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Zum journalistischen Leitbild von t-online.US-Wahl Biden gegen Trump: Das könnte das Rennen entscheiden
Der Kampf um das Amt des US-Präsidenten ist vor allem eines: teuer. Mithilfe von Prominenten und Unternehmern versuchen Biden und Trump jeweils ihre Kassen zu füllen.
Geld gewinnt Wahlen, zumindest in den USA: Das Rennen um die Präsidentschaft verschlingt jedes Mal Hunderte Millionen US-Dollar. Umso wichtiger ist es für die Kandidaten, sich finanzstarke Unterstützung zu sichern. Das wissen Ex-Präsident Donald Trump und der amtierende Präsident Joe Biden nur zu gut – immerhin haben sie beide das Rennen schon einmal gewonnen.
Doch warum spielen Wahlkampfspenden in den USA eine so viel größere Rolle als in Deutschland? Und wer von den beiden hat derzeit die Nase vorn? t-online gibt einen Überblick.
Wie funktionieren Wahlkampfspenden in den USA?
Wahlen in den USA sind teuer. Der Wahlkampf 2020, bei dem ebenfalls Biden gegen Trump angetreten war, kostete rund 14 Milliarden US-Dollar. Spenden spielen deshalb eine entscheidende Rolle. Kein anderes Land der Welt kommt auf annähernd so hohe Kosten. Zum Vergleich: Die Bundestagswahl 2021 verschlang nur rund 107 Millionen Euro.
Das war nicht immer so: Erst 2010 entschied der Supreme Court, das oberste Gericht der USA, dass Firmen gleiche Rechte genießen wie Bürger. Eine Obergrenze für Wahlkampfspenden sei daher unzulässig. Direkte Spenden von Bürgern an Kandidaten sind zwar weiterhin auf 2.800 Dollar pro Jahr begrenzt, Lobbyorganisationen dürfen aber beliebig viele Spenden annehmen.
Sogenannte Super Political Action Committees (zu Deutsch: Super politisches Aktionskommittee), kurz Super PACs, erhalten deshalb viele Großspenden. Die PACs dürfen das Geld zwar nicht direkt an den Kandidaten weitergeben, können aber etwa Wahlwerbung schalten.
Wie viele Spenden haben Trump und Biden bislang gesammelt?
Derzeit liegt Trump nicht nur in den Umfragen, sondern auch bei der Höhe der Spenden vorn. Im zweiten Quartal des laufenden Jahres konnte Trump 331 Millionen Dollar an Spenden einsammeln. Davon entfielen allein 112 Millionen Dollar auf den Juni.
Biden konnte im gleichen Zeitraum 264 Millionen eintreiben. Allerdings überholte er Trump zumindest bei den Juni-Einnahmen – hier verzeichnete seine Kampagne ein Plus von 127 Millionen Dollar.
Natürlich geben die Kampagnen der beiden auch regelmäßig Geld aus, etwa für Werbespots, Flyer und die großen Wahlkampfveranstaltungen. Unter dem Strich hat Trump derzeit mehr Barmittel zur Verfügung als Biden. Er hat demnach mit Stand Ende Juni 284,9 Millionen Dollar zur Verfügung, bei Biden sind es 240 Millionen Dollar.
Wie hat sich das TV-Duell auf die Spendenbereitschaft ausgewirkt?
Biden hat beim ersten TV-Duell in der vergangenen Woche gegen Kontrahent Trump schlecht abgeschnitten, wie Umfragen im Anschluss zeigten (mehr dazu lesen Sie hier). Das Wahlkampfteam von Biden hatte sich daher bemüht, wichtige Spender zu beruhigen. In einer Telefonkonferenz mit Hunderten Großspendern versicherten Wahlkampfberater am Montag, dass Bidens Umfragewerte kaum gelitten hätten.
Mit Erfolg: Die Spendenbereitschaft stieg im Nachgang der Debatte. Nach eigenen Angaben verzeichnete das Kampagnenteam von Biden in den Tagen danach einen Spendeneingang von insgesamt rund 33 Millionen US-Dollar.
Bei einer weiteren Telefonkonferenz mit rund 40 Großspendern am Sonntag wurde Bidens Wahlkampfmanagerin Julie Chávez Rodríguez gefragt, ob die Kampagne eine Rückerstattung anbiete, falls Biden nicht antrete. Daraufhin machte sie deutlich: Nein, eine Rückerstattung werde es in einem solchen Fall nicht geben. Aber das Geld würde auch nicht automatisch an die Partei fallen, sondern stünde der aktuellen Vizepräsidentin Kamala Harris zur Verfügung.
Wer sind die größten Spender?
Die meisten Spender zahlen kleinere Geldbeträge von bis zu 200 Dollar. Nach Angaben von Bidens Team machen solche Kleinspender 95 Prozent der Unterstützer aus. Doch um auf die Millionenbeträge zu kommen, die für einen US-Wahlkampf nötig sind, setzen beide Kandidaten auf wohlhabende Spender.
Darunter sind Hollywoodstars wie etwa Julia Roberts, George Clooney und Barbra Streisand, die sich für Biden ausgesprochen haben und beim Einwerben der Spenden unterstützen. Bei einer Gala im Juni erzielten sie für die Kampagne Einnahmen in Höhe von 28 Millionen US-Dollar. Mehr zu prominenten Unterstützern im Wahlkampf lesen Sie hier.
Noch größere Summen hingegen zahlen erfolgreiche Unternehmer und Erben einflussreicher amerikanischer Familien. Der US-amerikanische Hedgefonds-Manager Stephen Mandel hat zusammen mit seiner Frau insgesamt knapp 11 Millionen US-Dollar an die Demokraten gespendet. Unternehmer Reid Garrett Hoffman spendete ebenfalls rund 10,7 Millionen Dollar an die Demokraten.
Noch größere Summen kamen bisher den Republikanern zugute. Kenneth Griffin, CEO des Finanzdienstleisters Citadel LLC, unterstützt die Republikaner mit rund 30,46 Millionen Dollar. Die wohl größte Spende bisher kam vom Ehepaar Jeff und Janine Yass. Er ist Mitgründer der Susquehanna International Group. Die beiden unterstützen die Republikaner mit 46,7 Millionen US-Dollar.
Manche Spender unterstützen auch beide Seiten. Der US-amerikanische Investor und Softwareentwickler Marc Andreesen etwa spendete laut der Website "opensecrets.org" insgesamt rund 11,1 Millionen Dollar. Davon gingen 816.200 US-Dollar direkt an die Demokraten und 779.800 US-Dollar an die Republikaner.
Die Zahlen beziehen sich auf Daten von "opensecrets.org". Dabei umfassen die genannten Summen Spenden an die Kandidaten, Parteien und Aktionskomitees. Viele der genannten Unternehmer spendeten Fremdkapital.
- Eigene Recherche
- edition.cnn.com: "Trump outraises Biden again and erodes president’s financial edge" (englisch)
- wiwo.de: "Das sind die größten Geldspender der Demokraten und Republikaner"
- bpb.de: Wahlkampfkosten
- spiegel.de: "Der teuerste Wahlkampf der Geschichte"
- spiegel.de: "Bundestagswahl wird so teuer wie nie"
- Mit Material der Nachrichtenagentur Reuters