Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.CSU-General beim Klimatalk Lanz verliert die Geduld bei Huber: "Das ist einfach Quatsch"
Bei "Markus Lanz" wurde kontrovers über Klimapolitik diskutiert. Einen schweren Stand hatte dabei CSU-Generalsekretär Martin Huber.
Schon bei der Vorstellung des "CSU-Manns für Attacke" waren typische Lanz-Kniffe zu bestaunen: Da warf der Moderator zunächst ein paar haltlos überspitzte Begriffe in den Raum, mit denen Martin Huber zuletzt gegen die Berliner Ampelkoalition gewettert hatte. Etwa, dass deren Wahlrechtsreform "organisierter Wahlfälschung" gleichkomme und an einen "Schurkenstaat" erinnere. Oder das Wort vom "Heiz-Sozialismus". Nur um dann abmildernd hinterherzuschieben: "Er muss das so sagen, meint es aber gar nicht so." Gleichzeitig sprach Lanz seinen Gast so offensiv mehrfach mit "Dr. Huber" an, dass der Generalsekretär sich nach zehn Minuten gequält genötigt sah, darauf hinzuweisen, dass er den Titel – eigentlich sehr wohl bekannt – nicht mehr führe.
Nachdem Lanz noch einmal genüsslich nachgefragt hatte, warum eigentlich, wollte er über ein weiteres Huber-Schlagwort sprechen: "Heimatenergien, was zur Hölle sind Heimatenergien?" Als Huber referierte, dass das "erneuerbare Energien" seien, bei denen man in Bayern "ganz weit vorne" sei, und dass es "auf den Mix" aus Photovoltaik, Wasserkraft, Geothermie, Biomasse und – na ja gut, auch Windkraft – ankomme, steuerte der Windkraftunternehmer Johannes Lackmann eine knappere Zusammenfassung bei: "Heimatenergien sind die, die wir nicht importieren müssen." Und die Journalistin Kristina Dunz warf ein: "Aus Schurkenstaaten!" Allgemeines Gelächter, wenn auch nicht so sehr bei Huber.
Die Gäste
- Martin Huber, CSU-Generalsekretär
- Kristina Dunz, Journalistin ("Redaktionsnetzwerk Deutschland")
- Pauline Brünger, Klimaaktivistin
- Johannes Lackmann, Windkraftunternehmer
Aber damit war das Thema für den CSU-Mann noch nicht ausgestanden. Seine Einschätzung, bei Windkraft sei Bayern "gutes Mittelfeld", präzisierte Lanz in "miserabler Achter". Und als Huber partout nicht beantworten wollte, wie viele Windkrafträder in Bayern im vergangenen Jahr aufgestellt worden seien, lieferte Lanz selbst die Zahl: 22.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Hubers Hinweis, dass es Naturschutzverbände seien, die die meisten Klagen dagegen einreichten, konnte insbesondere die Klimaaktivistin Pauline Brünger nicht überzeugen: Zwar räumte sie ein, dass es im Transformationsprozess "Zielkonflikte" zwischen Klima- und Artenschutz gebe. Insgesamt aber stellte die "Fridays for Future"-Sprecherin fest: "Was Herr Huber hier erzählt, ist mir zu billig." Allerdings verortete sie "blanken Populismus" nicht nur in der CSU, sondern kritisierte auch die Berliner Ampelkoalition: Auch dort – speziell bei SPD und FDP – versuche man, den Leuten zu erzählen, dass man die Klimakrise bekämpfen könne, "ohne dass es Einschränkungen gibt", frei nach dem Motto: "Mit ein bisschen Feenstaub kriegen wir das am Ende hin."
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Eine unerfreuliche Prognose für den CSU-General
Hier widersprach Kristina Dunz und verwies darauf, dass doch gerade Robert Habecks jüngste Heizungspläne klargemacht hätten, dass es nur mit Verboten gehen werde. SPD und FDP sorgten sich lediglich stärker um die damit verbundene soziale Frage und dächten mehr als die Grünen an die nächsten Wahlen. Als Martin Huber unterstellte, die Ampelpläne sähen pauschal vor, "dass im nächsten Jahr die Heizungen ausgewechselt werden müssen", war Markus Lanz’ Verständnis für Zuspitzungen dahin: "Das ist einfach Quatsch", stellte der Moderator fest – und holte wie zur Strafe den Doktortitel wieder raus: "Herr Dr. Huber, warum machen Sie das?"
Auch Journalistin Dunz fand es "schwierig", dass Huber "Dinge bewusst falsch" wiedergebe, dies trage dazu bei, "die Leute weiter zu verunsichern". Stattdessen forderte sie: "Wir müssen über einen neuen Wohlstandsbegriff sprechen." Es gelte, Dinge wie Strom und sauberes Wasser und Heizung neu wertzuschätzen. In diesem Punkt pflichtete ihr Brünger bei: "Neue Werte müssen neu nach vorne geholt werden." Was lange selbstverständlich gewesen sei, sei es eben heute nicht mehr: "Wir müssen sehr, sehr plötzlich sehr viel anders machen." Unternehmer Lackmann verteidigte in dem Zusammenhang unter Verweis auf die Einführung von Katalysator und Energiesparbirne eine "extrem erfolgreiche Verbotspolitik": "Irgendwann müssen auch mal rigide Anordnungen kommen."
Für CSU-General Huber hatte Lackmann noch eine unerfreuliche Prognose, garniert mit einer kleinen Provokation: Es werde im Strommarkt künftig eine norddeutsche und eine süddeutsche Preiszone geben, wobei der Strom im Norden, wo er überwiegend produziert werde, eben günstiger sein werde. Daher, so Lackmann, sei eine "Nordwanderung" der Industrie nicht auszuschließen, weshalb das Kürzel BMW dann durchaus für "Bremer Motorenwerke" stehen könnte. "Ihre Argumentation ist eine absolute Unverschämtheit", keilte Huber zurück und reklamierte, dass Bayern 60 Prozent des Länderfinanzausgleichs bezahle. Derart in Rage, schloss er auf Markus Lanz’ Frage eine Koalition der CSU mit den bayerischen Grünen kategorisch aus – im Gegensatz zu einer Kanzlerkandidatur seines Parteichefs.
- "Markus Lanz" vom 6. April 2023