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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Aktion bei SPD-Fest Jusos machen Seehofer und Zschäpe zu Zielen
Beate Zschäpe, Björn* Höcke und Horst Seehofer haben etwas gemeinsam: Sie waren Ziele beim Dosenwerfen auf einem großen SPD-Sommerfest. Die Jusos finden nichts dabei.
Bei einem SPD-Sommerfest in Berlin haben Jusos für ein "Rechtspopulist*innen-Dosenwerfen" Büchsen unter anderem mit den Gesichtern von NSU-Terroristin Beate Zschäpe und Innenminister Horst Seehofer beklebt. Die CSU hält sich mit Empörung zurück.
Es schepperte an einem von rund 30 Ständen bei dem Lietzenseefest der SPD Charlottenburg-Wilmersdorf: Dosenwerfen bei dem sozialdemokratischen Spektakel. Während sich auf der Bühne der Fraktionsvorsitzende der SPD im Berliner Senat, Raed Saleh, die Staatssekretärin Sawsan Chebli und der örtliche Bundestagsabgeordnete Swen Schulz säuberlich aufreihten, konnten bei den Jusos Politiker zusammen mit der NSU-Mörderin Beate Zschäpe abgeräumt werden. Das Dosenwerfen sollte Aufmerksamkeit dafür schaffen, "dass Verrohung in der Sprache und im politischen Diskurs zu Gewalttaten führt".
Auf zehn Blechdosen waren die Gesichter von aktuellen Politikern und von Zschäpe geklebt worden. Die Mittäterin bei zehn Morden, die dafür zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, stand damit neben dem österreichischen Kanzler Sebastian Kurz, US-Präsident Donald Trump, AfD-Poltikern, dem Immer-noch-SPD-Mitglied Thilo Sarrazin und Bundesinnenminister Horst Seehofer.
Die Jusos gehen in einer Stellungnahme nach mehreren Anfragen und auf Rückfrage nicht auf Zschäpe in dieser Auswahl ein. Abgebildet habe man Gesichter verschiedener Menschen, "welche die freiheitlich demokratische Grundordnung entweder direkt angreifen oder maßgeblich zu ihrer schrittweisen Aushöhlung beitragen."
Das Dosenwerfen sei auch nicht gegen diese Menschen gerichtet gewesen, sondern gegen ihre menschenverachtenden und rassistischen Ideen. Die überwältigende Zahl der Festteilnehmer habe das auch so verstanden. Es ist nicht bekannt, ob es auf dem Fest Unmut über die Vermischung von Terroristin und gewählten Politikern gab. Die Jusos berichten von einem Shitstorm auf rechten Seiten, nachdem ein Berliner AfD-Poltiker die Dosenmotive öffentlich gemacht hatte.
Thema ist für SPD Charlottenburg-Wilmersdorf erledigt
Für Christian Gaebler, Vorsitzender der veranstaltenden SPD Charlottenburg-Wilmersdorf und Chef der Senatskanzlei Berlin, ist das Thema erledigt: Es sei ein eigenständiger Beitrag der Jusos gewesen, "aus meiner Sicht besteht hier kein Anlass zu einer gesonderten Bewertung oder Nachbereitung."
Aber auch die sonst oft wortgewaltige Parteizentrale von Seehofer mag sich nicht dazu äußern, wie unpassend die "Rechtspopulisten"-Auswahl ist. Man wolle das nicht kommentieren.
*Wir hatten an dieser Stelle in einer früheren Version Bernd Höcke anstelle des richtigen Vornamens Björn geschrieben. Wir bitten, das Versehen zu entschuldigen.