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US-Wahl: Rassismus bei Trump-Rallye in New York – Latino-Wähler im Fokus


Republikaner distanzieren sich
Jetzt muss das Trump-Team zittern


Aktualisiert am 28.10.2024 - 09:36 UhrLesedauer: 4 Min.
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Donald Trump: Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat und ehemalige US-Präsident Donald Trump im Madison Square Garden in New York.Vergrößern des Bildes
Donald Trump: Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat und ehemalige US-Präsident im Madison Square Garden in New York. (Quelle: Evan Vucci)

Kurz vor der US-Wahl beleidigt ein Comedian bei einer Trump-Veranstaltung wichtige Wählergruppen. Republikaner suchen die Distanz – und das Harris-Team nutzt die Gelegenheit.

Donald Trump sind politische Skandale nicht fremd. Im Gegenteil: Der Ex-Präsident hat seine Karriere ein Stück weit auf der Wahrnehmung aufgebaut, dass er etablierte Regeln biegen und brechen kann wie kaum ein Zweiter. Doch Trumps jüngster Auftritt in New York – und insbesondere die Aussagen eines Gastes – könnten ihn jetzt wichtige Wähler in einem umkämpften Staat kosten.

Was war passiert? Während einer Veranstaltung Trumps im legendären Madison Square Garden in New York City sprach eine ganze Reihe von Rednern vor dem Star des Abends, Trump selbst. Unter ihnen: Tony Hinchcliffe, der sich selbst auf der Plattform X als "Comedian in Texas" vorstellt. Der 40-Jährige beleidigte während seines Auftritts in New York eine Reihe von Wählergruppen – unter anderem spielte er auf das antisemitische Klischee vom geldgierigen Juden an. In der Arena voller Trump-Fans gab es dafür begeisterten Applaus.

Video | Trump-Wahlkampf: Comedian empört mit Auftritt – Melania überrascht
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Quelle: t-online

Doch es ist nicht dieser Teil von Hinchcliffes Auftritt, der eine Welle der Empörung auslöste: Denn der selbst ernannte Comedian griff auch Latinos im Generellen und Puertoricaner im Speziellen an – für den Kampf ums Weiße Haus eine zentrale Wählergruppe. Puerto Rico sei eine "schwimmende Insel voller Müll", ätzte er von der Bühne. Die Insel in der Karibik, die zwar zu den USA gehört, hat nicht dieselben Rechte wie andere Staaten. Beispielsweise stellt Puerto Rico keine eigenen Senatoren und kann auch nicht für einen US-Präsidenten stimmen.

Comedian spekuliert über sexuelle Vorlieben

Latinos an sich würden es "lieben, Babys zu machen", so Hinchcliffe – bevor er sich in Spekulationen über die sexuellen Vorlieben von Lateinamerikanern erging: "Sie kommen einfach rein, wie sie es unserem Land auch antun." Der erste Teil der Aussage kann im Englischen auch eine sexuelle Bedeutung haben.

Rassistische Angriffe auf Latinos auf einer der größten Trump-Veranstaltungen des Jahres wenige Tage vor der Wahl – das könnte selbst für den skandalerprobten Ex-Präsidenten ein handfestes Problem werden. Denn sowohl Harris als auch Trump werben besonders um die Stimmen der Lateinamerikaner, speziell in dem umkämpften Bundesstaat Pennsylvania.

Pennsylvania ist einer der größten und damit wichtigsten umkämpften Staaten im amerikanischen Wahlsystem. Fast neun Millionen Menschen können dieses Jahr in Pennsylvania ihre Stimme abgeben. 580.000 davon haben Wurzeln in Lateinamerika, mehr als die Hälfte davon in Puerto Rico. 2020 gewann Joe Biden den Staat mit einem relativ knappen Vorsprung von 81.000 Stimmen.

