Ende der Feuerpause Israel nimmt Kämpfe in Gaza wieder auf
Die Feuerpause zwischen Israel und der Terrororganisation ist in der Nacht zum Freitag ausgelaufen. Kurz darauf gab es erste Berichte über schwere Gefechte in Gaza.
Die Feuerpause im Gaza-Krieg hat nicht gehalten. Israels Armee hat die Kämpfe gegen die islamistische Hamas wieder aufgenommen. Kampfflugzeuge seien gegenwärtig dabei, Ziele der Hamas im abgeriegelten Gazastreifen anzugreifen, teilte die Armee am Freitagmorgen nach Ablauf der einwöchigen Feuerpause mit.
Unmittelbar nach Auslaufen der vorübergehenden Waffenruhe gab es am Freitagmorgen aus dem Gazastreifen Hinweise auf schwere Kämpfe. Aus Chan Junis im Süden des Küstengebiets berichtete ein Zeuge, es seien Geräusche zu hören, die auf schweren Beschuss schließen ließen. Über dem Osten der Stadt steige Rauch auf. Menschen seien auf der Flucht in Lager westlich von Chan Junis. Die Nachrichtensender Al-Dschasira berichtete, es habe Tote und Verletzte gegeben. Das israelische Militär erklärt, Ziele der Hamas im Gazastreifen würden mit Kampfjets angegriffen.
Verhandlungen über Fortsetzung der Feuerpause gehen weiter
Das Büro von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warf der Hamas einen Verstoß gegen die Vereinbarungen über eine Feuerpause vor. "Sie ist ihrer Verpflichtung, alle weiblichen Geiseln freizulassen, heute nicht nachgekommen und hat Raketen auf israelische Bürger abgefeuert", hieß es. Nach Informationen des US-Senders CNN gehen die Verhandlungen in Katar über eine Freilassung weiterer Geiseln dennoch weiter. Auch die Verhandlungen zu einer möglichen Fortsetzung der Feuerpause gehen weiter.
Derweil bekräftigte die israelische Regierung das Ziel, die Hamas zu zerstören. "Wir sind auf die nächste Phase der Operation vorbereitet", so Heinrich. "Die israelische Regierung ist entschlossen, die Ziele des Krieges zu erreichen: Die Geiseln freizulassen, die Hamas zu eliminieren und sicherzustellen, dass der Gazastreifen nie wieder eine Bedrohung für die Bewohner Israels darstellt", erklärte Netanjahus Büro am Freitagmorgen weiter.
Panzerbeschuss nahe Flüchtlingslager
Der arabische Fernsehsender Al-Dschasira berichtete unter Berufung auf Augenzeugen von schweren Kämpfen in der Stadt Gaza und anderen Gebieten im Norden des abgeriegelten Gazastreifens. Im Zentrum des Küstenstreifens gebe es nahe der Flüchtlingslager Nuseirat und Bureidsch zudem Panzerbeschuss, hieß es. Die BBC meldete zudem unter Berufung auf die Hamas Luftangriffe auch im Süden des Gazastreifens. Eigene Quelle hätten dies bestätigt, berichtete der britische Sender.
Die Hamas erklärte nach Wiederaufnahme der Kämpfe, die internationale Gemeinschaft, angeführt von den USA, trage die Verantwortung für "die Fortsetzung des brutalen Krieges gegen Zivilisten, Kinder und Frauen". Das palästinensische Volk habe "das Recht, sich mit allen Mitteln zu verteidigen, und es hat das Recht, seine Freiheit und Unabhängigkeit zu erlangen, seinen palästinensischen Staat mit Jerusalem als Hauptstadt zu errichten und die Besatzung (Israel) in Übereinstimmung mit internationalen und UN-Regeln vollständig aus seinem Land zu entfernen", heißt in der Erklärung der Hamas weiter.
105 Geiseln freigelassen
Israel und die Hamas hatten unter Vermittlung Katars sowie Ägyptens und der USA vor einer Woche eine Feuerpause vereinbart, die seither zweimal verlängert worden war – zuletzt um einen Tag. In der Zeit wurden von der Hamas 105 Geiseln freigelassen, unter ihnen auch 14 Deutsche. Israel vermutet, dass sich noch rund 145 Geiseln in Gaza befinden. Darunter sollen sich allerdings nur noch 15 Frauen und Kindern befinden.
Im Gegenzug setzte Israel 240 palästinensische Häftlinge auf freien Fuß. Zudem gelangten weitere Hilfsgüter in den Gazastreifen für die rund zwei Millionen palästinensischen Zivilisten. Diese sind nach Aufrufen Israels zum Großteil in den Süden des abgeriegelten Gebiets geflüchtet. Der Gazastreifen ist etwa so groß wie München.
Verhandlungen über eine erneute Feuerpause könnten dadurch erschwert werden, dass die Hamas fortan einen höheren Preis für viele der verbleibenden Geiseln fordern könnte.
Der Palästinensische Rote Halbmond hatte kurz vor Ausbruch neuer Kämpfe mitgeteilt, seit Beginn der Waffenruhe hätten 310 Lastwagen mit Hilfsgütern erfolgreich den Norden des Gazastreifens erreicht. Demnach kamen seither mehr als 1.000 Lastwagen im gesamten Gebiet an. Laut Hilfsorganisationen ist das nur ein Bruchteil der benötigten humanitären Lieferungen.
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters