Parteichefin wird Kanzlerkandatin Weidel will "alle Windräder niederreißen"
Erstmals in der Geschichte hat die AfD eine Kanzlerkandidatin. Alice Weidel führt die Partei in die Bundestagswahl – und kündigt einen radikalen Kurswechsel für Deutschland an.
Der AfD-Bundesparteitag in Riesa hat die Partei- und Fraktionsvorsitzende Alice Weidel einstimmig zur Kanzlerkandidatin gewählt. Mit der 45-Jährigen kürte die Partei am Samstag erstmals in ihrer Geschichte eine eigene Kanzlerkandidatin. Sie wurde in der öffentlichen Abstimmung einstimmig gewählt. Ziel sei die Übernahme der Regierungsverantwortung nach der Bundestagswahl, sagte der AfD-Co-Vorsitzende Tino Chrupalla. "Sie ist die zukünftige Kanzlerin", sagte er.
Nach ihrer Kür als AfD-Kanzlerkandidatin hat Parteichefin Alice Weidel einen radikalen Kurswechsel in der deutschen Politik in Aussicht gestellt. Sollte die AfD in Regierungsverantwortung kommen, würden die deutschen Grenzen "dicht" gemacht und es werde "Rückführungen in großem Stil" geben, sagte Weidel am Samstag beim AfD-Parteitag in Riesa. Dabei machte sie sich ausdrücklich auch den umstrittenen Begriff "Remigration" zu eigen: "Wenn es dann Remigration heißen soll, dann heißt es eben Remigration", sagte sie unter dem Jubel der Delegierten.
Zudem kündigte sie an, dass eine Regierung unter ihrer Beteiligung "alle Windräder niederreißen" wird. "Nieder mit diesen Windmühlen der Schande", sagte Weidel kurz nach ihrer Wahl am Samstag beim Parteitag im sächsischen Riesa. Zudem kündigte sie an, dass eine AfD-Regierung funktionsfähige Kernkraftwerke "natürlich wieder ans Netz nehmen" werde. Für Kohlekraftwerke forderte sie längere Laufzeiten.
"Werden Nordstream wieder in Betrieb nehmen"
In ihrer Rede skizzierte sie ihre Pläne, welche Maßnahmen sie in den ersten 100 Tagen nach einer Machtübernahme umsetzen wolle. Darin versprach sie für diesen Fall auch, dass Deutschland wieder russisches Gas aus der Nordstream-Pipeline durch die Ostsee beziehen wird. "Wir werden Nordstream wieder in Betrieb nehmen, darauf können Sie sich verlassen", sagte Weidel.
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Mit der formellen Kür einer Kanzlerkandidatin zieht die AfD nun die Konsequenz aus ihrem Erstarken in den Umfragen – in den Erhebungen rangiert die AfD derzeit auf Platz zwei hinter der Union. Die Partei will damit nach eigenen Angaben auch einen Regierungsanspruch formulieren. Bei früheren Bundestagswahlen hatte die AfD auf die Aufstellung eines eigenen Kanzlerkandidaten verzichtet. Weidel war aber bereits 2017 und 2021 Teil eines Spitzenkandidaten-Duos für Bundestagswahlen.
Co-Parteichef Chrupalla hatte im September seinen Verzicht auf eine Kanzlerkandidatur erklärt. Am Samstag bekräftigte er seine Unterstützung für Weidels Kandidatur. "Ich halte ihr den Rücken frei", sagte er. Aussicht auf eine Regierungsbeteiligung hat die AfD aber nicht, da keine andere Partei mit ihr koalieren will.
Der Parteitag im sächsischen Riesa begann aufgrund von Blockaden und Protestaktionen von AfD-Gegnern auf mehreren Zufahrtsstraßen mit einer Verzögerung von mehr als einer Stunde.
- Nachrichtenagentur AFP
- Reporterin vor Ort