Kampf ums Weiße Haus Deshalb könnte die Auszählung der Stimmen Tage dauern
Nach der US-Wahl 2020 dauerte es mehrere Tage, bis eine halbwegs klare Tendenz erkennbar war. Ein ähnlicher Wahl-Thriller könnte auch in diesem Jahr drohen.
In wenigen Tagen ist es so weit: Die US-Amerikaner wählen einen neuen Präsidenten. Doch anders als beispielsweise in Deutschland könnte es statt Stunden mehrere Tage, vielleicht sogar Wochen dauern, bevor klar ist, wer die Wahl gewonnen hat. Ähnlich wie 2020 könnte ein Wahl-Krimi drohen.
Warum ist das so? Ein Bezirk, der immer wieder für Verzögerungen verantwortlich ist, ist Maricopa County in Arizona. Hier lebt mehr als die Hälfte der Einwohner des Bundesstaates, entsprechend viele Wahlzettel sind auszuwerten. Erst nach der Auszählung dort ist klar, wer die Mehrheit der Wahlmänner im Swing State Arizona auf sich vereinen kann. Für die Briefwahl zuständig ist der 2021 gewählte "Maricopa County Recorder" Stephen Richer. Sein Büro ist verantwortlich für eine ganze Reihe von Sicherheitsmaßnahmen, die die Auszählung sicherer, aber auch aufwendiger machen sollen. Mehr zu Maricopa County lesen Sie hier.
2020 wählten viele Amerikaner per Briefwahl
Bereits bei der Wahl 2020 hatten gleich mehrere Bezirke länger als gewöhnlich für die Auszählungen gebraucht. Diese Wahl, die während der Corona-Pandemie stattfand, hatte eine außergewöhnlich hohe Briefwahl-Beteiligung: Nur rund eine von drei abgegebenen Stimmen wurde persönlich in einem Wahllokal abgegeben – der Rest kam per Post.
Der Anteil an Briefwählern wird in diesem Jahr nicht so hoch sein wie noch 2020, aber doch beachtlich. Bei deren Auszählungen gelten teils andere Regeln als bei im Wahllokal abgegebenen Stimmen. Oft müssen beispielsweise Unterschriften auf Wahlzetteln mit denen im Wählerverzeichnis abgeglichen werden.
Trump kritisiert Briefwahl
Außerdem können in einigen Staaten Stimmzettel, die nach dem Wahltag eingehen, aber spätestens an diesem abgeschickt wurden, gezählt werden – was besonders in hart umkämpften, engen Swing States noch späte Auswirkungen auf das Ergebnis haben kann. Unter anderem Pennsylvania zählt Stimmen auch dann noch, wenn der Zettel drei Tage nach dem Wahltag ankommt, solange der Poststempel eine Absendung spätestens am Wahltag belegt.
Dass diese späten Veränderungen oft zugunsten der Demokraten ausschlagen, ist kein Zufall, aber auch keine Verschwörung: Demokratische Wähler nutzten auch vor 2020 verstärkt die Briefwahl, Republikaner weniger. Das liegt auch an Donald Trump, der immer wieder – und in den vergangenen Jahren immer öfter – Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Briefwahl geäußert hat. In vielen Staaten werden zuerst die Stimmen aus den Wahllokalen gezählt, bei denen die Republikaner oft einen leichten Vorteil haben. Die Stimmen der Briefwähler werden meistens danach ausgezählt. So erwecken die Auszählungen den Anschein, dass die Demokraten spät, aber deutlich auf die Republikaner aufholen.
Aktuelle Umfragen zeigen ein enges Rennen zwischen Kamala Harris und Donald Trump, insbesondere in Swing States. Es könnte ähnlich knapp werden wie vor vier Jahren. Damals gewann Joe Biden beispielsweise Arizona mit 11.000 Stimmen Vorsprung – in einem Staat, in dem mehr als 4,3 Millionen Menschen wahlberechtigt sind.
- elections.maricopa.gov: "Meet the Leadership"
- Eigene Recherche