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EM 2024: Anschlags-Drohungen – Diese Gruppe steckt hinter ISPK oder ISIS-K


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Die Spur führt an den Hindukusch
Diese Gruppe will deutsche EM-Stadien angreifen


10.05.2024Lesedauer: 4 Min.
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Frankreich: Um bestmöglich auf Terrorgefahren reagieren zu können, üben Elitetruppen bestimmte Szenarien. (Quelle: t-online)
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Islamisten drohen, Fußballstadien während der Europameisterschaft anzugreifen – und nennen drei konkrete Ziele in Deutschland. Die Gruppe ist nicht unbekannt.

Sie rufen ihre Anhänger zu Anschlägen auf Fußballstadien auf: Ein IS-Ableger droht ganz konkret mit Attacken in Berlin, Dortmund und München. Erschienen ist der Aufruf im IS-Propagandamagazin "Stimme von Khorasan". Zuerst hatte die "Welt" darüber berichtet.

Dahinter steht die Gruppe "Islamischer Staat Provinz Khorasan", abgekürzt ISPK oder ISIS-K. Sie gelangte erst kürzlich weltweit in die Schlagzeilen, als sie im März 2024 einen Anschlag auf eine Konzerthalle in der russischen Hauptstadt Moskau verübte, bei dem 144 Menschen starben. Mehr dazu lesen Sie hier.

Diese Gruppe ist auch hierzulande nicht unbekannt: Bereits im Winter gab es konkrete Anschlagsdrohungen gegen deutsche Städte. So hatte die Terrorzelle offenbar geplant, an Weihnachten 2023 unter anderem den Kölner Dom zu attackieren (mehr dazu lesen Sie hier).

Der aktivste Ableger des "Islamischen Staats"

Der ISPK ist laut dem Extremismusexperten Peter Neumann der momentan aktivste IS-Ableger. Als die Anschlagspläne gegen den Kölner Dom bekannt wurden, schrieb Neumann: "ISPK ist vermutlich der einzige IS-Ableger, der aktuell fähig wäre, im Westen einen großen, koordinierten Anschlag durchzuführen." Bundesinnenministerin Nancy Faeser sagte in der Vergangenheit, von der Gruppe gehe derzeit die größte islamistische Bedrohung in Deutschland aus.

Der sogenannte Islamische Staat hatte seine aktivste Phase um 2014 herum in Syrien und dem Irak. Dort eroberte die Terrorgruppe damals Gebiete mit dem Ziel, ein Kalifat zu errichten. Für ihren Kampf rekrutierte sie auch Kämpfer in Europa, vor allem junge Menschen zogen in vom IS kontrollierte Gebiete. In den Jahren darauf war die Terrororganisation mehr und mehr zurückgedrängt worden.

Viele Kämpfer wichen in andere Regionen aus, etwa in afrikanische Staaten oder wie im Falle des ISPK in Länder in Zentralasien. Khorasan ist der Name einer historischen Region, deren Gebiet in den heutigen Staaten Afghanistan, Iran, Tadschikistan, Usbekistan und Turkmenistan liegt. Aus dieser Region rekrutieren sie ihre Kämpfer. Im ISPK finden sich zudem viele frühere Taliban-Kämpfer, die eine noch extremere Form des Islamismus befürworten als die Mullahs, die Kabul beherrschen.

Der ISPK ist vor allem in Afghanistan aktiv und kämpft dort gegen die Taliban um die Vorherrschaft. Laut Neumann nur mit wenig Erfolg: Die Organisation "kontrolliert nur wenige Dörfer und die Zahl der Anschläge wird immer geringer".

Gruppe denkt zunehmend globaler

Daraus zieht die Gruppe auch ihre Motivation. Ihr gehe es nicht nur um die Ideologie, "sondern auch – und vor allem – um die Vorherrschaft im dschihadistischen Lager", so Neumann im Dezember. Die Denkfabrik Washington Institute for Near East Policy analysierte außerdem, dass die Vereinigung zunehmend globaler denkt – wohl auch, weil sie seit der Machtübernahme der Taliban 2021 in Afghanistan immer schwächer wurde. Dabei verfolge der ISPK eine zweigleisige Strategie.

