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Was Frauen aus Angst nicht tun – und gerne tun würden


Sexismus-Debatte
Was Frauen aus Angst nicht tun – und gerne tun würden

t-online, Jonas Schaible

Aktualisiert am 18.10.2017Lesedauer: 2 Min.
In der Stadt laut Musik hören - viele Frauen fühlen sich dann unsicher.Vergrößern des Bildes
In der Stadt laut Musik hören - viele Frauen fühlen sich dann unsicher. (Quelle: Martin Gerten/dpa-bilder)

Zehntausende Frauen haben im Netz von sexuellen Übergriffen berichtet. Jetzt erklären einige, wie sie sich im Alltag einschränken. Für Männer gibt es einen Hashtag – um sich zu solidarisieren.

von Jonas Schaible

Es ist ein Gedankenexperiment: Was würden Frauen tun, wenn garantiert wäre, dass ab 21 Uhr keine Männer mehr auf der Straße sind?

“Im Mondschein oder in einer warmen Sommernacht im Park spazieren gehen.”

“Super laut mit Kopfhörern Musik hören, ohne mir Gedanken darüber zu machen, ob ich meine Schlüssel griffbereit habe, falls sich jemand anschleicht.”

“Vom Kino nach Hause laufen, anstatt ein Taxi zu nehmen.”

“Mehr lächeln. Langsamer gehen. Im Sommer kürzere Röcke tragen. (...) Alleine in Bars sitzen.”

Das sind einige von fast 400 Antworten auf die Frage, die eine Nutzerin auf Twitter gestellt hat. Kleine, scheinbar selbstverständliche Dinge. Die derzeit für viele Frauen offenbar nicht selbstverständlich sind. Es ist eine Ergänzung zur Debatte um sexuelle Übergriffe durch den Film-Produzenten Harvey Weinstein und die Kampagne unter dem Hashtag #metoo.

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Die Schauspielerin Alyssa Milano hatte dazu aufgefordert, dieses Schlagwort zu verwenden, um zu zeigen, dass man auch sexuell belästigt oder angegriffen wurde. Me too, also: ich auch, ich bin auch belästigt, angegangen, verletzt worden. Zehntausende Frauen und Männer schlossen sich allein auf Twitter an, sehr viele auch auf Facebook. Sie schrieben ihre Erlebnisse auf – oder notierten nur kurz: #metoo.

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Während #metoo zeigte, wie viele Frauen Erfahrung mit sexuellen Übergriffen gemacht haben, führt das Gedankenexperiment mit der Ausgangssperre vor Augen, wie sehr sich viele Frauen sich im Alltag einschränken, weil sie sich unsicher fühlen. Weil sie schon so viele beunruhigende Erfahrungen gemacht oder davon gehört oder gelernt haben, dass sie vorsichtig sein müssen. Eine wirkliche Ausgangssperre für Männer forderten die Kommentatorinnen nicht.

Einige Strategien von Frauen werden häufiger genannt: Etliche Kommentatorinnen tragen keine Kopfhörer oder hören zumindest nur leise Musik, um die Umgebung besser wahrzunehmen. Einige meiden öffentliche Verkehrsmittel, gehen im Dunkeln nicht laufen und umklammern in der Tasche ihre Schlüssel, um ihn als Waffe verwenden und möglichst schnell zu Hause aufschließen zu können.

Eine Nutzerin schrieb: "Das hier bricht mir das Herz. Wir sollten eigentlich unser Leben voll auskosten können, stattdessen verpassen wir die einfachsten Dinge."

An die Männer gerichtet heißt es allerdings in der Ursprungsnachricht: "Lest das hier und nehmt es ernst."

Die einflussreiche Aktivistin Amy Siskind hat dazu passend eine weitere Hashtag-Kampagne gestartet. Sie heißt: #withyou und soll so etwas wie die männliche Antwort auf #metoo sein. Mit dem Kommentar #withyou (etwa: Ich stehe zu dir) können Männer ihre Unterstützung ausdrücken und sich öffentlich dazu bekennen, eine Reihe von Grundregeln einzuhalten, die in dem Beitrag aufgelistet werden.

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Darin heißt es etwa: "Ich verpflichte mich... auf der Straße nie Frauen hinterherzupfeifen oder nachzurufen, nicht zu sagen, sie sollte doch mal lächeln oder ihr Aussehen zu kommentieren." Oder auch: "Ich verpflichte mich, nie zu versuchen, eine Frau mit Alkohol oder Drogen abzufüllen."

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