Diskussionen um Turbine Scholz: "Konnten Putins Bluff auffliegen lassen"
Dass Kanada trotz Sanktionen gegen Russland eine Turbine für Gazprom gewartet hat, schlug hohe Wellen. Der Bundeskanzler dankt dagegen der kanadischen Regierung.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat dem kanadischen Regierungschef Justin Trudeau gedankt, trotz Sanktionen gegen Russland eine Turbine für die Pipeline Nord Stream 1 gewartet zu haben. "Dank Premierminister Trudeau konnten wir Putins Bluff auffliegen lassen. Wir haben nie geglaubt, dass es für die reduzierten Lieferungen technische Gründe gab", sagte Scholz in einem Interview mit der kanadischen Zeitung "Globe and Mail". Trudeau haben "dem Vorwand die Grundlage entzogen".
Angesprochen darauf, dass die Entscheidung Trudeaus nicht nur viele Kanadier, sondern auch den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj verärgert hatte, verteidigte Scholz seinen Amtskollegen: Es handele sich bei der Entscheidung nicht um eine Gefälligkeit gegenüber Gazprom, sondern vielmehr um ein Zeichen der Solidarität gegenüber Europa: "Inwiefern würde eine Schwächung Deutschlands und Europas der Ukraine helfen?"
Scholz für Flüssiggaslieferungen aus Kanada
Scholz verteidigte den Kurs vergangener Bundesregierungen, die versucht hätten, Russland international nicht zu isolieren. "Es bestand die aufrichtige Hoffnung, wir könnten die Konfrontation der Vergangenheit hinter uns lassen." Allerdings sei es aus heutiger Sicht ein Fehler gewesen, so stark auf russische Energie gesetzt zu haben. "Wir würden uns in diesem Zusammenhang über Flüssiggaslieferungen auch aus Kanada freuen."
Scholz soll im August mit einer Wirtschaftsdelegation in das Land reisen. Am Abend wird Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) in Montreal zu ihrem Antrittsbesuch bei ihrer Amtskollegin Melanie Joly erwartet.
- bundesregierung.de: "Es liegt an Russland, seinen vertraglichen Verpflichtungen wieder nachzukommen" (deutsche Übersetzung des Interviews)
- theglobeandmail.com: "German Chancellor defends Trudeau, saying Canada called Putin’s bluff by agreeing to send Russian turbines back" (englische Version des Interviews)
- Nachrichtenagentur dpa