Einerseits setzte die Gruppe auf eine ausgefeilte Propaganda. Sie betreibt laut dem Washington Institute Medien in vielen Sprachen: Arabisch, Englisch, Farsi, Paschtu, Tadschikisch, Urdu und Usbekisch. Damit zielt sie sowohl auf die umliegenden Staaten wie Indien und Pakistan als auch auf "Schwergewichtler des Nahen Ostens" wie Israel und Saudi-Arabien. Ihre Propaganda richte andererseits ihren Fokus auf ein Publikum in Europa, Russland, China und den USA.

ISPK "seit zwei Jahren auf Russland fixiert"

Die Gruppe setzt darüber hinaus auf Terrorattacken außerhalb Afghanistans. Wie das Washington Institute ermittelte, nahm nach der Taliban-Machtübernahme die Zahl der Anschläge der Gruppe außerhalb von Afghanistan zu, etwa in Pakistan. Die Terrormiliz ist demnach zudem verantwortlich für Raketenangriffe auf Tadschikistan und Usbekistan. Auch Ziele auf den Malediven und im Iran soll sie angegriffen haben.

Im Januar etwa bekannte sie sich zu einer Bombenattacke auf die Gedenkveranstaltung für den iranischen General Qassem Soleimani, der 2020 durch eine US-Drohne getötet wurde. Bei der Attacke starben mehr als 80 Menschen. Dem Iran wirft der ISPK wiederholt vor, vom rechten Glaubensweg abzukommen.

Doch auch Russland steht zunehmend im Visier der Gruppe. "ISIS-K beschuldigt den Kreml, muslimisches Blut an seinen Händen zu haben, und verweist auf Moskaus Interventionen in Afghanistan, Tschetschenien und Syrien", sagte Colin P. Clarke, Analyst für Terrorismusbekämpfung bei der US-Sicherheitsberatungsfirma Soufan Group, der "New York Times". Die Terrormiliz sei "seit zwei Jahren auf Russland fixiert".

Im Fokus der westlichen Geheimdienste

Im Westen scheint die Gruppe ebenfalls präsenter zu werden: Unter anderem in Großbritannien und den USA wurden Mitglieder verhaftet, weil sie Geld sammelten und Unterstützer rekrutieren wollten. Neumann zufolge hatten Festnahmen von IS-Unterstützern in Europa immer häufiger einen Zusammenhang mit ISPK. In Deutschland stehen dabei vor allem tadschikische beziehungsweise zentralasiatische Netzwerke im Fokus.

Im März hatte die Bundesanwaltschaft im Raum Gera in Thüringen zwei mutmaßliche Islamisten des IS-Ablegers festnehmen lassen. Sie sollen einen Anschlag auf das schwedische Parlament geplant haben.

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Auch die US-Geheimdienste haben die ISPK im Blick. Anfang März hatte die US-Botschaft in Moskau eine Warnung herausgegeben und dazu aufgefordert, in den kommenden 48 Stunden große Menschenansammlungen zu meiden. "Die Botschaft verfolgt Berichte, wonach Extremisten unmittelbar bevorstehende Pläne haben, große Versammlungen in Moskau anzugreifen, darunter auch Konzerte."

Der Leiter des Zentralkommandos des US-Militärs, Michael E. Kurilla, hatte erst am Donnerstag im US-Repräsentantenhaus vor der Terrormiliz gewarnt. Er sagte dort, dass der ISPK "die Fähigkeit und den Willen besitzt, die USA und westliche Interessen im Ausland innerhalb von nur sechs Monaten ohne große Vorwarnung anzugreifen".

Verwendete Quellen
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