Flucht vor Talibanherrschaft Viele Afghanen stellen Asylantrag in EU
Schon vor dem Fall Afghanistans an die Taliban Mitte August hat die EU eine steigende Zahl von Asylanträgen aus dem Land registriert. Doch die meisten Geflüchteten kommen noch immer aus Syrien.
In der Europäischen Union sowie in Norwegen und der Schweiz wurden im Juli rund 45.000 Asylanträge gestellt und damit so viele wie noch nie seit dem Ausbruch der Corona-Krise. Diese vorläufigen Daten teilte die EU-Asylagentur Easo am Donnerstag mit. Im Juni hatten noch rund 40.600 Menschen Schutzstatus beantragt.
Die in Malta ansässige Behörde rechnete vor, dass vor allem Anträge aus Afghanistan zunahmen. Die Zahl stieg demnach fünf Monate in Folge und erreichte im Juli einen vorläufigen Höchststand mit 7.300 Anträgen. Im Juni waren es rund 6.000. Auslöser war offenbar die Ankündigung der USA und ihrer Verbündeten, ihre Truppen aus dem Land abzuziehen. Die meisten Anträge kommen jedoch weiterhin aus Syrien (rund 8.500), wie Easo mitteilte. Seit Dezember 2020 wird in dieser Statistik die Lücke zwischen Syrien und Afghanistan auf Platz zwei aber kleiner.
Viele unbegleitete Minderjährige unter Geflüchteten
Von den rund 45.000 Asylbewerbern waren laut der Analyse 2.200 unbegleitete Minderjährige – allein 1.200 kamen aus Afghanistan. So viele Anträge von unbegleiteten Minderjährigen wurden seit November 2016 nicht mehr registriert. Während die Antragszahlen vieler Länder stiegen, wurden aus einigen nord- und westafrikanischen Staaten weniger Anträge gemeldet. Einen großen Rückgang verzeichnete demnach Mali mit nur noch 570 Anträgen im Vergleich zu rund 1.000 im Juni.
Die Europäer sind bemüht, eine neue Flüchtlingskrise wie 2015 abzuwenden und eine humanitäre Katastrophe in Afghanistan zu vermeiden. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte deshalb am Mittwoch zusätzliche humanitäre Hilfe für das Land im Umfang von 100 Millionen Euro zugesagt.
- Nachrichtenagenturen dpa und AFP