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Heizungszoff bei Anne Will: "Die Wärmewende wird zur Chaoswende"


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Heizungszoff bei "Anne Will"
Spahn: "Die Wärmewende wird zur Chaoswende"


24.04.2023Lesedauer: 4 Min.
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Jens Spahn (Archivbild): (Quelle: IMAGO/M. Popow)

CDU-Politiker Jens Spahn attackiert die Heizungspläne der Regierung. Zu einseitig, findet eine Mitdiskutantin und macht ihm einen ungewöhnlichen Vorschlag.

Die Wärmewende erhitzt aktuell wie kaum ein anderes Thema die Gemüter. Zu übereilt, zu ambitioniert, zu teuer – so lauten einige der häufigsten Vorwürfe gegen die Pläne der Bundesregierung. Talkshow-Moderatorin Anne Will nahm sich am Sonntagabend der gesellschaftlich heiß diskutierten Frage an und wollte von ihren Gästen wissen: "Das Ende von Öl- und Gasheizungen – Höchste Zeit oder überstürzter Plan?"

Bundesbauministerin Klara Geywitz versuchte ihren Auftritt in der ARD-Talkrunde zu nutzen, um einige der größten Sorgen zu zerstreuen. Die SPD-Politikerin konzentrierte sich auf die Fördermaßnahmen, Ausnahmeregelungen und das grundsätzliche Anliegen hinter dem Gebäudeenergiegesetz. Es gehe um den Einstieg in den Ausstieg aus dem fossilen Heizen, nicht darum, zum 1. Januar 2024 alle Öl- und Gasheizungen zu entsorgen. "Was funktioniert, kann drinbleiben. Was repariert werden kann, kann repariert werden", erklärte sie.

Eine Mahnung hatte Geywitz dennoch parat, und zwar für alle, die überlegen, vor dem Stichtag noch schnell eine neue fossile Heizung einbauen zu lassen. Sie seien auf dem Weg, "gutes Geld in eine veraltete Technik" zu investieren. Außerdem werde die CO2-Bepreisung das Heizen für diese Menschen in einigen Jahren "extrem teuer" machen.

Gäste

  • Klara Geywitz (SPD), Bundesbauministerin
  • Jens Spahn, CDU-Präsidiumsmitglied
  • Kai H. Warnecke, Präsident Haus & Grund Deutschland e. V.
  • Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur "Finanztip"
  • Ann-Kathrin Büüsker, Deutschlandfunk-Journalistin

Dass neue Heizungen ab 2024 zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden sollen, macht vielen Bürgerinnen und Bürgern – von der Immobilienbesitzerin bis zum Mieter – gehörig zu schaffen. Das Ziel, klimaverträglicher für ein warmes Zuhause zu sorgen, stößt durchaus auf Zustimmung. Was Kummer bereitet, sind der Aufwand und die Kosten. Erst recht vor dem Hintergrund der hohen Inflation und Energiepreise.

Finanzexperte kritisiert Profitgier unter Handwerkern

Die Verunsicherung sei groß, bestätigte Hermann-Josef Tenhagen. Zudem würden manche Handwerker "im Augenblick 45.000 Euro für eine Wärmepumpe nehmen, für die sie 2021 noch 25.000 aufgerufen haben", monierte der Finanzexperte. In der Branche gebe es offenbar einige, die von der Not der Menschen profitieren wollten.

Tenhagens Ratschlag an alle, die absehen können, dass sie ihre alte Heizung bald austauschen müssen: erst mal einen Plan machen, gegebenenfalls zu einer gebrauchten Wärmetherme greifen und die gesetzlich vorgesehene Frist von drei Jahren nutzen. "Sie haben kein großes Problem", versuchte der Chefredakteur des Geld-Ratgebers "Finanztip" die Betroffenen zu beruhigen.

Das sah Kai Warnecke, der Interessenvertreter der privaten Immobilieneigentümer, anders. Die Bundesregierung verhindere einen individuellen Sanierungsfahrplan dadurch, dass sie das Pferd von hinten aufzäume, stellte er fest. Weder sei im Einzelnen klar, welche Energieformen Hausbesitzern in Zukunft zur Verfügung stünden, noch würden die Preise in absehbarer Zeit fallen. "Man weiß heute nicht und auch in diesem Dreijahreszeitraum nicht, was man einbauen soll, und dann baut man vielleicht doppelt ein. Das kann sich einfach niemand leisten", klagte Warnecke.

Wärmepumpe dominiert Diskussion um Heizungslösung

Der Präsident des Zentralverbands Haus & Grund Deutschland e. V. war sich letztlich aber mit den anderen Talkteilnehmern einig, dass es in den meisten Fällen auf eine Wärmepumpe hinauslaufen dürfte. Eine Entwicklung, die Oppositionspolitiker Jens Spahn als von der Politik herbeigeführt kritisierte. "Es ist so verengt, dass die teuerste Lösung für alle die Zwangslösung wird", bemängelte der Christdemokrat.

Fehlende Technologieoffenheit war noch eine der harmloseren Anschuldigungen, die Spahn gegen die Bundesregierung erhob. Die Wärmewende werde angesichts der Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Ampel zur Chaoswende, die Bauministerin zur Baustoppministerin. Teilenteignungen, frustrierte Bürger und "eine Reideologisierung der Klimaschutzpolitik" – Spahn ließ kein gutes Haar an den Vorhaben der Regierungskoalition. "Am Ende wollen Sie ja die Lufthoheit über den Heizungskeller", hielt er Geywitz vor.

Sein Hauptvorwurf gegenüber der Regierung aber lautete, mit undurchdachten, übereifrigen Maßnahmen allzu leichtfertig die gesellschaftliche Akzeptanz für das wichtige Thema Klimaschutz zu verspielen.

Genervte Journalistin schlägt Spahn Trinkspiel vor

Dass Spahn bei seinen Attacken mehrfach von einer Politik der Brechstange sprach, verleitete die Journalistin Ann-Kathrin Büüsker zu einem nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag. "Wollen wir ein Trinkspiel machen? Jedes Mal, wenn Sie 'Brechstange' sagen, trinken wir einen Schnaps?", bot die Deutschlandfunk-Moderatorin ihrem Mitdiskutanten an. Allerdings nur, um direkt hinzuzufügen: "Ich glaube, dann schaffen wir die komplette Sendung nicht unbedingt."

Dabei hatte auch Büüsker ihre Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Regierungspläne, wenngleich in einem anderen Punkt. Sie plädierte dafür, die Subventionen nach Einkommen zu staffeln. Man habe bei der Förderprämie für Elektroautos gesehen, dass es andernfalls zu Mitnahmeeffekten bei denjenigen führe, die keine Unterstützung brauchten.

Andere, die darauf angewiesen seien, gingen hingegen leer aus. "Die Gießkanne ist einfach unsozial", urteilte die Journalistin. Außerdem sei schlicht und ergreifend nicht genug Geld da, um es mit offenen Armen zu verteilen. "Und das macht es umso dringender, dass nur diejenigen es bekommen, die es tatsächlich brauchen", lautete Büüskers Fazit.

Verwendete Quellen
  • "Anne Will" vom 23. April 2023
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