlin nach "kurzer schwerer Krankheit". Sie wurde 64 Jahre alt. Gaus war zuletzt seit April dieses Jahres beim "Spiegel" als Kolumnistin tätig gewesen.
Sie kommentierte für das Magazin wöchentlich das politische Geschehen in Deutschland und der Welt. "Bettina Gaus war eine unbestechliche Journalistin und eine brillante Analystin der politischen Lage", würdigte Chefredakteur Steffen Klusmann die Journalistin. "Ihre Stimme wird fehlen." Die Tochter des Publizisten Günter Gaus hatte zuvor 30 Jahre für die Berliner "Tageszeitung" geschrieben. 2010 hatte sie den Medienpreis für Sprachkultur der Gesellschaft für deutsche Sprache erhalten.
"Ein unglaublich warmherziger und witziger Mensch"
Auf Twitter drückten zahlreiche Vertreter der Medienbranche ihre Trauer um Gaus aus. Moderatorin Sandra Maischberger beschrieb sie als "einen politischen Kopf, der schnell und brillant das aktuelle Geschehen kommentieren konnte. Vor allem aber verlieren wir einen unglaublich warmherzigen und witzigen Menschen. Bettina wird uns, wird mir, schmerzlich fehlen."
Zum "taz"-Abschied hatte Gaus sich Gedanken über Macht gemacht: "Was ich gelernt habe: Je weniger Macht jemand hat, desto mehr weiß sie oder er über die Mächtigen. Wer sich in Afrika für Politik interessiert, kennt die Verhältnisse in Europa und den USA viel besser als umgekehrt. Hierzulande sind wir übrigens auch genauer über die Vereinigten Staaten informiert als die Menschen dort über uns."
Tochter eines ehemaligen "Spiegel"-Chefredakteurs
In einer ihrer "Spiegel"-Kolumnen behandelte Gaus im Mai 2021 die Aufregung um angebliche Verbotsforderungen aus der Grünen-Spitze: "Beim Spitzenpersonal aller Parteien achten Medien und Öffentlichkeit inzwischen häufig mehr auf den – vermuteten oder tatsächlichen – Hintersinn von Äußerungen als auf deren Wortlaut. Zu Recht. Politikerinnen und Politiker haben sich angewöhnt, in Interviews zu agieren, als seien sie die Hauptverdächtigen in einem Polizeiverhör. Je geschickter sie ausweichen, desto professioneller wirken sie. Das wird in einem demokratischen System, zu dem Medienfreiheit als tragende Säule gehört, zunehmend zu einem Problem."
Gaus, geboren 1956 in München, machte ihre Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule. Sie war von 1983 bis 1989 Redakteurin bei der Deutschen Welle und berichtete von 1989 bis 1996 aus Nairobi zunächst freiberuflich, ab 1991 für die "taz" als Korrespondentin über Ost- und Zentralafrika. Später leitete sie bis 1999 das "taz"-Parlamentsbüro und wurde deren politische Korrespondentin. Ihr Vater war der ehemalige "Spiegel"-Chefredakteur Günter Gaus.
- Nachrichtenagentur dpa