Harris stellt Plan für Puerto Rico vor

Latinos hatten zuletzt eine unterdurchschnittliche Wahlbeteiligung: Während rund drei Viertel der Wähler in Pennsylvania 2020 zur Wahl gingen, beteiligte sich nur jeder zweite Wähler mit Wurzeln in Lateinamerika. Sollte es Kamala Harris gelingen, diese Wählergruppe für sich zu gewinnen, hat sie eine echte Chance, auch den Bundesstaat für sich zu entscheiden.

Beide Parteien wissen um die Bedeutung der lateinamerikanischen Wähler. Während Trump in New York sprach, trat Harris in Philadelphia auf, der größten Stadt Pennsylvanias, in einem puerto-ricanischen Restaurant. 140.000 Puertoricaner leben allein in der Millionenstadt. Und während Hinchcliffe Puerto Rico vor jubelnden Trump-Fans als "schwimmende Insel voller Müll" bezeichnete, stellte Harris Pläne vor, die das Wirtschaftswachstum Puerto Ricos ankurbeln sollen. Unterstützung bekam Harris dabei von prominenten Figuren puerto-ricanischer Abstammung wie Popstar Jennifer Lopez.

Dass man im Harris-Team die Chance erkannt hat, im Wahlkampfendspurt auf die puerto-ricanischen Wähler zu setzen, zeigt auch ein X-Post: Bereits vor der rassistischen Rede Hinchcliffes in New York teilte die Vizepräsidentin bei X ein Video, in dem sie erklärte: "Während meiner Karriere habe ich immer für die Menschen in Puerto Rico gekämpft. Donald Trump hat sie bei jeder Gelegenheit zurückgelassen und beleidigt." Das Video ist spanisch untertitelt.

Republikaner: "Weder witzig noch wahr"

Nach der Veranstaltung im Madison Square Garden reagierte Harris' Vizekandidat Tim Walz in einem Livestream mit der New Yorker Abgeordneten Alexandria Ocasio-Cortez auf Hinchcliffes Aussagen: "Was ist das denn für ein Trottel?" Ocasio-Cortez, die selbst Wurzeln in Puerto Rico hat, sagte: "Wenn so ein Arschloch Puerto Rico eine schwimmende Müllinsel nennt, seht ihr, was diese Leute über euch denken."

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Und auch die Republikaner scheinen erkannt zu haben, wie gefährlich Hinchcliffes Auftritt für Trumps Wiederwahl werden könnte. "Dieser Witz steht nicht für Donald Trump oder seine Kampagne", zitiert der US-Sender NBC eine Sprecherin Trumps. Der Inhalt der Rede sei vorher nicht bekannt gewesen. Trump selbst hat sich nicht zu Hinchcliffes Rede geäußert. Stattdessen teilte er in sozialen Medien Posts, die seine Veranstaltung in New York als "historisch" feiern.

Währenddessen suchen andere Republikaner Distanz zu Trumps New York-Veranstaltung. Rick Scott, Senator aus Florida, erklärte, der Witz sei weder witzig noch wahr. Puertoricaner seien "wunderbare Menschen und wunderbare Amerikaner". In Florida leben mehr als 1,1 Millionen Menschen aus Puerto Rico.

"Scheiß auf diese Rassisten"

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Neben Scott distanzierten sich mehrere republikanische Kongress-Kandidaten von Hinchcliffe – besonders solche, die in New York und Florida um einen Sitz kämpfen. Auch der konservative Journalist Geraldo Rivera schrieb auf X: "Scheiß auf diese Rassisten. Ihr guten Latino-Männer, seid stolz auf euch und eure Vorfahren. Eine Stimme für Trump ist eine Stimme gegen euren Selbstrespekt."

Und Hinchcliffe selbst? Von Zurückrudern kann bei dem Texaner keine Rede sein. Der 40-Jährige erklärte auf X, der Spruch sei aus dem Kontext gerissen worden, "damit er rassistisch erscheint". Er liebe Puerto Rico – und mache gern Urlaub dort.

Verwendete Quellen
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